Nach zwei Tagen auf See legte das italienische Marineschiff Libra im Hafen von Shëngjin an, wo die 16 Menschen aus Bangladesch und Ägypten an Land gebracht werden sollen.
Das Marineschiff Libra läuft mit den ersten 16 Migranten an Bord in den albanischen Hafen Shëngjin ein. Sie sind die ersten Schutzsuchenden, die in den italienischen Einrichtungen des Landes aufgenommen werden.
Wenige Dutzend Meter vom Pier entfernt befindet sich der von Italien eingerichtete Hotspot, wo die Menschen gesundheitlich untersucht und identifiziert werden. Danach werden sie voraussichtlich in das Auffanglager in Gjader, einige Dutzend Kilometer vom Hafen entfernt, gebracht.
Es handelt sich um zehn bangladeschische und sechs ägyptische Männer. Berichten zufolge sollen sie sich nicht in einer prekären Lage befinden. Sie wurden von dem Marineschiff Libra aus dem Meer gerettet.
Die Menschen gehörten zu den Tausenden, die sich auf dem Weg zur sizilianischen Insel Lampedusa befanden oder bereits am Montag dort ankamen.
Die beiden Zentren: Shëngjin und Gjadër
Nach Albanien werden nur Schiffbrüchige aus Drittländern gebracht, die als "sicher" gelten und daher leichter repatriiert werden können, erklärten die italienischen Behörden. In Shëngjin wurde direkt im Hafen ein Hotspot eingerichtet. Die Ankommenden werden medizinisch untersucht, haben Zugang zu einem Dolmetscher und können einen Asylantrag stellen.
Die Verfahren werden nur wenige Stunden dauern und es ist nicht vorgesehen, die Migranten über Nacht zu behalten. Sie sollen umgehend in ein anderes, größeres Zentrum verlegt werden: Gjadër, das 30 Autominuten landeinwärts liegt. Es wurde auf einer Fläche von 77.000 Quadratmetern errichtet und ist in sechs Bereiche unterteilt. Künftig soll es bis zu dreitausend Menschen aufnehmen und nach den Plänen der italienischen Regierung die Prüfung von 36.000 Asylanträgen jährlich ermöglichen.
Tatsächlich sollen die Asylanträge nach dem beschleunigten Verfahren laut italienischem Recht in maximal 28 Tagen bearbeitet werden. Während dieser Zeit werden die Antragsteller in einem Bereich mit grün gestrichenen Wänden untergebracht und können sich dort mit Anwälten und Mitarbeitern internationaler Organisationen treffen, die freien Zugang haben.
Asylbewerber, deren Antrag angenommen wurde, werden mit einer Aufenthaltsgenehmigung nach Italien überstellt. Diejenigen, deren Antrag abgelehnt wurde, werden stattdessen auf Kosten und Verantwortung Italiens zurückgeschickt.
Während sie auf ihre Abschiebung warten, landen sie in einem anderen Teil des Lagers – dem Abschiebe- und Rückführungszentrum, mit seinen blau gestrichenen Wänden und vergitterten Fenstern. Von hier aus kann man nur aus medizinischen Gründen oder zur Rückkehr in sein Heimatland ausreisen. Es gibt mehrere Dutzend Plätze. Wenn die Kapazität überschritten ist, werden Personen, die auf ihre Rückführung warten, nach Italien gebracht.
In Gjadër gibt es auch ein Gefängnis mit einer Kapazität von 20 Plätzen für Migranten, die Straftaten begehen. Doch in Wirklichkeit ist das gesamte Zentrum ein Ort der Zwangsinhaftierung, der eingezäunt ist und von Dutzenden italienischer Polizisten bewacht wird.