Die UN-Vollversammlung will über einen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes in Srebrenica abstimmen. 30 Jahre nach Ende des Bosnien-Kriegs droht der alte Konflikt neu aufzubrechen.
Am 11. Juli 1995 marschierten serbische Truppen in die von UN-Soldaten bewachte Sicherheitszone Srebrenica. In den folgenden Tagen ermordeten sie brutal über 8.000 bosniakische Männer und Jungen. Die UN-soldaten sahen zu, genauso wie beim Völkermord in Ruanda.
Der blutigste aller Balkan-Kriege
Der blutigste Balkan-Krieg aller Zeiten tobte in Bosnien-Herzegowina. Heute leben dort muslimische Bosniaken neben katholische Kroaten und orthodoxe Serben. Eine Versöhnung zwischen den Bosniaken und Serben gab es noch nicht.
1995 wurden innerhalb des Bundesstaats die Grenzen der zwei Teilrepubliken festgelegt. In Srpska leben hauptsächlich die Serben und in der Föderation Bosnien und Herzegowina die Bosniaken und die Kroaten.
Dodik leugnet den Völkermord
Nun will UN-Vollversammlung über einen internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes abstimmen. Der Präsident der Teilrepublik Srpska, Milorad Dodik leugnet den Völkermord und droht seine Serbenrepublik vom Rest des Landes abzuspalten und dem benachbarten Serbien anzuschließen.
Damit hat Dodik, der unter US-amerikanischen und britischen Sanktionen steht, in der Vergangenheit schon mehrmals gedroht. Ein wichtiger Grund für die Sanktionen: Er habe den Friedensplan der USA gefährdet, der den Krieg in Bosnien im Jahr 1995 beendete.
Serben sind gegen den Gedenktag
Der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic will die von Deutschland unterstützte UN-Resolution ebenfalls verhindern. Die Resolution würde alle Serben als Völkermörder brandmarken, sagen die beiden Männer. Viele Serben stimmen ihnen zu. Obwohl das serbische Volk in der Resolution nicht ausdrücklich als Täter erwähnt wird, haben Hunderte Menschen in Montenegro dagegen protestiert.
Mütter wünschen sich Anerkennung des Völkermordes
Vor der Abstimmung versammelten sich die Mütter der ermordeten Männer und Jungen an der Potocari-Gedenkstätte. Sie legten einen Granz nieder und beteten in der Nähe der Gräber ihrer Liebsten.
Die Resolution bedeute „sehr viel“ für diejenigen, die ihre Lieben in Srebrenica verloren haben, unter anderen, weil man damit den grausamen Völkermord anerkennen würde, sagte Munira Subasic von der Vereinigung der Mütter. Sie wurden von der britischen Europaministerin Nusrat Ghani und dem britischen Botschafter in Bosnien-Herzegowina, Julian Reilly, begleitet.