Ein neues Leben in Georgien: Geflohene Russen gründen Unternehmen im Ausland

Menschen, passieren die Grenze zwischen Georgien und Russland bei Verkhny Lars (September 2022)
Menschen, passieren die Grenze zwischen Georgien und Russland bei Verkhny Lars (September 2022) Copyright Shakh Aivazov/AP Photo
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Von Euronews
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Tausende russische Unternehmen sind nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine in Georgien registriert. Die meisten Russen, die übergesiedelt sind, wollen im Nachbarland bleiben. Viele Menschen in Georgien sind deshalb beunruhigt.

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"Emigration for Action" ist eines von Tausenden russischen Unternehmen, die nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine in Georgien registriert wurden. Das Ziel ist, Russen, die vor der Mobilisierung geflohen sind, bei der Wohnungssuche zu helfen und ihnen die Integration in ihre neue Umgebung zu erleichtern. Auch Sprachkurse gehören zum Angebot.

Maxim Ivantsov, Gründer von "Emigration for Action" erklärt, dass er selbst an Sprachkursen teilnehme. "Es ist sehr beliebt, die Nachfrage ist groß. Wir sind hier, weil Russland diesen Krieg begonnen hat. Wir wollen nicht in einem Land leben, das andere angreift und für faschistische Taten verantwortlich ist."

Ein Jahr nach dem Einmarsch in der Ukraine gibt es in Tiflis nun russische Cafés und andere Formen der Unterhaltung, die von russischen Bürgern gegründet wurden. Die meisten ihrer Kunden sind Russen. Auch russische Buchhandlungen gibt es in der Hauptstadt. "Itaka Books" ist eine von ihnen.

Die meisten wollen in Georgien bleiben

"Ich kam 2017 zum ersten Mal hierher", sagt der Gründer von "Itaka Books", Stas Gaivaronsky. "Nach einem einstündigen Spaziergang durch Tiflis habe ich mich in diese Stadt verliebt. Ich möchte hier leben, nicht mehr in Moskau."

Nach Angaben der NGO "Transparency International" wurden nach Kriegsbeginn mehr als 15.000 neue Unternehmen in Georgien registriert. Aus diesem Grund glauben Experten, dass die Russen, die aus ihrem Land geflohen sind, hier bleiben werden.

"Hunderte von Unternehmen werden unter einer einzigen Adresse registriert", erklärt Beso Namchavadze, Chef-Analyst bei "Transparency International Georgien". Es gebe sogar einige Dörfer, "in denen innerhalb weniger Monate bis zu 400 Unternehmen registriert werden. Das sieht nach Betrug aus, sie brauchen diese Adressen für formale Dinge", so Namchavadze. "Sie wollen hier bleiben, einige von ihnen wollen arbeiten oder ein Unternehmen gründen. Unabhängig davon: Sie lassen sich als Einzelunternehmer registrieren, das macht es einfacher, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen."

Einheimische in Sorge

Offiziellen Angaben zufolge haben seit Beginn des Krieges etwa 1,5 Millionen russische Bürger die Grenze zu Georgien überquert. Die meisten scheinen geblieben zu sein.

Viele Menschen in Georgien sind deshalb beunruhigt. Einer kürzlich durchgeführten Umfrage zufolge sind rund 70 Prozent der Einheimischen der Ansicht, dass sich die Ankunft russischer Bürger negativ auf das Land auswirke. Immer lauter werden deshalb die Forderungen nach einer Einführung einer Visumspflicht für ihren nördlichen Nachbarn.

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