Traumatisiert nach dem Erdbeben: "Im Krankenhaus musste ich die Leichen wegschieben"

Halil Ibrahim Gokpinar konnte sich und seine Frau aus den Trümmern befreien. Doch die medizinischer Versorgung sei extrem schwierig, erzählt er Reporterin Annelise Borges.
Halil Ibrahim Gokpinar konnte sich und seine Frau aus den Trümmern befreien. Doch die medizinischer Versorgung sei extrem schwierig, erzählt er Reporterin Annelise Borges. Copyright Euronews
Von Anelise Borges
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Das Erdbeben in der Türkei und Syrien war an sich schon eine traumatische Erfahrung für alle, die es erlebt haben. Doch auch alles was darauf folgt war und ist eine Ausnahmesituation, in der es unfassbar viel Leid gibt.

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Zehn Tage nach dem Erdbeben in Syrien und der Türkei sind die Zahlen erschütternd: mehr als 40.000 Tote und nach Schätzungen der türkischen Regierung 50.000 zerstörte oder schwer beschädigte Häuser. Hunderttausende von Menschen haben kein Dach über dem Kopf und zelten im Freien oder haben in Autos ihre Lager aufgeschlagen.

Mittlerweile scheint es wie ein Wunder, dass überhaupt noch Menschen lebend gerettet werden. Doch noch am Mittwoch haben Rettungsteams in der Türkei fünf Menschen lebend aus den Trümmern gezogen, wie Euronews-Reporterin Anelise Borges aus der Stadt Adana berichtet.

Eine der geretteten war eine 74 Jahre alte Frau. 227 Stunden nach dem Beben konnte sie aus den Trümmern ihres Wohnhauses in Karamanmarash befreit werden. 

Die türkische Regierung hat Behauptungen zurückgewiesen, dass es Probleme bei der Koordinierung dieser Einsätze gebe oder dass sie eingestellt worden seien. Ankara betont, dass noch über 76 Länder mit Teams vor Ort gibt, die bei den Bergungsarbeiten helfen.

Die medizinische Versorgung ist in den Erdbeben-Regionen extrem schwierig. Wo möglich, werden Verletzte in andere Städte in der Türkei verlegt. In der südtürkischen Stadt Adana arbeiten die Krankenhäuser längst jenseits der Belastungsgrenzen. 

Familienangehörige haben vor den Spitälern ihre Zelte aufgeschlagen und hoffen auf gute Nachrichten. Viele von ihnen sind selbst Überlebende und erzählen von ihren traumatischen Erfahrungen. Halil Ibrahim Gokpinar konnte sich selbst nach 20 Minuten aus den Trümmern seines Wohnhauses in Karamanmarash befreien. Als er seine Frau fand, war diese nicht ansprechbar und hatte blaue Lippen.

"Es war klar, dass sie keinen Sauerstoff mehr im Blut hatte. Sie reagierte nicht auf meine Stimme", erzählt Gokpinar Anelise Borges. "Dann brachten wir sie in das Krankenhaus der anderen Stad. Was wir dort erlebten, war der blanke Horror. "Wir trugen meine Frau hinein. Vergessen Sie Betten, Stühle und Bahren. Es gab keinen Platz für sie, weil es so viele Leichen und Patienten gab. Ich musste Leichen zur Seite schieben, um meine Frau auf den Boden ablegen zu können."

Seine Frau konnte mittlerweile operiert werden und liegt jetzt auf der Intensivstation.

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