Sind Polizisten schuld am Hirntod eines 16-Jährigen in Frankreich?

Polizei in Frankreich - Symbolbild
Polizei in Frankreich - Symbolbild Copyright AP Photo/Bob Edme
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Von Kirsten Ripper mit AFP, Le Parisien
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Viele in Frankreich diskutieren über den Hirntod des Jugendlichen Sefa, der in #Elancourt offenbar versucht hatte, vor einer Polizeikontrolle zu fliehen. Der Vater des Jungen will eine Klage gegen die Polizisten einleiten.

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In Elancourt im Nordwesten von Paris schwebt ein 16-Jähriger, der mit einem Motorrad unterwegs war, nach einem Zusammenprall mit einem Polizeiauto zwischen Leben und Tod. Inzwischen ist von Hirntod die Rede, nachdem die Behörden zuvor gegenüber AFP den Tod des jungen Sefa angekündigt hatten.

Offenbar hatte der Jugendliche versucht, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen. 

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hat jetzt Sondereinheiten der Polizei, die auf urbane Gewalt spezialisiert sind, nach Elancourt geschickt. Dort leben etwa 25.000 Menschen.

Zwei Monate nach seinem tragischen Tod denken viele in Frankreich an den Fall Nahel, der in Nanterre bei einer Polizeikontrolle durch einen Schuss ums Leben kam. 

Wegen der folgenden Unruhen - laut AFP die schlimmsten seit 2005 - hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen geplanten Besuch in Deutschland verschoben.

Verfolgungsjagd und Zusammenstoß mit dem Polizeiauto

Der Vater von Sefa will gegen die beiden Polizisten, die von der Justiz befragt wurden, eine Klage wegen vorsätzlicher Tötung seines Sohnes einleiten, wie Le Parisien berichtet. "Es scheint, dass der Zusammenstoß mit dem Polizeifahrzeug kein Unfall war, sondern von den Polizisten gewollt und provoziert wurde", erklärt Yassine Bouzrou, der Anwalt des Vaters. Die Familie fordert über den Anwalt, dass die Verfolgungsjagd und der Zusammenstoßes untersucht werden.

"Fahrlässige Tötung"?

Die Staatsanwaltschaft Versailles hat bereits zwei Untersuchungen anberaumt: eine wegen der Weigerung des Jugendlichen, sich von der Polizei kontrollieren zu lassen, und eine zweite wegen "fahrlässiger Tötung", die als polizeiinterne Ermittlung geführt wird.

Der Anwalt der Familie fordert eine Verlegung des Verfahrens weg von Versailles und in den französischen Medien kritisiert er, dass der Tod des Jugendlichen bekannt gegeben wurde, ohne dass die Familie informiert worden sei.

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