Indonesien hat 79 Jahre Unabhängigkeit mit einem Staatsakt in der unfertigen zukünftigen Hauptstadt Nusantara begangen. Die Retortenstadt soll den Druck auf Jakarta verringern. Doch ihr Bau ist hinter dem Zeitplan zurückgeblieben.
Indonesien hat den 79. Jahrestag seiner Unabhängigkeit in der unfertigen zukünftigen Hauptstadt Nusantara begangen.
Hunderte Beamte und geladene Gästen in der traditionellen Kleidung indonesischer Stämme versammelten sich auf einer Grasfläche inmitten der laufenden Bauarbeiten an Regierungsgebäuden mit Blick auf Baukräne im Zentrum von Nusantara.
Präsident Joko Widodo und Regierungsmitglieder nahmen an den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag im neuen Präsidentenpalast teil, der in der Form des Garudas, des mythischen Götterbotens mit Adlerflügel, errichtet wurde.
Ursprünglich sollte Nusantara am Unabhängigkeitstag eingeweiht werden. Aber da die Bauarbeiten hinter dem Zeitplan zurückliegen, ist nicht klar, wann die Verlegung der Hauptstadt stattfinden kann.
Widodo sagte Anfang der Woche, dass man 8.000 Gäste eingeladen habe, aber ihre Zahl wurde später auf 1.300 reduziert, da noch keine ausreichende Infrastruktur vorhanden war.
Zeitgleich mit der Feier im neuen Staatspalast auf der Insel Borneo fand eine Feier im Merdeka-Palast in Jakarta statt, an der auch Vizepräsident Ma'ruf Amin teilnahm.
Widodo nahm Ende Juli seine Arbeit im neuen Präsidentenpalast in Nusantara auf und hielt dort am Dienstag seine erste Kabinettssitzung ab.
Mehr als 5.000 Angehörige der indonesischen Polizei und des Militärs wurden für den Staatsakt zum Unabhängigkeitstag eingesetzt. 76 Ehrenfahnenträger marschierten hinter der rot-weißen Nationalfahne.
Die alte Hauptstadt Jakarta, mit ihren etwa 10 Millionen Einwohnern innerhalb der Stadtgrenzen und dreimal so vielen im Großraum, wird regelmäßig überschwemmt. Ihre Straßen sind so verstopft, dass die Verkehrsüberlastung die Wirtschaft schätzungsweise 4,5 Milliarden Dollar pro Jahr kostet.
Die Luft und das Grundwasser in der alten Hauptstadt an der Nordwestküste der Insel Java sind stark verschmutzt. Jakarta gilt als die am schnellsten sinkende Stadt der Welt. Schätzungen zufolge könnte bis 2050 ein Drittel der Stadt aufgrund unkontrollierter Grundwasserentnahme und des Anstiegs des Meeresspiegels unter Wasser stehen.
Der Bau der neuen Hauptstadt begann Mitte 2022. Sie erstreckt sich über eine Fläche von etwa 2.600 Quadratkilometern, die aus dem Dschungel Borneos herausgeschnitten wurde. Offiziellen Angaben zufolge wird es eine futuristische grüne Stadt mit üppigen Wäldern und Parks sein, die mit erneuerbaren Energiequellen betrieben wird und intelligentes Abfallmanagement nutzt.
Das Projekt wird jedoch von Umweltschützern und indigenen Gemeinschaften kritisiert. Sie vertreten die Auffassung, es zerstöre die Umwelt, verkleinere den Lebensraum bedrohter Tiere wie Orang-Utans weiter und vertreibe indigene Völker, deren Lebensunterhalt auf das Land angewiesen ist.
Mit einer Bevölkerung von rund 275 Millionen Menschen ist Indonesien die größte Volkswirtschaft Südostasiens. Die meisten Investoren der neuen Hauptstadt sind indonesische Unternehmen. Die Regierung steuert 20 % des 33 Milliarden Dollar schweren Budgets bei und verlässt sich für den Rest in hohem Maße auf Investitionen des privaten Sektors.