In Spanien ist ein 14-jähriges Mädchen gerettet worden, das von seinen Eltern für 5.000 Euro, fünf Flaschen Whisky und Lebensmittel an eine andere Familie verkauft worden war, um es mit deren Sohn zu verheiraten.
Alles begann, als das Jugendgericht von Navarra ein 14-jähriges Mädchen wegen Diebstahls und anderer Delikte vorlud - doch sie erschien nicht. Die Guardia Civil leitete daraufhin eine Suche in ihrem Heimatort in der Region Ribera in Navarra ein, einer Gemeinde mit rund 8.000 Einwohnern. Als die Beamten das Haus der Familie aufsuchten, erklärten die Eltern, ihre Tochter sei nach Frankreich oder Belgien gegangen, und sagten zu, sich zu melden, sobald sie Kontakt zu ihr hätten.
Die Kriminalpolizei gab sich mit dieser Version der Ereignisse nicht zufrieden und schlug im gesamten Schengen-Raum Alarm. Monate später, im Oktober, war die Ausschreibung erfolgreich: Ein Bürger beobachtete die Minderjährige beim Betteln vor einem Supermarkt in Les Borges Blanques, Lleida.
Der überraschte Mann gab ihr ein Päckchen Kekse und sah, wie das Mädchen versuchte, es in dem Geschäft in Geld umzutauschen. Er alarmierte sofort die Mossos d'Esquadra, die sich mit der Guardia Civil von Navarra abstimmte und die Minderjährige in ein Schutzzentrum brachte.
Der Verkauf: 5.000 Euro, Whisky und ein zerstörtes Leben
Die Ermittlungen der Spezialeinheit für weibliche Minderjährige (EMUME) der Guardia Civil, die nach einer Anzeige des Sozialamts aufgenommen wurden, brachten eine erschütternde Wahrheit ans Licht. Die Eltern des Mädchens, beide 35 Jahre alt, sollen ihre 14-jährige Tochter im Januar an ein Ehepaar aus Lleida verkauft haben – mit dem Ziel, sie mit deren 20-jährigem Sohn zu verheiraten.
Der vereinbarte Preis belief sich demnach auf 5.000 Euro, fünf Flaschen Whisky und mehrere Grundnahrungsmittel. In Katalonien angekommen, musste die Minderjährige im Zimmer ihres angeblichen Ehemannes leben und betteln, um die Schulden für ihren „Kauf“ zu begleichen.
Das Mädchen, das nie eine Schule besucht hatte, sowie ihre jüngeren Geschwister im Alter von neun und zehn Jahren wehrten sich, als die Einsatzkräfte sie befreien wollten - ein Hinweis darauf, wie stark die Kontrolle über sie war.
Fünf Verhaftungen wegen Menschenhandels
Die Ermittlungen führten zu fünf Festnahmen. In Navarra nahm die Guardia Civil die Eltern der Minderjährigen fest und übergab sie dem zuständigen Gericht in Tudela. In Lleida verhafteten die Mossos d’Esquadra drei weitere Personen: zwei Männer im Alter von 40 und 20 Jahren – Vater und Sohn – sowie eine 42-jährige Frau. Sie sollen am Kauf und an der Verbringung des Mädchens beteiligt gewesen sein.
Den fünf Festgenommenen werden Menschenhandel zum Zweck der Zwangsverheiratung und der Ausbeutung Minderjähriger vorgeworfen. Die 14-Jährige befindet sich inzwischen in einer spezialisierten Schutzeinrichtung, wo sie psychologische und soziale Betreuung erhält. Ihre beiden jüngeren Geschwister, die ebenfalls nicht zur Schule gehen, leben weiterhin in Ribera de Navarra unter Aufsicht der Kinderschutzbehörden.