Lokale Krankenhäuser berichteten, dass israelische Streitkräfte einen Luftangriff auf ein Haus durchgeführt hätten, bevor sie in Chan Junis das Feuer auf die Menschenmenge eröffneten.
Israelische Soldaten sollen erneut Wartende in der Nähe eines Verteilzentrums für Hilfsgüter im Gazastreifen getötet haben, teilten örtliche Krankenhäuser und Gesundheitspersonal am Dienstag mit. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde spricht von mindestens 50 Toten und Hunderten Verletzten nahe der Stadt Chan Junis.
Nach Angaben des Ministeriums und eines Krankenhauses führten israelische Streitkräfte einen Luftangriff auf ein Haus in der Nähe durch, bevor sie das Feuer auf die Menschenmenge eröffneten.
Nach Angaben des israelischen Militärs hatten Soldaten die Gruppe neben einem Hilfs-Lkw beobachtet, der in Chan Junis in der Nähe des Gebiets, in dem IDF-Truppen Operationen durchführten, liegen geblieben war. „Es gibt Berichte über mehrere Opfer durch Schüsse der IDF, als sich die Menge näherte. Die Details werden derzeit untersucht“, erklärte das israelische Militär in einer Stellungnahme.
Die Schüsse standen offenbar nicht im Zusammenhang mit dem von Israel und den USA unterstützten Hilfsnetzwerk Gaza Humanitarian Foundation (GHF).
Verzweiflung über das Hilfssystem wächst
Ein neues, von Israel und den USA eingeführtes Verteilsystem von Hilfslieferungen, sorgt für Gewalt und Kritik. Der private Auftragnehmer, die Gaza Humanitarian Foundation, hatte ihren Einsatz im vergangenen Monat nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen gestartet.
Das neue System soll verhindern, dass die Hamas die Güter für die Finanzierung ihrer militanten Aktivitäten abzweigt. Doch israelische Streitkräfte wurden wiederholt beschuldigt, auf Menschenmengen geschossen zu haben, die versuchten, von der GHF betriebene Lebensmittelverteilungsstellen zu erreichen.
In diesen Fällen hat das israelische Militär eingeräumt, Warnschüsse auf Personen abgegeben zu haben, die sich seinen Streitkräften verdächtig genähert hätten.
UN-Organisationen und große Hilfsorganisationen bestreiten, dass es zu einer nennenswerten Umleitung von Hilfsgeldern kommt, und lehnen das neue System ab. Sie argumentieren, es könne den wachsenden Bedarf in Gaza nicht decken und verstoße gegen humanitäre Grundsätze, weil Israel den Zugang zu Hilfsgütern kontrolliert.
Das von den Vereinten Nationen betriebene Netzwerk hat während des 20-monatigen Krieges zwischen Israel und der Hamas Hilfsgüter nach Gaza geliefert, ist jedoch seit der Lockerung der von Anfang März bis Mitte Mai verhängten totalen Blockade durch Israel mit erheblichen Hindernissen konfrontiert.
UN-Vertreter sagen, dass die militärischen Beschränkungen Israels, der Zusammenbruch von Recht und Ordnung sowie weit verbreitete Plünderungen die Lieferung der von Israel genehmigten Hilfsgüter erschweren.
Experten warnen seit Monaten vor einer drohenden Hungersnot in weiten Teilen des Gebiets, in dem rund 2 Millionen Palästinenser leben.