Eine der ersten von der Hamas an Israel überstellten Leichen habe keine Übereinstimmung mit einer der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Das erklärt das israelische Militär an diesem Mittwoch.
Eine der am Dienstag von der Hamas übergebenen Leichen gehörte nicht zu einer Geisel, die seit den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 im Gazastreifen festgehalten wurde, so das israelische Militär am Mittwoch.
Im Rahmen der ersten Phase des u.a. von den USA vermittelten Friedensabkommens sollten alle lebenden Geiseln von der Hamas freigelassen und die Leichen aller Toten an Israel übergeben werden. Die Probleme drohen den fragilen Waffenstillstand zu gefährden, der Anfang dieser Woche in Kraft getreten ist und den zweijährigen Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen definitiv beenden sollte.
Nur wenige Stunden nach der Freilassung der letzten der 20 lebenden Geiseln übergab die Hamas am Montag vier Leichen. Vier weitere Leichen wurden kurz darauf an im Gazastreifen das Rote Kreuz überstellt.
"Nach Abschluss der Untersuchungen im Nationalen Institut für Gerichtsmedizin stimmt die vierte von der Hamas an Israel übergebene Leiche mit keiner der Geiseln überein", teilte das israelische Militär mit. Es gab keine unmittelbare Auskunft darüber, um wessen Leiche es sich handelt.
"Keine Kompromisse"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte am Mittwoch, dass die Hamas die in dem von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Waffenstillstandsabkommen festgelegten Bedingungen für die Rückgabe der sterblichen Überreste der verstorbenen Geiseln erfüllt.
"Wir werden in dieser Frage keine Kompromisse eingehen und unsere Bemühungen nicht aufgeben, bis wir die letzte verstorbene Geisel zurückgebracht haben, bis zur letzten", sagte er.
Die Vereinbarung - Trumps 20-Punkte-Plan für den Frieden im Gazastreifen - sieht vor, dass alle 20 lebenden und 28 verstorbenen Geiseln bis Montag an Israel zurückgegeben werden. Die Hamas hatte zuvor erklärt, man brauche mehr Zeit, um die Leichen zu bergen, da einige unter Trümmern begraben seien.
Die Vereinbarung enthielt jedoch auch eine Klausel, wonach die Hamas Informationen über die verstorbenen Geiseln weitergeben und versuchen sollte, alle Geiseln so bald wie möglich auszuliefern, falls sie nicht in der Lage sein sollte, sie bis zum Ablauf der Frist zurückzugeben.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas eine falsche Leiche an Israel zurückgegeben hat. Während eines früheren Waffenstillstands im Januar gab die Gruppe an, die Leichen von Shiri Bibas und ihren beiden Söhnen übergeben zu haben.
Nach Tests wurde eine der zurückgegebenen Leichen als eine palästinensische Frau identifiziert. Die Leiche von Bibas wurde einen Tag später zurückgegeben und von israelischen Beamten durch eine positive DNA-Identifizierung bestätigt.
Der Hamas-Sprecher Hazem Kassem erklärte am Mittwoch auf Telegram, dass die Gruppe daran arbeite, die Leichen der Geiseln zurückzubringen, wie im Waffenstillstandsabkommen vereinbart.
In der Zwischenzeit kommen weiterhin Hilfsgüter in den Streifen, um die zwei Millionen Einwohner mit Grundnahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gütern zu versorgen, die sie seit Monaten nicht mehr erhalten hatten, nachdem Israel den Zustrom von Hilfsgütern eingeschränkt hatte, was von humanitären Organisationen als Kriegsverbrechen verurteilt wurde.
Der ägyptische Rote Halbmond gab an, dass am Mittwoch 400 Lastwagen mit Lebensmitteln, Treibstoff und medizinischen Hilfsgütern nach Gaza unterwegs waren. Das sind allerdings weniger als vor dem Krieg. Zuletzt war die humanitäre Hilfe wochenlang komplett unterbrochen, daher bräuchten die etwa zwei Millionen Menschen im Gazastreifen mehr Hilfe.
Die israelische Verteidigungsbehörde COGAT, die die humanitären Hilfsaktionen im Gazastreifen überwacht, teilte den zuständigen Organisationen mit, dass sie nur 300 Lastwagen pro Tag durchlassen werde, was der Hälfte der in der Vereinbarung festgelegten Menge entspricht. Es war davon die Rede, dass erst alle vereinbarten LKW in den Gazastreifen dürften, wenn alle Leichen der Geiseln übergeben seien.
Hilfsorganisationen haben Israel aufgefordert, sich an die Vereinbarung zu halten und die volle vereinbarte Menge an Hilfsgütern in den Gazastreifen zu lassen.