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Wegen Frage zu Israel und Gaza entlassen: Journalist Nunziati erregt die Gemüter in Italien und Brüssel

Der Journalist Gabriele Nunziati befragt die Sprecherin der EU-Kommission Paula Pinho zum Wiederaufbau des Gazastreifens, Brüssel, 13. Oktober 2025
Der Journalist Gabriele Nunziati befragt die Sprecherin der EU-Kommission Paula Pinho zum Wiederaufbau des Gazastreifens, Brüssel, 13. Oktober 2025 Copyright  euronews
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Von Ilaria Cicinelli
Zuerst veröffentlicht am
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Der Journalist Gabriele Nunziati ist von einer italienischen Agentur entlassen worden, weil er der EU-Kommission in Brüssel eine Frage zu Israel und dem Wiederaufbau von Gaza gestellt hatte.

"Sie haben wiederholt gesagt, dass Russland für den Wiederaufbau der Ukraine zahlen sollte. Denken Sie, dass Israel für den Wiederaufbau des Gazastreifens zahlen soll, da es fast das gesamte Gebiet und die zivile Infrastruktur zerstört hat?"

Diese Frage hat der Journalist Gabriele Nunziati am 13. Oktober in Brüssel der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, in Brüssel gestellt. Daraufhin wurde er - etwa zwei Wochen später - von seinem Arbeitgeber, der Agenzia Nova, entlassen. Die Nachrichtenagentur bezeichnete die Frage ihres Journalisten als "unangebracht" und "technisch falsch".

Dabei hatte die Sprecherin der EU-Kommission die Frage als "sehr interessant" bezeichnet, Paula Pinho wollte allerdings keinen Kommentar dazu abgeben.

Im Gespräch mit Euronews sagte Gabriele Nunziato zu dem Vorwurf, seine Frage sei "technisch falsch": "Meine Frage ist eine Frage, und als solche lässt sie dem Gesprächspartner die Möglichkeit, zu antworten und seinen Standpunkt darzulegen."

Seine Frage ergebe sich aus den Fakten, dass die zivile Infrastruktur im Gazastreifen von der israelischen Armee fast vollständig zerstört worden sei.

"Ich glaube, wenn die Frage technisch falsch gewesen wäre oder auf völlig falschen Annahmen beruht hätte, hätte mir die Sprecherin Pinho, die über große Erfahrung verfügt, sicher gesagt, dass die Frage nicht existiert", sagte der Journalist Gabriele Nunziati.

Video von Nunziatis Frage geht viral

Das Video von Nunziatis Frage in Brüssel ging viral, was offenbar dazu beigetragen hatte, dass der Journalist gekündigt wurde. Denn der Fall Nunziati wurde auch von russischen nationalistischen Telegram-Kanälen und Medien aufgegriffen - und das Video geteilt.

Dazu sagt Gabriele Nunziati: "Die Tatsache, dass sie behaupten, das Video sei über bestimmte Kanäle verbreitet worden, von denen ich nichts wusste, liegt nicht in meiner Verantwortung. Das Video wurde auch von Medien und Plattformen in anderen Ländern der Welt verbreitet".

International stellten sich auch pro-palästinensische Gruppen sowie linke Politiker und Politikerinnen hinter Nunziati.

"Leider wissen wir alle, wie die sozialen Medien funktionieren: Sobald etwas dort landet, ist es in jedermanns Hand", so Nunziati.

Journalisten und Linke in Italien stellen sich hinter Nunziati

Die Europäische Kommission erklärte auf Anfrage, sie messe der Pressefreiheit größte Bedeutung bei. In diesem Zusammenhang stehe sie jederzeit für die Beantwortung von Fragen im Rahmen ihrer mittäglichen Pressekonferenz zur Verfügung.

Der Nationale Rat der Journalisten in Italien (Consiglio Nazionale dell'Ordine dei giornalisti - Cnog) kritisierte die Entlassung.

Es sei die Aufgabe eines Journalisten, "ungeachtet des vertraglichen Schutzes, Fragen zu stellen, die unbequem oder unerwünscht sein könnten", heißt es in der auf der Website des Cnog veröffentlichten Erklärung, in der die unverzügliche Wiedereinstellung von Nunziati gefordert wird.

Auch die Gewerkschaft Stampa Romana und Italiens linke Pd im Europaparlament bekundeten ihre Solidarität mit dem Journalisten.

"Erosion der Pressefreiheit"

Gabriele Nunziati beklagt nach seiner Entlassung die "Erosion der Pressefreiheit". Tatsächlich ist Italien in der internationalen Rangliste von "Reporter ohne Grenzen" in den vergangenen drei Jahren von Platz 41 auf Platz 49 zurückgefallen.

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ab 2022 den Einfluss der Regierung auf den staatlichen Rundfunk RAI verstärkt, so dass kritische Stimmen von "TeleMeloni" sprechen, wie 7 sur 7 berichtet. Doch die Regierungschefin bestreitet jegliche Einflussnahme.

Die meisten Privatsender - nämlich Canale 5, Italia 1 et 2, La5, Rete 4 und TGcom24 - gehören Mediaset, dem Konzern der Familie Berlusconi. Und Forza Italia - die Partei des ehemaligen, 2023 verstorbenen Ministerpräsidenten - ist Teil der Regierungskoalition in Rom.

Seit dem Beginn des Kriegs in Gaza hat die Regierung Meloni aber Hunderte verletzte Kinder aus dem Gazastreifen und deren Angehörige nach Italien ausgeflogen. Für die Behandlung von weiteren 93 Kindern dankte der WHO-Chef der Regierung in Rom an diesem Freitag.

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