Die deutschen Exportanteile am Weltmarkt werden seit acht Jahren immer geringer. Ein Bundesbank-Bericht ermittelt die Gründe und schlägt Reformen vor. Wie wird Deutschland wieder wettbewerbsfähig?
Die deutsche Wirtschaft hält sich gerade so beim Nullwachstum, während der deutsche Export immer mehr in ein Tief abrutscht. Welche Gründe stecken hinter dem mehrjährigen Rückgang der deutschen Exportanteile? Ein Bericht der Bundesbank soll Antworten liefern.
Im aktuellen Monatsbericht untersucht die Bundesbank, was dem Rückgang der deutschen Exportanteile weltweit zugrunde liegen könnte. Denn die Anteilsverluste würden "erheblich zur Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft" beitragen, heißt es im Bericht.
Status Quo: Seit 8 Jahren sinken deutsche Exportanteile
Seit 2017 exportiert Deutschland immer weniger, besonders bemerkbar seit 2021. Im Jahr 2022 und im Jahr 2024 hat sich das BIP durch die negativen Marktanteilsverluste um 1,3 bzw. 0,8 Prozentpunkte verringert.
Während die Wettbewerbsfähigkeit in vielen Sektoren nachließ, verschlechterte sie sich bei den deutschen Auslieferungen besonders stark. Die Bundesbank geht in ihrem Bericht daher von strukturellen Problemen aus.
Deutschlands Wirtschaft sei mit dem demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel sowie steigenden Lohnstückkosten und zunehmender Bürokratie überbelastet.
"Der Maschinenbau, die Elektroindustrie und energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie trugen zum Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit am meisten bei", schreiben die Autoren. Auch der Anstieg der Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg habe seinen Teil zur Wettbewerbsfähigkeit beigetragen.
China und Deutschland in direkter Konkurrenz
In der aktuellen Analyse sei außerdem klarer denn je, dass Deutschland in gewisser Weise in direkter Konkurrenz zu China stehe. Seit 2019 verliere Deutschland insbesondere dort Marktanteile, wo China neue Marktanteile aufbauen kann, so der Bericht.
"Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass in Deutschland nicht nur während konjunktureller Hochphasen besonders viele Unternehmen über Arbeitskräftemangel klagen." Zu fehlenden Fachkräften gesellt sich eine schwache Nachfrage für Güter, die Deutschland sonst exportiert.
In den Branchen für Kraftfahrzeuge und Lufttechnik wurde global weniger eingekauft. Deutschland hat darunter gelitten und musste Verluste seiner Marktanteile verzeichnen.
Bundesbank appelliert zu Reformen
Die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sei einer der größten Gründe für den Rückgang der Exportmarktanteile. Diese müsse daher laut Bericht gestärkt werden.
"Insbesondere ist ein verlässlicher, beschäftigungs- und investitionsfreundlicher Rahmen zu schaffen", schlägt der Bericht vor. "Dazu sollten beispielsweise die Arbeitsanreize gestärkt, Hürden bei der Fachkräftezuwanderung sowie unnötige Bürokratielasten abgebaut, steuerliche Anreize für private Investitionen erhöht werden."
Nur durch mutige Reformen könne Deutschland seine Position im globalen Markt wieder verbessern, heißt es in dem Monatsbericht. Doch nicht nur die Wirtschaft, auch das Sozialsystem müsse Neuerungen erfahren. Andernfalls könnte es zu Kostenanstiegen kommen.
Eine weitere Möglichkeit zur Anpassung sehen die Autoren im Vorantreiben der Energiewende sowie der Ausgestaltung diverserer Lieferketten. Deutschland könnte demnach beispielsweise neue Freihandelsabkommen schließen.