Der Rubel rollt nicht mehr: Russlands schlechte Handelsbilanz schlägt durch

Der russische Rubel setzt seine Talfahrt fort.
Der russische Rubel setzt seine Talfahrt fort. Copyright Alexander Zemlianichenko/AP
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Von Euronews
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Grund ist vor allem Russlands verschlechterte Handelsbilanz. Exporteinnahmen sind zurückgegangen, Importe sind für Russland teurer geworden.

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Der russische Rubel setzt seine Talfahrt fort. Der US-Dollar ist erstmals seit März 2022 über die Marke von 100 Rubel gestiegen. Im Januar reichten zeitweise noch weniger als 70 Rubel aus, um dafür einen Dollar zu bekommen. Auch zum Euro bleibt der Rubel unter Druck.

Grund ist vor allem Russlands verschlechterte Handelsbilanz. Exporteinnahmen sind zurückgegangen, Importe sind für Russland teurer geworden.

Der pensionierte Lehrer Vladimir Bessosedniy beklagt, dass die Preise steigen werden. "Das heißt, der Lebensstandard wird sinken. Er ist bereits gesunken, er wird noch weiter sinken. Es gibt immer mehr arme Menschen, das ist sicher."

Russlands Wirtschaft lebt vom Krieg

Der wichtigste Faktor sei der Strukturwandel in der russischen Wirtschaft, erklärt Alexandra Prokopenko. Sie ist Stipendiat am Carnegie Russia Eurasia Centre und hat zuvor bei der russischen Zentralbank gearbeitet. 

"Die Nachfrage wird jetzt durch staatliche Ausdehnungen eines größeren militärisch-industriellen Komplexes angetrieben. Damit meine ich nicht nur Unternehmen, die im Krieg tätig sind, sondern auch einen sehr großen Teil des zivilen Sektors."

Russlands Wirtschaft arbeitet also an staatlichen Aufträgen, die vielfacher Weise im Zusammenhang mit dem Krieg stehen. 

Die russische Notenbank will sich an diesem Dienstag zu einer außerordentlichen Sitzung treffen. Beobachter erwarten eine Leitzinsanhebung, mit dem Ziel den Rubel zu stützen.

Prigoschin-Meuterei hat für Unsicherheit gesorgt

Ein Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, Maxim Oreschkin, machte die lockere Geld- und Kreditpolitik der Zentralbank für den Absturz verantwortlich. Sorgen bereite vor allem die Zunahme von Verbraucherkrediten, schrieb der ehemalige Wirtschaftsminister in einem Beitrag für die Nahrichtenagentur Tass. Die Zentralbank habe aber alle Mittel, "um die Situation in nächster Zeit zu normalisieren".

Nach dem von Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine war der Rubelkurs im Februar und März 2022 noch schwächer gewesen. Dann gelang es Zentralbankchefin Elwira Nabiullina, die eigentlich zurücktreten wollte, die Währung zu stabilisieren. Sie führte unter anderem Kontrollen des Kapitalverkehrs ein. Die aktuelle Talfahrt begann mit der Meuterei der Privatarmee Wagner und ihres Chefs Jewgeni Prigoschin im Juni; diese löste tiefe Unsicherheit aus.

In der Rubelschwäche kommen eine Reihe wirtschaftlicher Problemen des kriegführenden und mit Sanktionen belegten Landes zusammen. Durch die staatlichen Ausgaben für den Krieg ist die Wirtschaft nach Moskauer Angaben zwar gewachsen, die Bevölkerung hat Geld in der Hand. Doch Importe sind durch die Sanktionen teurer geworden. Zugleich sind die russischen Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas gesunken.

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