Literatur in Katar: Lesen für eine erfolgreichen Zukunft

Literatur in Katar: Lesen für eine erfolgreichen Zukunft
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Von Laila Humairah, Aadel Haleem
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In Katar begeistert man sich fürs Lesen. In mindestens einem Dutzend Bibliotheken sowie in Buchhandlungen gibt es eine Fülle von Büchern und Wissensangeboten.

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In dieser Qatar 365-Folge geht es um Literatur in Katar. Wir stellen Ihnen kommunale und staatliche Initiativen zur Lese-Förderung vor, sprechen mit Katars erster englischer Fantasy-Autorin und besuchen den ersten katarischen Privatverlag.

In dieser Folge tauchen wir tief in die Welt der Literatur ein. In Katar begeistert man sich fürs Lesen. In mindestens einem Dutzend Bibliotheken sowie in Buchhandlungen wie dieser gibt es eine Fülle von Büchern und Wissen. 

"Unser Ziel ist, dass die Welt liest, was in Katar geschrieben wird."
Dr. Aisha Jassim Al-Kuwari
Gründerin, Roza-Verlag
"Lesen ist eine tolle und aktive Art, die Welt zu verstehen."
Christine Leang
Mitglied des Buchclubs "The Reading Malikats"

Katars Vision für 2030

Zu den wichtigsten Zielen von Katars "Vision 2030" gehören Lesen und Bildung. Dieses Kapitel in der Geschichte des Landes wurde bereits angefangen und wer könnte es besser erfüllen als zukünftige Generationen.

"Wir zeigen, dass Lesen der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft ist."
Nada Bahzad
Qatar Reads

Qatar Reads, eine landesweite Lesekampagne, zielt darauf ab, jedes Kind in jeder Lebensphase mit den Mitteln auszustatten, die es braucht, um Wissen zu erwerben.

"Das Familienleseprogramm ist eine Vorzeige-Initiative von Qatar Reads", erzählt Nada Bahzad, Programm-Entwicklerin bei Qatar Reads. "Es ist das größte Programm, mit über 1.100 teilnehmenden Kindern. Das Hauptziel war es, sie zum Lesen zu ermutigen und Bücher auszuwählen, die am besten zu diesen Altersgruppen passen. Monatlich wechselnde Themen sollen die Kinder bei der Stange halten. Wir liefern jeden Monat ein Paket mit zwei Büchern nach Hause, entweder auf Englisch, Arabisch oder eines von jeder Sprache. Außerdem gibt es Aktivitätsblätter und einen Comic zu einem bestimmten Thema des jeweiligen Monats."

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Nada Bahzad, Programm-Entwicklerin bei Qatar Readseuronews

Das Programm ist relativ neu, aber es zeigt bereits positive Ergebnisse mit langfristigem Nutzen, meint Nada Bahzad: "W__ir haben festgestellt, dass die Zahl der Kinder, die gerne lesen, stark gestiegen ist. Es ist eine tägliche Gewohnheit geworden. Mit am wichtigsten für uns ist, dass es zu einer Familienaktivität geworden ist, bei der Eltern und Geschwister mitmachen. Wir erreichen also nicht nur die Kinder, sondern die gesamte Gesellschaft. Und wir zeigen, dass Lesen der Schlüssel, die Waffe für eine erfolgreiche Zukunft ist."

Gemeinschafts-Initiative Buchclub

Vom Buchabonnement zum Buchclub. Diese ebenfalls monatlich stattfindende Gemeinschafts-Initiative fördert das Lesen bei Erwachsenen. Es gibt zum Beispile den Frauen-Buchclub "The Reading Malikats" bzw. "The Reading Queens". Tracy George gründete die Gruppe, um sich in der neuen Stadt einzuleben. Sie erzählt von den Anfängen: "Als ich nach Doha zog, wollte ich wissen, wo es den nächsten Buchclub gibt, und keiner kannte das. Als haben wir einen gegründet. Im Frauenforum fragte ich, ob jemand Interesse hätte. Eine Flut von Frauen wollte mitmachen, also wurden wir aktiv."

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Tracy George gründete einen Buchclub in Katareuronews

Die Gruppe trifft sich einmal im Monat, um ein Buch zu besprechen, das man gemeinsam ausgesucht und gelesen habt, die Frauen verbindet die Liebe zu Büchern.

Buchclubs werden in Katar immer beliebter, und Orte wie ein Café in Dohas Pearl District bieten den perfekten Rahmen für ein Treffen von Leseratten. 

