"Eine Armee von Dieben": Auch Potemkins Gebeine wurden aus Cherson evakuiert

Grabstätte von Fürst Potemkin in der St.-Katharinen-Kathedrale (Cherson)
Grabstätte von Fürst Potemkin in der St.-Katharinen-Kathedrale (Cherson) Copyright AFP
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Von Euronews mit DPA/AFP
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"Die Russen kamen mit ihren Gewehren und haben ihn vor etwa zwei Wochen mitgenommen", sagt der Protodiakon der Kirche. "Wir haben zwei Weltkriege hinter uns, die Nazis und die gottlosen Kommunisten, niemand hat ihn angerührt!"

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Krankenwagen, Traktoren, auch religiöse Objekte und Statuen - bevor sich die russischen Truppen aus Cherson zurückzogen, ließen sie einiges abtransportieren.

Auch das Denkmal von Fürst Potemkin (1739-1791), der die Stadt im 18. Jahrhundert gründete und in der Krypta der St.-Katharinen-Kathedrale begraben liegt. Beziehungsweise lag - denn auch seine sterblichen Überreste sind fort.

Vater Ilja zeigt auf einen leeren Sockel: "Dort stand der Sarg mit den Gebeinen Potemkins. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, sie hier sicher waren. Es ist schlimm, was sie getan haben. Potemkin hätte es missbilligt."

Potemkins Name wird allgemein mit falschen Dörfern in Verbindung gebracht, die angeblich gebaut wurden, um Zarin Katharina der Großen bei einer Besichtigung ihrer neuen Besitzungen am Dnipro zu gefallen.

"Wir haben zwei Weltkriege hinter uns, die Nazis und die gottlosen Kommunisten, und niemand hat ihn angerührt"
Vater Andrei
Protodiakon, St.-Katharinen-Kathedrale Cherson

Aber Cherson ehrte Potemkin auch als Gründervater. Die orthodoxen Priester waren stolz darauf, seine sterblichen Überreste in der Krypta zu hüten. "Die Russen kamen mit ihren Gewehren und haben ihn vor etwa zwei Wochen mitgenommen", sagt Protodiakon Vater Andrei. "Wir haben zwei Weltkriege hinter uns, die Nazis und die gottlosen Kommunisten, und niemand hat ihn angerührt", wettert er.

Nichts anderes als eine Armee von Dieben

Die Russen hätten auch das Denkmal des Fürsten und andere Artefakte aus ganz Cherson evakuiert. "Ich vermute, sie wollten ihr Erbe mit nach Hause nehmen", sagte der orthodoxe Kirchenmann. "Das zeigt nur, dass sie nichts anderes sind als eine Armee von Dieben."

Die Evakuierung erfolgte bereits Ende Oktober auf Befehl von ganz oben, angeblich aus Sicherheitsgründen. Ein Vorgang von großer symbolischer Bedeutung.

Denn Fürst Potemkin, Feldmarschall, Vertrauter und Liebhaber der russischen Zarin Katharina der Großen, spielte eine wichtige Rolle bei der Einverleibung der südlichen Ukraine.

Seine Geschichte diente Putin als Rechtfertigung seines Angriffs. Eine klare Fehlinterpretation, meinen Historiker.

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