"Ich bin sauber": Zweifache Grand-Slam-Siegerin Simona Halep äußert sich zum Dopingskandal

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Von Tokunbo SalakoSabine Sans
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Euronews sprach mit der ehemaligen Weltranglistenersten Simona Halep. Sie wartet auf das endgültige Ergebnis des Sportschiedsgerichts, das sie des Dopings beschuldigt. Die Entscheidung könnte das Ende ihrer glanzvollen Karriere bedeuten.

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Simona Halep hat es an die Spitze der Tenniswelt geschafft und zwei Grand-Slam-Titel gewonnen, doch nun steht sie vor dem größten Kampf ihres Lebens, nachdem sie der Einnahme leistungssteigernder Mittel für schuldig befunden wurde. In dieser Interview-Folge spricht der rumänische Tennisstar über psychische Gesundheit, Rechtsstreitigkeiten, Freundschaften, die an ihre Grenzen stoßen, und ihren Traum von den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Sehen Sie sich das Interview im Videoplayer oben an oder lesen Sie folgend das vollständige Interview.

Euronews-Reporter Tokunbo Salako: Es war ein schwieriges Jahr für Sie. Ein Jahr ohne Tennis. Können Sie mir beschreiben, wie es Ihnen im Moment geht?

Simona Halep: Es ist tatsächlich schon mehr als ein Jahr her, und jeder Tag war sehr schmerzhaft, sehr emotional, verletzend, weil ich weiß, dass ich nichts Falsches getan habe und dass ich sauber bin. Es war ein Schock, als ich den Brief erhielt, dass mein Urintest, nur der Urintest, positiv ausfiel, und zwar mit einer extrem geringen Menge einer verbotenen Substanz. Ich war immer gegen Doping, ich habe mich immer vehement dagegen geäußert, es wäre mir in meinem ganzen Leben nicht einmal in den Sinn gekommen, so etwas zu tun. Es war ein Schock. Ich habe mit dem emotionalen Teil zu kämpfen, denn es lastet sehr schwer auf meinen Schultern, und das so sehr in der Öffentlichkeit zu sehen, hat meine psychische Gesundheit wirklich beeinträchtigt.

"Ich weiß nicht, wie es sein wird, ob ich wieder Vertrauen fassen kann."
Simona Halep
rumänischer Tennisstar

Euronews: Es ist nicht verwunderlich, dass Sie online sehr viel Unterstützung erhalten haben, da Sie einer der populärsten Sportstars der Welt sind, aber auch eine Menge Häme. Wie haben Sie darauf reagiert?

Simona Halep: Die Unterstützung ist unglaublich. Die Fans, die mich bedingungslos unterstützen, das bedeutet mir sehr viel. Diese Menschen bedeuten mir sehr viel, auch wenn ich den schlimmsten Moment in meinem Leben als Sportler erlebe, weiß ich, dass ich sauber bin. Ich habe tonnenweise Nachrichten erhalten, gute Nachrichten, und das Wichtigste ist, dass ich noch nie einen Menschen getroffen habe, der mir etwas Negatives gesagt hat. Alle waren postiv. Das gibt mir die Kraft, jeden Tag weiterzukämpfen, meinen Namen reinzuwaschen und zu zeigen, dass ich nichts falsch gemacht habe. Auch Spielerinnen, die ja meine Gegnerinnen sind, haben mich unterstützt, das weiß ich wirklich zu schätzen, es bedeutet mir sehr viel. Wir kämpfen auf dem Platz, und wenn man in der schlimmsten Situation bist, sind sie da und unterstützen dich. Auch die Legenden. Ich hatte so eine große Unterstützung von Tennislegenden, sie haben auch öffentlich über mich gesprochen, und das bedeutet mir sehr viel. Sie haben mich 100 Prozent unterstützt und das ist großartig, das ist enorm. All das hilft mir, in diesen schwierigen Zeiten stark zu bleiben und dafür zu kämpfen, meinen Namen reinzuwaschen.

Euronews: Die International Tennis Integrity Agency (ITIA) hat mitgeteilt, dass drei verschiedene Expertengremien festgestellt haben, dass Sie absichtlich dieses leistungssteigernde Mittel eingenommen haben. Was sagen Sie zu Ihrer Verteidigung?

Simona Halep: Das haben sie gesagt. Aber es ist ganz klar, dass es eine Verunreinigung war. Drei Tage vor dem positiven Urintest war mein Blut- und Urintest negativ. Mir wurde anfangs gesagt, dass es sich um eine sehr, sehr geringe Menge dieser verbotenen Substanz handelt, und dass ich in diesen drei Tagen nicht gedopt haben kann. Es war nicht meine Absicht und war auch nie meine Absicht, etwas Falsches oder etwas Respektloses gegenüber diesem Sport zu tun. Ich habe alle Regeln respektiert, ich habe ihm mein Leben gewidmet. Meine Prinzipien sind nicht so, ich habe nicht daran gedacht, im Tennis zu betrügen. Es gibt zwei Tatsachen, die für mich sprechen: einerseits die Kontamination und zweitens die Bluttests. Ich habe viele, viele Tests gemacht, und alle waren negativ. Sie haben also nie etwas Falsches in meinem Blut gefunden. Mit diesen beiden Dingen fühle ich mich sicher, wenn ich mich dem CAS (Court of Arbitration for Sport, Internationaler Sportgerichtshof) stelle.

