Katar bietet Raum für Tanz, Musicals und Aufführungen

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Von Miranda Atty, Aadel Haleem
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Wir berichten über das "Festival in Bewegung" vom Dezember, beleuchten Shows und Aufführungen, die während der Fußball-WM stattfanden, und werfen einen Blick auf das Brava Studio, das Tanzunterricht von Salsa bis Ballett, Hip-Hop oder Luftakrobatik anbietet.

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In der Vergangenheit war Katar gegenüber den darstellenden Künsten wie dem Tanz eher zurückhaltend.

Doch als Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2022 hat das Land ein breites Spektrum an öffentlichen Veranstaltungen auf die Beine gestellt.

Und jetzt öffnet sich Katar für eine lebendige Tanz- und Performance-Szene, die von Luftakrobatik über Street Jazz bis hin zu Gastmusikern und Bollywood-Musicals reicht. 

Ein Festival in Bewegung

Das "Festival in Motion" wurde von Ihrer Exzellenz Sheikha Al Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al Thani, der Vorsitzenden der Qatar Museen, als eine Feier von Tanz, Musik, Kunst und Architektur konzipiert.

Die Aufführungen fanden an zehn verschiedenen Orten in Doha und Katar statt, die sich von öffentlichen Räumen und historischen Stätten inspirieren ließen. 

Der Komponist Nico Muhly und der Choreograf Benjamin Millepied haben das Festival gemeinsam kuratiert.

Bei einer der Veranstaltungen wurde der gesamte Außenhof des Nationalmuseums von Katar von Tänzern für eine Performance mit dem Titel "Anthem" in Beschlag genommen.

"Wenn man sich ansieht, wie dieses Gebäude aufgebaut ist, ist es im Grunde eine Reihe von ineinandergreifenden Gesten, es ist unmöglich, alles auf einmal zu sehen", sagte Nico Muhly.

"Man sieht alles so, wie es das Gehirn verarbeitet. Musikalisch war es für mich sehr aufregend, ein Gefühl für Harmonie zu schaffen, das sich ständig verändert, ein Gefühl für Rhythmus, der sowohl beständig als auch unvorhersehbar ist. Die Musik, der Tanz und das Gebäude sind in einem ständigen Dialog."

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Festival in Motioneuronews

Dieses Gespräch wollten die beiden Künstler mit jedem genutzten Raum aufnehmen.

"Anfangs", sagt Nico Muhly, "dachten wir darüber nach, eine Reihe von Aufführungsorten finden. Dann dachten wir, eigentlich wäre es doch toll, die unglaubliche Architektur zu nutzen, nicht nur in Doha, sondern im ganzen Land, und neue Dinge und alte Dinge, die Seite an Seite existieren, und die Kraft, die Tanz und Musik haben, um einen Raum in Echtzeit zu verändern."

Nico Muhly und Benjamin Millepied arbeiten seit 20 Jahren immer wieder zusammen, aber diese Zusammenarbeit war die größte, die sie bisher unternommen haben, mit mindestens sechs Aufführungen pro Tag, dreizehn Tage lang.

Eine Tanzperformance auf Dhau-Booten, die in der Nähe des Museums für Islamische Kunst angedockt waren, wurde von Celia Hollander kreiert.

"Jedes Boot hat seinen eigenen kleinen Track, der gespielt wird, und auf jedem Boot sind ein oder zwei Tänzer", erklärt Nico Muhly. "Man hat also im Grunde eine achtteilige Konversation. Und ähnlich wie bei diesem Raum kann man nicht alles auf einmal wahrnehmen. Wenn man in der Mitte aller Boote steht, hört man immer nur die, die einem am nächsten sind. Das zwingt den Betrachter in gewisser Weise zu einem eigenen Tanz."

Das Festival in Motion präsentierte gewöhnliche Orte außergewöhnlich und bot eine neue und einzigartige Perspektive auf vertraute Wahrzeichen von Doha.

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Musik und Tanz auf dem Wassereuronews

Black Eyed Peas und eine feuerspeiende Spinne

Während der FIFA-Fußballweltmeisterschaft wurde das Besuchererlebnis durch zahlreiche Live-Veranstaltungen bereichert. Auch abseits des Spielfelds gab es Live-Shows, zahlreiche Konzerte und Musicals.

Kurz nach dem Abpfiff des ersten Spiels der Fußballweltmeisterschaft sorgten die Black Eyed Peas für Stimmung. Die Veranstaltung wurde von Alchemy Projects organisiert.

