Der amerikanische Vorschlag für einen Waffenstillstand ist nach Angaben des Weißen Hauses von Israel akzeptiert worden. Die Hamas hingegen prüfet die Vereinbarung noch.
Die Hamas prüft nach eigenen Angaben den jüngsten US-Vorschlag für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln. Berichte aus der Hamas nahestehenden Kreisen deuten jedoch darauf hin, dass die Miliz ihn ablehnen könnte.
Der Vorschlag würde die isralische Position begünstigen, erklärte der hochrangige Hamas-Vertreter Sami Abu Zuhri. Keine der Hauptforderungen der Hamas - so etwa die Verpflichtung Israels, den Krieg zu beenden, israelische Streitkräfte aus dem Gazastreifen abzuziehen oder uneingeschränkten Zugang für Hilfsgüter in das Gebiet zu gewähren - würden erfüllt.
Das Weiße Haus hatte indes erklärt, Israel habe den Vorschlag zum Waffenstillstand angenommen. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte gegenüber Reportern, dass Israel den neuen Vorschlag "unterstützt und befürwortet".
"Die zionistische Antwort bedeutet im Wesentlichen, dass die Besatzung fortgesetzt wird und das Töten und die Hungersnot weitergehen", sagte Bassem Naim, ein Hamas-Funktionär.
Er fügte hinzu, dass das vorgeschlagene Abkommen "auf keine der Forderungen unseres Volkes eingeht, zu denen in erster Linie die Beendigung des Krieges und der Hungersnot gehört". Nichtsdestotrotz werde die Gruppe den Vorschlag "mit aller nationalen Verantwortung" prüfen.
Was beinhaltet der jüngste Waffenstillstandsvorschlag?
Der gesamte Inhalt des US-amerikanischen Vorschlags zum Waffenstillstand ist nicht öffentlich bekannt. Hamas-Vertreter und ein ägyptischer Vermittler bestätigten jedoch Schlüsselelemente des Plans, den der US-Gesandte für den Nahen Osten Steve Witkoff vorgestellt hatte.
Der Vorschlag beinhaltet Berichten zufolge eine 60-tägige Kampfpause mit der Garantie ernsthafter Verhandlungen über einen langfristigen Waffenstillstand und der Zusicherung, dass Israel nach der Freilassung der Geiseln die Feindseligkeiten nicht wieder aufnehmen wird. Dies war nach dem Waffenstillstand im vergangenen März geschehen.
Die israelischen Streitkräfte würden sich auf die Positionen zurückziehen, die sie vor dem Zusammenbruch des Waffenstillstands innehatten. Darüber hinaus würde Israel mehr als 1.100 palästinensische Gefangene freilassen - darunter 100, die lange Haftstrafen für tödliche Anschläge verbüßen. Im Gegenzug würde die Hamas 10 lebende Geiseln und die Leichen weiterer Geiseln freilassen.
Die Vereinbarung würde auch die tägliche Einfahrt von hunderten Lastwagen mit Lebensmitteln und humanitären Gütern in den Gazastreifen ermöglichen. Hilfsorganisationen warnen, dass die fast dreimonatige israelische Blockade - die in den letzten Tagen nur leicht gelockert wurde - einen Großteil der Bevölkerung des Gazastreifens einer Hungersnot gefährlich nahe gebracht hat.
Was wollen Israel und die Hamas?
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bekräftigt, dass der Krieg im Gazastreifen erst dann beendet sein wird, wenn alle Geiseln freigelassen und die Hamas entweder aufgelöst oder ins Exil gezwungen ist.
Israel beabsichtige, die Sicherheitskontrolle über den Gazastreifen auf unbestimmte Zeit aufrechtzuerhalten, erklärte Netanjahu. Darüber hinaus werde er die, wie er es nennt, "freiwillige Auswanderung" eines großen Teils der Bevölkerung zu unterstützen.
Diese Pläne wurden von den Palästinensern und einem Großteil der internationalen Gemeinschaft weitgehend verurteilt. Experten warnten davor, dass eine Zwangsumsiedlung wahrscheinlich gegen internationales Recht verstoßen würde.
Die Hamas ihrerseits hat darauf bestanden, dass sie die verbleibenden Geiseln - ihr wichtigstes Druckmittel - nur im Gegenzug für einen dauerhaften Waffenstillstand, die Freilassung weiterer palästinensischer Gefangener und einen vollständigen israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen freilassen wird.
Die Miliz hat sich in diesem Fall auch bereit erklärt, die Regierungsgewalt an ein Komitee politisch unabhängiger Palästinenser zu übergeben, das den Wiederaufbau beaufsichtigen soll.
Israelische Bombardierungen gehen weiter
Unterdessen hat Israel seine Bombardierungen des Gazastreifens in der Nacht fortgesetzt und am Freitagmorgen die Zwangsumsiedlung von fünf weiteren Gebieten im nördlichen Gazastreifen angeordnet.
Bei israelischen Luftangriffen auf das nördliche Gaza-Gebiet Jabaliya wurden nach Angaben des Shifa-Krankenhauses, in das die Leichen gebracht wurden, mindestens 12 Menschen getötet, darunter drei Frauen.
Ein Angriff traf Berichten zufolge ein Haus und tötete sechs Mitglieder derselben Familie, während weitere Angriffe Menschen auf der Straße trafen, so das Krankenhaus.
Der Zugang zu Hilfsgütern ist für Palästinenser weiterhin schwierig. An Verteilstellen für Lebensmittel spielten sich chaotische Szenen ab, nachdem offenbar von israelischer Seite Rauchbomben geworfen und Schüsse abgefeuert wurden.
Die von der Gaza Humanitarian Foundation eingerichteten Verteilzentren für Hilfsgüter werden von privaten Sicherheitsfirmen bewacht, während israelische Streitkräfte in der Nähe postiert sind.
Die Vereinten Nationen und andere humanitäre Gruppen lehnen das neue System jedoch ab, da es den Bedürfnissen der Bevölkerung im Gazastreifen nicht gerecht wird und es Israel ermöglicht, die Nahrungsmittel als Mittel zur Kontrolle einzusetzen.