Dank unterschiedlichster Bücher erweitern die Mitglieder ihr Leserepertoire und entdecken unbekannte Welten, so Christine Leang, Mitglied bei den "The Reading Malikats":

"In der heutigen Gesellschaft neigen Menschen dazu, mehr in sozialen Medien zu versinken als in Büchern. Menschen, die gern lesen, sollten andere Menschen dazu ermutigen, ebenfalls Bücher zu lesen. Man taucht in das Universum des Autors ein und wird angeregt, sich etwas vorzustellen, zu denken. Lesen ist eine tolle und aktive Art, die Welt zu verstehen."

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Christine Leang ist Mitglied bei den "The Reading Malikats"euronews

Katars erste englischsprachige Fantasy-Autorin

Jemand, dessen Arbeit wahrscheinlich in einem zukünftigen Buchclub besprochen werden wird, ist Kummam Al Maadeed. Sie ist Katars erste englischsprachige Fantasy-Autorin. Euronews-Reporter Aadel Haleem hat sie getroffen, um mit ihr über die magischen Welten zu sprechen, die sie erschafft, um mit ihren eigenen Problemen fertig zu werden.

Euronews: Sie sprechen sehr offen über psychische Gesundheit, erzählen von ihren Depressionen. Ihr erster Roman, "Die verlorene Rose", handelt davon. Wann haben Sie beschlossen, etwas dagegen zu tun? 

Kummam al Maadeed, Autorin: Ich musste meine Geschichte erzählen, es tat mir gut, sie aufzuschreiben. Ich hatte zuerst Angst, sie zu veröffentlichen, dass die Leute wissen, was ich denke. Aber dann dachte ich mir: Ich werde sie veröffentlichen, es muss heraus, ich werde den Menschen damit helfen. Denn das Wissen, dass ich Depressionen hatte, hat mir sehr geholfen und mein Leben verändert: Ich wusste, dass etwas nicht stimmte und ich wusste, wie ich es in Ordnung bringen konnte. Wissen ist Macht. Das wollte ich den Menschen vermitteln.

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Der euronews-Reporter Aadel Haleem (re.) mit der Autorin Kummam al Maadeedeuronews

Euronews: Sie sagten, die magischen Welten, die Sie erschaffen, haben Ihnen den Mut gegeben, sich Ihren Dämonen zu stellen?

Kummam al Maadeed: Man stellt sich seine Depression als ein Wesen vor, zum Beispiel eine Katze, man spricht mit ihr und versteht sie, man vermenschlicht sie irgendwie. Es fällt einem leichter, damit umzugehen. Es ist immer das Unbekannte, das den Menschen Angst macht. Ich habe damit gelebt, indem ich Bücher gelesen habe, besonders Harry Potter 'Der Herr der Ringe', all diese Bücher. Ich habe entdeckt, dass das eine echte Hilfe ist. Warum also nicht selbst aktiv werden, indem ich den Leuten meine Geschichte als Werkzeug an die Hand gebe? Ein toller Moment in meiner Karriere war, als eine meiner jugendlichen Leserinnen zu mir kam und sagte: Du hast mir geholfen, mit meinen Depressionen fertig zu werden. Das ist der Grund, warum ich schreibe.

Euronews: Sie erzählen, das Schreiben habe Ihnen den Mut gegeben, sich Hilfe zu suchen. Wie kann man Ihrer Meinung nach, die Probleme der psychischen Gesundheit in dieser Region besser angehen? 

Kummam al Maadeed: Es hat sich viel verändert seit meiner Zeit an der Universität, seit etwa 2008-2009. Je mehr man weiß, desto besser fühlt man sich. Wenn man zum Beispiel eine Grippe hat und nicht weiß, ob es sich um COVID, H1N1 oder eine saisonale Erkältung handelt, weiß man nicht, welches Medikament man braucht. So ist es auch mit der psychischen Gesundheit. Je mehr wir das Thema normalisieren, je mehr wir sagen, dass jeder es bekommen kann, desto eher können wir die Hilfe bekommen, die wir brauchen.

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Fantasy-Autorin Kummam al Maadeedeuronews

Euronews: Als Sie sich entschieden, Ihre Geschichten zu veröffentlichen, hatten Sie Zweifel. Sie hatten Angst, Ihre Gedanken und Ihre Seele preiszugeben, für Ihr Schreiben verurteilt zu werden. Haben Sie als Schriftstellerin immer noch Zweifel? Wie ist Ihre Arbeit aufgenommen worden?

Kummam al Maadeed: Ich erinnere mich daran. Ich war so verängstigt. Es war eine Woche vor der Veröffentlichung meines ersten Romans. Ich dachte, vielleicht wird es den Leuten nicht gefallen, dass ich Fantasy schreibe, also eher einen mittelalterlichen, europäischen Stil. Außerdem schreibe ich auf Englisch. Für Doha ist das ein ganz neues Genre. Ich fürchtete das Urteil. Aber, als das Buch herauskam, haben viele meiner Leser, junge Erwachsene, Teenager es wirklich gut aufgenommen. Ich war so glücklich. Einige meinten, ich hätte ihnen eine Tür geöffnet, damit auch sie diesem Genre schreiben können, sie würden diese Art von Büchern lieben.