"Dies ist das erste Mal, dass diese großen Marken an einem Ort zusammenkommen, und das ist es, was wir als Alchemy Projects tun, wir bringen die Erlebnisse zu den Menschen", sagte Diana Fazlitdinova, Marketingleiterin der Eventmanagement- und Unterhaltungsagentur.

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Eines dieser Erlebnisse war eine feuerspeiende Spinne. Diese 50 Tonnen schwere Spinne, die erstmals auf dem Glastonbury Festival zu sehen war, trat mit Weltklasse-DJs auf dem Arcadia Music Festival in Erscheinung.

"Die Spinne besteht zu über 90 % aus recycelten Materialien", sagt Bertie Cole, Designer bei Arcadia. "Die Augen sind Nachbrennereinheiten aus militärischen Düsentriebwerken. Die oberen Muskeln sind aus Hubschrauberrümpfen. Die Beine selbst sind von Hafen-Zoll-Scannern. Die Skulptur besteht aus einer Menge militärischer Hardware, aber letztendlich soll sie Menschen zusammenbringen."

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Die Spinne in Aktioneuronews

Die Fähigkeit, Menschen durch Musik zu vereinen, ist der Grund, warum der niederländische DJ Ferry Corsten liebt, was er tut.

"Das ging schon immer Hand in Hand", erklärt er. "Sport, Performance, mit Musik, weil sie dich anregt. Ob Hip-Hop, Tanz, elektronische Tanzmusik, Rock, oder was auch immer, das kann Musik bewirken und deshalb funktioniert sie so gut."

Leidenschaften in einer Liebe vereint

Der marokkanisch-amerikanische Rapper French Montana  trat auf der brandneuen Qetaifan-Insel auf:  

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"Das ist der Segen von Fußball und Musik", sagt er. "Das sind die einzigen beiden Sprachen, die Menschen aus der ganzen Welt in einem Raum zusammenbringen. Jeder fühlt es unterschiedlich, aber es ist eine Liebe."

Die Insel Qetaifan trägt den Beinamen "Unterhaltungsinsel", sie bietet etwas für die ganze Familie. Das akrobatische Kanalspektakel "The Fisherman's Dream" von Regisseur Giuliano Peparini erzählt die Geschichte Katars, von der Zeit der Perlentaucher bis hin zur Entdeckung von Öl und Gas.

Emotionale Verbindungen

Nicht nur Weltklasse-Fußballer zeigen in Katar ihre Kunst, sondern auch die Schauspieler der Musical-Bühnenadaption des indischen Komödiendramas "Monsoon Wedding" von 2001. Das Musical entstand über mehr als 10 Jahre und erweckt den für den Golden Globe nominierten Film der preisgekrönten Regisseurin Mira Nair zu neuem Leben.

"Es ist ein Porträt einer indischen Hochzeit: Bei einer Feier gibt es Lachen, Freude, Geheimnisse, die enthüllt werden, es gibt jede Menge Drama. Der Film zeigt die Liebe und den Irrwitz einer indischen Familie, die zusammenkommt, um eine Hochzeit zu organisieren, die sie sich wünschen."

"Menschen ändern sich nicht, denn die Struktur der Familie ist auf der ganzen Welt gleich. Und deshalb werden die Menschen überall, wo immer wir auch auftreten, davon angesprochen."
Namit Das
Schauspieler, Monsoon Wedding Musical

Die Ausrüstung für das Musical kommt unter anderem aus New York und Dubai. Für Bühnenbildner Bradley King ist Lichtdesign wie eine visuelle Musikkomposition.

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"Die Entwicklung der Show ist ein sehr langer, sehr arbeitsintensiver Prozess," sagt er. "Viele Leute geben ihr Herzblut dafür. Mira hat quasi seit dem Erscheinen des Films an diesem Musical-Projekt gearbeitet."

Namit Das erinnert sich, wie er den Film in einem kleinen Kino in Delhi gesehen hat. Und jetzt, zwei Jahrzehnte später, gehört er zu den Darstellern für die Bühnenadaption.

"Die Geschichte zeigt, dass sich Menschen nicht verändern", meint er. "Denn die Struktur der Familie ändert sich im Grunde nicht - überall auf der Welt. Und deshalb werden sich die Menschen überall, wo wir auftreten, wiedererkennen und sich angesprochen fühlen."

Von Musicals bis hin zu Konzerten, eine emotionale Verbindung ist genauso wichtig wie die Aufführung selbst.

