Die Wetterprognosen für den Sommer in Deutschland sagen deutlich wärmere Temperaturen als im klimatologischen Durchschnitt an. Landwirtschaft und Menschen müssen sich besser vorbereiten, fordern Experten.
Der Sommer 2025 dürfte erneut überdurchschnittlich warm ausfallen. Das zeigen die Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF).
"Alle neun Modelle, die zur C3S beitragen, prognostizieren zuversichtlich überdurchschnittliche europäische Sommertemperaturen", sagt Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3C) gegenüber Euronews. Insgesamt seien die Vorhersagen allerdings "mit großer Unsicherheit behaftet".
Es werden Temperaturabweichungen von plus 0,5 bis zwei Grad erwartet – besonders im Juni und August. Die 40-Grad-Marke könnte in Deutschland mehrfach überschritten werden.
"Die Wahrscheinlichkeiten für weit überdurchschnittliche Temperaturen liegen praktisch in ganz Europa deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre", so Buontempo. Im vergangenen Jahr waren 45 Prozent der Tage wärmer als der Durchschnitt aus den 30 vorigen Jahren, 12 Prozent der Tage sorgten für neue Hitzerekorde.
Trockenes Frühjahr stellt Landwirtschaft vor Herausforderungen
Insbesondere im östlichen Teil Europas rechnet das ECMWF laut Buontempo mit wenig Niederschlag und Trockenheit. In Deutschland war die Anfang Februar bis Mitte März 2025 die trockenste Periode seit Start der Aufzeichnungen.
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) fielen etwa 40 Liter Regen pro Quadratmeter - ein Niederschlagsdefizit von etwa 68 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Dies sind Ergebnisse des Dürremonitors vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Es beobachtet und bewertet die Dürresituation in Deutschland.
Droht ein weiterer Sommer mit hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen, ist Mitteleuropa erneut von Dürre betroffen. Das hätte auch Auswirkungen auf die ohnehin angespannte Wassersituation. Landwirte und Natur müssen sich auf Hitzewellen und ausbleibende Regenphasen einstellen.
Ein Bericht aus dem Januar 2025 des Thünen-Instituts warnt, dass landwirtschaftliche Bewässerung eine zentrale Rolle spielen wird, um die Wasserverfügbarkeit in der Landwirtschaft abzusichern.
Trockenperioden im Frühjahr sind kritisch für den Pflanzenbau. Haben sie nicht genug Wasser zum Wachsen, sind sowohl Setzlinge als auch die gesamte Ernte von Landwirten gefährdet.
2024 war wärmer als jedes andere Jahr der Messungen
Die vergangenen zehn Jahre waren die heißesten, die seit Aufzeichnungen registriert wurden, so ein Bericht über den Klimazustand in Europa 2024 vom ECMWF.
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Temperaturen über Land etwa doppelt so schnell gestiegen wie über dem Meer. Europa erwärmt sich von allen Regionen am schnellsten, etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt.
Eine Grafik zeigt den Anstieg der deutlich wärmeren, als Anomalien benannten Temperaturunterschiede, die seit 2010 kontinuierlich im wärmeren Bereich auftreten.
Neben der Landwirtschaft haben die hohen Temperaturen auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Schätzungen des ECMWF zufolge gab es in Europa im Jahr 2023 rund 47.700 hitzebedingte Todesfälle, im Jahr 2022 waren es rund 61.700.
Eine Studie aus dem Magazin Nature Medicine rechnet bis 2099 mit bis zu 2,3 Millionen mehr Todesfällen durch Hitze und Kälte in den größeren Städten Europas. Die Studie mit Daten aus 854 europäischen Städten modelliert unterschiedliche Szenarien.
Durch den Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung ist davon auszugehen, dass die Zahl der Kältetoten zwar abnehmen, die Zahl der Hitzetoten allerdings besonders stark zunehmend wird.