Euronews: Und zum Schluss, welche Botschaft haben Sie für Zuschauer, die vielleicht in Ihre Fußstapfen treten wollen?

Kummam al Maadeed: Denken Sie nicht an den Erfolg, nicht daran, einen Bestseller zu schreiben oder die nächste J.K. Rowling zu werden. Bleiben Sie einfach Ihrer Geschichte treu. Setzen Sie sich hin und schreiben, alles andere ergibt sich von allein.

Der erste private Verlag in Katar

Eine Geschichte zu schreiben, ist eine Sache, sie zu veröffentlichen, eine andere. 2013 war Dr. Aisha Jassim Al-Kuwari eine Autorin, die einen katarischen Verlag suchte. Ein Jahrzehnt später leitet sie den Roza-Verlag, einen katarischen Verlag, der lokale Autoren unterstützt: "Wir veröffentlichen Bücher für unsere Gesellschaft. Eine der Herausforderungen ist die Kontinuität und die Unterstützung, die wir brauchen, um diese Ziele zu erreichen."

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Der erste private Verlag des Landes will das kulturelle Leben bereichern, indem er einheimische Autoren unterstützt, ein vielfältiges Angebot an arabischen Büchern vorstellt und die Bedeutung des Lesens in der katarischen Gesellschaft fördert. 

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Dr. Aisha Jassim Al-Kuwari gründete den ersten privaten Verlag in Dohaeuronews

Al-Kuwari gründete den Roza-Verlag 2017. Sie ist die erste weibliche Verlegerin in Katar. Eine Verantwortung, die sie ernst nimmt: "Der Roza-Verlag wurde für die Jugend gegründet, um die arabische Lesewelt und die Weltliteratur mit arabischen Stimmen zu bereichern. Die Arbeit im Bereich des Verlagswesens und der Buchherstellung ist sehr schwierig, aber wir machen weiter. Unser Ziel ist es, dass die Welt liest, was in Katar geschrieben wird."

Im Roza-Verlag hat Al-Kuwari bereits mehr als 200 arabische Bücher veröffentlicht. Sie hofft, noch mehr einheimische Autoren zu ermutigen, zum Stift zu greifen: "Wenn wir ein Buch veröffentlichen, investieren wir in das menschliche Denken, wir bilden die nächsten Generationen. Wir hinterlassen ein kulturelles Erbe."

Bücherfeen verzaubern Katar

Im Moka Caffe im Pearl Bezirk tragen Bücherliebhaber ihren Teil dazu bei, dass mehr Katarer lesen - ein kostenloses Buch nach dem anderen.

Die Gründerin der Book Fairies Qatar erklärt: "Wir haben ein wenig Zauberei in die Sache gebracht. Es gibt diesen Aufkleber - man hat ein Buch, wie dieses hier - und nachdem man das Buch gelesen hat, klebt man einen Aufkleber wie diesen darauf, auf dem steht: 'Nimm dieses Buch, lies es und überlasse es der nächsten Person zum Lesen'. Außerdem gibt es Bänder und kleine Zettel, auf denen steht: 'kostenloses Buch', die Bücher lassen wir an öffentlichen Plätzen liegen, damit die Leute sie finden."

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Die Idee der "Buchfeen" kommt aus Großbritannien. Jean Bayaborda brachte die Idee 2017 nach Katar und wurde dann eingeladen, die offizielle Buchfee in Katar zu sein. Inzwischen gibt es 17.000 Buchfeen in mehr als 100 Ländern.

"Es ist ganz einfach, ich liebe Bücher und hoffe, andere tun es auch. Es geht darum, Menschen zusammenzubringen und die eigene Leidenschaft mit anderen zu teilen", so Jean Bayaborda.

Aktuell gibt es mehr als 20 Buchfeen in Doha, sie haben bereits mehr als 500 Bücher ausgelegt.

"Es ist eine tolle Idee, Bücher in Doha auszulegen", meint Buchfee Jenni Porci. "Man weiß nicht, von wem es ist, man kann es lesen und dann wieder auslegen, damit jemand anderes es lesen kann."

Die Idee, etwas weiterzugeben - und die Anonymität, die dahinter steckt - ist der Grund, warum viele Buchfeen ihre Freizeit opfern, um die Freude am Lesen zu verbreiten. Buchfee Perla Rema Bote: "Wenn ich in ein Café gehe und dort ein kostenloses Buch finde, ist das eine tolle Überraschung und ein Geschenk! Ich kann es lesen und etwas Neues lernen."

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