"Hier wird einem alles geboten," sagt Diana Fazlitdinova. "Essen und Trinken, die größten DJs sowie einzigartige Erlebnisse, die Erinnerungen schaffen."

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So wie die Fußball-WM in Katar in den Erinnerungen der Menschen bleiben wird.

Raus aus dem stillen Kämmerlein

Tanz kann sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit und auf unser soziales Umfeld auswirken. Doch in Katar blieb die Tanzgemeinschaft traditionell hinter verschlossenen Türen.

Fiorella Otero war entschlossen, das zu ändern. Im Jahr 2018 gründete sie das Brava Studio, das Tanz- und Luftakrobatik-Kurse anbietet.

"Ich bin vor 12 Jahren nach Katar gezogen", erinnert sie sich. "Und jedes Mal, wenn ich in ein neues Land komme, mache ich mich kundig, wo ich Tanzunterricht nehmen kann. Hier gab es nicht viele Tanzangebote, vor allem nicht für Jugendliche und Erwachsene. Warum konnte man in Katar keine Tanzstunden nehmen? Warum konnte ich das nicht hier haben? So entstand die Idee für das Brava Studio."

Fiorella Otero, die gerade die offiziellen Musikvideos für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft choreografiert hat, leitet die Generalprobe ihrer Schüler für die Show am Ende des Semesters.

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"Ich nehme an mehreren Kursen teil", sagt Tanzschülerin Reyana Semaan. "Beim Tanzen kann ich abschalten. Wenn ich mich nicht gut fühle, höre ich entweder Musik und tanze dazu, oder wenn ich einen schlechten Tag habe, weiß ich, dass Tanzen mir hilft, das ist ein schönes Gefühl. Für mich ist es eine Art Flucht."

Abbau von Missverständnissen

Für Fiorella Otero war es wichtig, Missverständnisse über Tanz und Religion aus dem Weg zu räumen.

"Wir haben das Glück und den Segen, dass wir viele katarische Schüler haben, die die darstellenden Künste, den Tanz und die Luftakrobatik lieben", sagt sie.

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Fiorella Otero, Mitgründerin Brava Studioeuronews

"Ich komme aus Katar", erzählt Schülerin Rania Al-Khalaf. "Und ich habe mich schon immer für Tanz interessiert. Und eines der wichtigsten Dinge für mich war ein Ort, an dem ich mich wohlfühle, ein Ort, an dem man einfach der Realität entfliehen kann."

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"Tanz ist eine universelle Sprache, das Schöne daran ist, dass man eine Geschichte erzählen kann, ohne Worte zu benutzen."
Fiorella Otero,
Mitbegründerin Brava Studio

Die siebzehnjährige Timaa nimmt an vielen Tänzen während der Veranstaltung teil. Sie hat sogar selbst einen choreografiert.

"Ich habe Leute kennengelernt, die nicht nur Kollegen, sondern Freunde sind", sagt sie. "Das Brava Studio hat den Tänzern in Katar und der Tanzgemeinschaft viel gebracht, wofür ich sehr dankbar bin."

Alle Lehrer im Brava Studio haben eine Ausbildung. Es bietet nicht nur Tanzkurse an, sondern ist auch das erste Studio für Luftakrobatik im Land.

"Oft habe ich Schüler, die einen schweren Tag in der Schule hatten", sagt Mollie Brown, Ausbilderin für Luftakrobatik. "Sie kommen hierher, um ihre Pause und ihre Freizeit zu verbringen und sich zu entspannen und zu erholen. Es gibt nichts Besseres als diese Art von Workout. Und, ja, man kann sich schön fit und gesund halten und auch richtig gut drauf sein."

Sie bringt Jungen und Mädchen im Alter ab vier Jahren den Umgang mit den Reifen und den Seilen bei.

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"Am Anfang hatte ich große Angst", erzählt die Schülerin Amanda Marcano. "Aber Mollie hat immer mit uns geredet und mir gesagt: Vertrau mir, du schaffst das schon. Man macht weiter, und es wird jedes Mal leichter."

"Tanz ist eine universelle Sprache", meint die Studioleiterin. "Das Schöne daran ist, dass man eine Geschichte erzählen kann, ohne Worte zu benutzen. Man benutzt seinen Körper, um sich auszudrücken."

Und in dieser Aufführung und mit der Brava-Tanzgemeinschaft hat sie genau das getan. Eine Inspiration, die uns alle ein bisschen mehr in Bewegung bringt.

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