G20-Kompromiss: Russlands Angriffskrieg nicht mehr explizit verurteilt

G20-Gipfel-Teilnehmer
G20-Gipfel-Teilnehmer Copyright Evan Vucci/Copyright 2018 The AP. All rights reserved.
Copyright Evan Vucci/Copyright 2018 The AP. All rights reserved.
Von Euronews mit AP, dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Als kleinsten gemeinsamen Nenner werten Diplomaten die Kompromiss-Formulierung, auf die sich die G20 in ihrer Abschlusserklärung geeinigt haben. Experten meinen, Gastgeber Indien habe so ein Scheitern des Gipfels verhindern wollen.

WERBUNG

Als kleinsten gemeinsamen Nenner werten Diplomaten die Kompromiss-Formulierung, auf die sich die G20 in ihrer Abschlusserklärung geeinigt haben. Experten meinen, Gastgeber Indien habe so ein Scheitern des Gipfels verhindern wollen. 

Trotz großer Meinungsunterschiede zum russischen Krieg in der Ukraine und ungewöhnlicherweise bereits am ersten Tag ihres Gipfeltreffens in Neu Delhi haben die 20 führenden Wirtschaftsmächte ein abschließendes Kommuniqué festgelegt. 

Und das ist deutlich weniger scharf formuliert als im vergangenen Jahr. Russlands Angriffskrieg wird in dem Text nicht mehr ausdrücklich von einer Mehrheit der Länder verurteilt. Stattdessen wird nur noch auf entsprechende Resolutionen der Vereinten Nationen verwiesen - und allgemein auf die territoriale Integrität, also die Unverletzlichkeit von Grenzen.

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte die Passagen zum Krieg einen Erfolg. Er würdigte, dass darin die "territoriale Integrität" aller Länder betont werde. Auch Russland lobte das Abschlussdokument als "ausgewogen". 

Die Ukraine war nicht in Neu Delhi vertreten - Gastgeber Indien hatte das Thema nicht so hoch hängen wollen. Anders als im Vorjahr beim Gipfel auf Bali bekam der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auch keine Möglichkeit, per Video zu den Gipfelteilnehmern zu sprechen.

Der Gipfels unter dem Motto "One Earth, one Family, one Future"geht am Sonntag zu Ende.

Zeichen an Afrika: AU wird in G20 aufgenommen

Als neues ständiges Mitglied wurde die Afrikanische Union (AU) in die G20-Gruppe aufgenommen. Gastgeber, Indiens Premierminister Narendra Modi, hatte das gleich zu Beginn des Gipfels angekündigt. Für ihn gilt die Aufnahme der AU als wichtiger Erfolg. Modi versucht, sein Land als Anführer des globalen Südens zu profilieren.

Bisher war die Europäische Union (EU) mit ihren 27 Mitgliedstaaten die einzige Regionalorganisation in der G20-Runde. Der AU gehören alle international anerkannten afrikanischen Länder sowie das völkerrechtlich umstrittene Land Westsahara an. Insgesamt sind es 55 Staaten. Die AU vertritt die Interessen von rund 1,3 Milliarden Menschen. In der EU leben rund 450 Millionen Menschen.

Gegengewicht zu Chinas Neuen Seidenstraße

Außerdem wurde ein neues logistisches Handelsprojekt gestartet, das Indien mit dem Nahen Osten und Europa verbinden soll. "Das ist nichts anderes als historisch", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über denWirtschaftskorridor Indien-Nahost-Europa.

"Es wird die bisher direkteste Verbindung zwischen Indien, dem Arabischen Golf und Europa sein. Mit einer Eisenbahnverbindung, die den Handel zwischen Indien und Europa um 40 % beschleunigen wird."

Die Europäische Union, die USA und weitere Partner haben das riesige Schienen- und Schifffahrtsprojekt auf den Weg gebracht. Das Vorhaben gilt auch als eine Antwort auf Chinas Initiative für eine "Neue Seidenstraße".

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Lula macht Rückzieher: keine Sicherheitsgarantie zum G20 Gipfel für Putin

Diplomatie am Boden: Wenn der Flieger mal wieder nicht starten will

G20-Gipfel in Neu Delhi: Die Suche nach dem Konsens