Rede vor UN-Sicherheitsrat: Selenskyj fordert von UNO "echte Lösungen"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Copyright Ted Shaffrey/AP Photo
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Von Euronews mit dpa
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Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert im UN-Sicherheitsrat Reformen. Russlands Außenminister Lawrow spult ein längliches Programm ab. Zur direkten Konfrontation kommt es nicht. Ein Redner sorgte aber mit einem ungewöhnlichen Vorschlag für Aufsehen.

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Bekleidet, wie bereits in den vergangenen Tagen, mit einem militärisch anmutenden olivgrünen Hemd trägt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Hauch von Kriegsatmosphäre aus seinem Land in den UN-Sicherheitsrat. Er weiß, dass er hier nicht bei den G7 oder anderen Verbündeten ist.

Der 45-Jährige warf bei seiner Rede in New York den Vereinten Nationen Machtlosigkeit vor forderte grundlegende Reformen. Selenskyj betonte, die UNO würde auf Probleme mit "Rhetorik" anstatt mit "echten Lösungen" reagieren. Die Menschheit setze ihre Hoffnungen nicht mehr auf die UN, wenn es um die Verteidigung der souveränen Grenzen der Nationen geht, sagte Selenskyj, der einen Mechanismus verlangte, um Vetos im Sicherheitsrat zu überwinden.

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Wolodymyr Selenskyj spricht am 19.09.2023 auf der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten NationenMary Altaffer/AP Photo

Außerdem forderte er eine Erweiterung des UN-Sicherheitsrats um weitere ständige Mitglieder und sprach sich für ein System aus, um frühzeitig auf Angriffe auf die Souveränität anderer Staaten zu reagieren. Selenskyj war dort erstmals seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen sein Land persönlich vertreten.

Zu einem ersten öffentlichen Aufeinandertreffen mit Sergej Lawrow seit Kriegsbeginn kam es jedoch nicht. Der russische Außenminister war bei Selenskyjs Rede nicht anwesend, er schickte zum Auftakt den russischen UN-Botschafter Wassili Nebensja in die Runde.

Kein Showdown zwischen Selenskyj und Lawrow

Eine Stunde, nachdem der Ukrainer schnellen Schrittes und umringt von seiner Entourage den Raum durch den Ausgang auf der rechten Seite verlässt, bewegen sich die hellen Holztüren auf der linken Seite. Der russische Außenminister Lawrow setzt sich auf den blauen Stuhl seiner Delegation und beginnt mit einer länglichen und schwer zu verfolgenden geschichtlichen Abhandlung, in der er vor allem dem Westen schwere Vorwürfe macht und eine Mitschuld am Konflikt gibt. Selenskyj war bei Lawrows Ausführungen nicht anwesend.

Das Fernduell von Lawrow und Selenskyj im Sicherheitsrat zeigt, wie weit beide Länder von Gesprächen entfernt sind. Der einzige echte Austausch im Saal bleibt an diesem Tag die Konfrontation zwischen Botschafter Nebensja und dem albanischen Ministerpräsidenten Rama.

Hitziger Schlagabtausch zu Beginn

Kurz nach Beginn der Sitzung kam es zu einem Moment, der von diesem Treffen des UN-Sicherheitsrats sicherlich in Erinnerung bleiben wird. Nachdem Selenskyj gerade Platz Platz genommen hatte, redete der albanische Ministerpräsident Edi Rama. Als Vorsitzender des Rates soll er das Treffen leiten, doch die Forderung des russischen Botschafters, Selenskyj solle nicht als erster Landesvertreter sprechen dürfen, provoziert zunächst einen hitzigen und äußerst undiplomatischen Schlagabtausch.

Schließlich schlägt Rama dem Russen vor: "Sie stoppen den Krieg und Präsident Selenskyj wird nicht das Wort ergreifen." Moskaus Vertreter Nebensja ging darauf nicht ein, was nicht überraschte.

Selenskyj dankte dem albanischen Ministerpräsidenten auf der Plattform X: "Lieber Edi Rama, heute haben Sie beim UN-Sicherheitsrat der Welt gezeigt, wie man mit Russland, seinen Lügen und seiner Heuchelei richtig umgeht."

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