Euronews: Haben Sie Vertrauen in den Prozess?

Simona Halep: Ja, zwar ist die Wartezeit für einen Sportler, einen Profisportler, viel zu lang. Aber ich habe akzeptiert, dass ich nichts dagegen tun kann, und jetzt freue ich mich auf Februar, wenn ich endlich die endgültige Entscheidung erhalte.

Euronews: Einige der Vorwürfe, die gegen Sie erhoben wurden, einige davon haben sich auch gegen Ihr Team gerichtet, Patrick Mouratoglou, den vielleicht bekanntesten Tennistrainer der Welt. Er hat sich im vergangenen Monat geäußert und Verantwortung übernommen, indem er sagte: "Ja, unser Team hat einen Fehler gemacht." Sie bekamen kontaminiertes Kollagen verabreicht.Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen und ihm jetzt?

Simona Halep: Es stimmt, dass er das öffentlich gemacht hat. Ich wünschte, er hätte das ein bisschen früher getan. Ich arbeite schon seit einer Weile nicht mehr mit der Akademie zusammen. Als ich mich in dieser Situation wiederfand, war es schwierig, damit umzugehen, denn ich hatte immer Vertrauen in meine Teams, in frühere Teams und in alle, mit denen ich zusammenarbeite, weil ich denke, dass man mit Vertrauen eine bessere Chance hat, sein Bestes zu geben. Ich war schon immer offen dafür, von anderen zu lernen. Deswegen stellt man Leute ein, denn man braucht die Informationen, man muss besser werden. Ich habe immer darauf vertraut, und mein Vertrauen ist im Moment ein wenig gebrochen. Und in Zukunft weiß ich nicht, wie es sein wird, ob ich wieder Vertrauen fassen kann. Wahrscheinlich muss ich es lernen, denn das ist mein Lebensprinzip: Wenn man jemanden einstellt und mit ihm zusammenarbeitet, muss man ihm vertrauen.

Der rumänische Tennisstar Simona Halep im Gespräch mit Tokunbo Salako von Euronews in Paris
Der rumänische Tennisstar Simona Halep im Gespräch mit Tokunbo Salako von Euronews in Pariseuronews

Euronews: Wann haben Sie beide zuletzt miteinander gesprochen?

Simona Halep: Das ist schon länger her. Vor ein paar Monaten etwa.

Euronews: Wenn der Sportgerichtshof die Entscheidung gegen Sie fällt, wäre das dann das Ende Ihrer Karriere?

Simona Halep: Ich denke ja, denn vier Jahre sind eine Menge, zumindest für mein Alter. Und für einen Sportler, der das jeden Tag seit 25 Jahren macht und sein Leben dem Tennis und dem Sport gewidmet hat, weiß ich nicht, wie es sein wird, aber es wäre eine Katastrophe, wenn es vier Jahre sein werden, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen werde. Wahrscheinlich wird es das Ende meiner Karriere sein, ja. Und für etwas, das ich nicht getan habe und das nicht meine Schuld ist, wäre es sogar noch katastrophaler.

Euronews: Sie bleiben eine Nationalheldin in Ihrer Heimat Rumänien und darüber hinaus, ganz sicher. Viele Menschen werden sich dieses Interview ansehen, vor allem junge Menschen. Welche Botschaft haben Sie für sie?

Simona Halep: Jugendlichen kann ich nur sagen, dass sie große Träume haben sollten. Ich denke, das ist das Wichtigste, sich selbst mit großen Trophäen zu sehen. Natürlich weiß man nie, was im Leben passieren wird, aber wenn man sich dem Sport verschreibt, wenn man diszipliniert ist, wenn man hart arbeitet und wenn man die Leidenschaft, die große Leidenschaft für diesen Sport hat, wird man irgendwann diese Trophäen in die Luft halten. Ich habe das erlebt und kann das an sie weitergeben: Sie müssen den Mut haben, sich selbst zu vertrauen und vorwärtszugehen. Ich weiß, dass manche Tage schwierig sind, weil man keine Lust hat, zu trainieren. Man ist müde, man ist erschöpft, man ist manchmal deprimiert. Aber wenn man sich anstrengt und an solchen Tagen auf den Platz geht, ist das ein großer Schritt. Ich wünsche ihnen viel Glück, und dass sie auf sich selbst vertrauen, dass sie das Selbstvertrauen in sich selbst haben.

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Euronews: Bevor wir zum Ende kommen, werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wenn das Urteil des Schiedsgerichts für Sport zu Ihren Gunsten ausfällt, werden Sie dann hier in Paris spielen, vielleicht bei den Olympischen Spielen?

Simona Halep: Ja, natürlich. Das ist mein Traum! Ich weiß, dass die Chancen dafür nicht groß sind, aber ich träume davon, weil Paris meine Traumstadt ist. Ich habe hier als Juniorin Roland Garros gewonnen. Es hat alles sehr früh angefangen, und es wäre toll, wieder auf dem Platz zu stehen, egal was passiert. Ich möchte einfach nur auf dem Platz stehen, weil ich hierher gehöre und ich das Gefühl habe, dass ich es wieder tun möchte.

Euronews: Simona Halep, ich danke Ihnen für dieses Interview.

Simona Halep: Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört und mit mir gesprochen haben.

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