Der SPD-Chef Lars Klingbeil will mehr Menschen in die Rentenversicherung holen, um die steigenden Beiträge langfristig zu stemmen. Es wird erwartet, dass die Sozialversicherungsbeiträge steigen.
SPD-Chef Lars Klingbeil forderte eine grundlegende Reform des Rentensystems. Er sprach sich gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters aus, erwog jedoch eine Erweiterung des Beitragszahlerkreises sowie finanzielle Anreize für freiwilliges Arbeiten nach dem Renteneintrittsalter.
"Wir müssen darüber reden, wer alles und wie viel in die Rentenkasse einzahlt", sagte Klingbeil den Zeitungen den Funke Mediengruppe. „Entweder haben wir die Kraft, in dieser Legislaturperiode eine echte Reform zu schaffen, oder es kommen diejenigen, die mit Kettensägen den Sozialstaat zerstören wollen. Wir müssen uns jetzt anstrengen.“
Die Sozialversicherungsbeiträge werden steigen, so Klingbeil. Auch eine Projektion des Berliner Forschungsinstituts IGES berechnete im Januar, es drohe "eine Abgabelast der Sozialversicherung bis 2035 von 49 Prozent oder höher". In diesem Jahr liegen die Sozialabgaben bei 42,5 Prozent, unter anderem durch die Anhebung des Zusatzbeitrags in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Für den SPD-Politiker geht es um eine Gerechtigkeitsfrage. „Wer gebuckelt hat, in der Pflege, als Erzieherin, auf dem Bau oder an der Supermarktkasse, soll eine auskömmliche Rente haben“, betonte Klingbeil. Die geplanten Maßnahmen der wohl künftigen Regierung müssen laut ihm als "echte Reform" umgesetzt werden.
Das steht zur Rente im Koalitionsvertrag
Im Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD, sie werden die "Alterssicherung für alle Generationen auf verlässliche Füße stellen." Die Parteien wollen das Rentenniveau gesetzlich bis 2031 bei 48 Prozent absichern.
Außerdem soll im kommenden Jahr die Frühstart-Rente eingeführt werden. Sie soll junge Menschen an den Kapitalmarkt heranführen und für Themen wie die private Altersvorsorge sensibiliseren, lautete es bereits im Wahlprogramm der Union.
Geplant ist, dass Deutschland "für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro in ein [...] Altersvorsorgedepot" einzahlt. Das Depot kann anschließend eigenständig weiterbespart werden und soll bis zum Renteneintritt steuerfrei bleiben. Ausgezahlt werden soll das Geld erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze für den Renteneintritt. Details zur Umsetzung sind noch unklar, es soll sich um ein "individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes" Depot handeln.
Darüber hinaus will die künftige Koalition freiwilliges längeres Arbeiten über das Renteneintrittsalter hinaus weiterhin finanziell interessant gestalten. "Statt einer weiteren Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wollen wir mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente", heißt es im Koalitionsvertrag. Ein abschlagsfreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren soll auch künftig noch möglich bleiben.
Das sagen Verbände zu den Rentenplänen der Koalition
"Dass Union und SPD das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisieren, gibt den Beschäftigten zumindest bis 2031 Sicherheit", sagte Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in einer Stellungnahme zum Koalitionsvertrag. Das Papier von Union und SPD enthalte "kluge und vernünftige Pläne, um die Wirtschaft anzukurbeln."
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte allerdings, dass die Beiträge der Beschäftigten zur Gesetzlichen Rentenversicherung in den kommenden 15 Jahren deutlich steigen werden. Laut ihm könne an mehreren Stellschrauben gedreht werden, etwa durch freiwillige Arbeit über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus oder durch die Umverteilung von Arm zu Reich.