Olaf Scholz oder Friedrich Merz? Die Suche nach dem Sieger der TV-Debatte beschäftigt an diesem Montag die deutschen Medien. Dabei fallen die Urteile sehr unterschiedlich aus.
In einer ersten Umfrage in der Community des öffentlich-rechtlichen Senders ARD ging Olaf Scholz als Sieger des ersten TV-Duells vor der Bundestagswahl hervor. Rund 56 Prozent sahen Scholz als Gewinner, 14 Prozent sahen den Sieg bei Friedrich Merz, 28 Prozent konnten keinen Gewinner ausmachen.
Auch eine Blizumfrage des ZDF ermittelte einen leichten Vorteil für den Kanzler. Rund 37 Prozent sahen Scholz als Sieger des Schlagabtauschs, 34 Prozent fanden Merz überzeugender, 29 Prozent gaben an, dass keiner der beiden Kandidaten als Gewinner aus dem Duell hervorgehe.
Scholz sei angriffslustiger gewesen, Merz habe sich "betont staatsmännisch" gegeben, so die ARD. Auch Körperspracheexperten gaben Scholz die besseren Noten. Er habe deutlich mehr Vielfalt in seiner Körpersprache gezeigt und damit mehr unterschiedliche Emotionen angesprochen.
"Schlagseite zu Gunsten Scholz" und "GroKo-Vibes"
Der Spiegel spricht in seiner Bilanz am Montagmorgen von "GroKo-Vibes“. Friedrich Merz habe deutlich gemacht, dass es mit der SPD Überscheidungen beim Thema Migrationspolitik gebe und man sich in diesem Punkt einigen könnte, so die Analyse.
Während der Debatte hatte Scholz versprochen, für die Zeit nach der Wahl, einen "harten Kurs" in der Asylpolitik fortzusetzen. "Es hat noch nie schärfere Gesetze gegeben, als die, die ich durchgesetzt habe." Die Zahl der Asylsuchenden nehme ab, so Scholz.
Ähnlich sieht es die FAZ. Sie schreibt von "Verhandlung künftiger Partner" statt einem Duell. Es gebe genug Schnittmengen, "Merz habe sich bereits auf die SPD als Mehrheitsbeschaffer eingestellt".
Die Süddeutsche Zeitung sieht den Kanzler ebenfalls als knappen Sieger und schreibt, dass er trotz einiger Giftspritzer in Richtung Merz vergleichsweise sympathisch wirkte.
Die Springer Medien BILD und WELT sehen es genau umgekehrt. Scholz wäre bissig und raufsüchtig aufgetreten, Merz hingegegen besonnen. "Das Rennen scheint gelaufen", so die BILD.
Auch FDP-Chef Christian Lindner meldete sich zu Wort, auf X. Sein Urteil: „Merz bleibt ungewöhnlich blass zur Wirtschaftswende und ambivalent zu Grünen.“ Mit seinem alten Koalitionspartner geht er hart ins Gericht: „Scholz wirkt dynamisch, aber abgekoppelt von dem, was in Wahrheit in seiner Regierung lief. Auch bei ihm keine Idee zur Wirtschaft. Moderation mit Schlagseite zu Gunsten Scholz.“
Viele Experten sehen allerdings keinen klaren Gewinner des TV-Duells. Die Grünen hatten die Veranstaltung bereits im Vorfeld als „Gestern gegen Vorgestern“ kritisiert und bemängelt, dass Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck auf dem Podium fehle.
Bei dieser ersten TV-Debatte ging es vor allem um Migrationspolitik und Wirtschaftsfragen. Über den Klimaschutz wurde gar nicht gesprochen.
Ein richtiger Schlagabtausch war das wohl nicht. Die Tagesschau zeigte sich eher enttäuscht von einem "stellenweise ganz schön langweiligen Duell".
Der Wahlkampf geht in die heiße Schlussphase. Merz und die CDU/CSU genießen einen großen Vorsprung in den Umfragen. Die Union kommt derzeit auf 29 bis 34 Prozent, die SPD liegt dagegen weit abgeschlagen mit 15 bis 18 Prozent nur auf Platz drei hinter der AfD.