Die Ukraine steht vor ihrem vierten Kriegswinter. Verteidigungsminister Pistorius verkündete, dass Deutschland weitere US-Waffen für Kyjiw finanzieren wird.
Deutschland wird weitere US-Waffen für die Ukraine finanzieren. Das verkündete Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nach dem Treffen der "Group of Five" in Berlin. Mindestens 150 Millionen Euro sollen bei der PURL-Initiative beigesteuert werden, so Pistorius.
PURL (Prioritised Ukraine Requirements List) ist ein NATO-Mechanismus, über den die dringendsten militärischen Bedarfe der Ukraine erfasst werden. Im Rahmen der Initiative verkaufen die USA dafür hergestellte Waffen und Munition an europäische Partner und Kanada, die sie anschließend an die Ukraine liefern. PURL steht für "Prioritised Ukraine Requirements List", auf Deutsch etwa: "Priorisierte Bedarfsliste für die Ukraine".
Mögliche Taurus-Lieferung?
Zu den Waffensystemen, die in den USA gekauft werden, gehört unter anderem das Luftabwehrsystem "Patriot" und deren Flugkörper. Ob Deutschland auch den Taurus-Marschflugkörper bereitstellen wird, wollte Pistorius nicht kommentieren.
"Die Ukraine steht vor dem vierten Kriegswinter infolge", so der deutsche Verteidigungsminister nach den Gesprächen mit seinen Amtskollegen aus Polen, Italien, Frankreich und Großbritannien. Zusätzlich hat noch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas an dem Treffen teilgenommen. Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal war digital zugeschalten.
Es geht Putin darum, den Winter in der Ukraine so unerträglich wie möglich zu machen und die Moral der Ukrainer zu brechen, erklärte Pistorius, der daraufhin erneut bekräftigte, dass Deutschland weiterhin bereit ist, bei der Unterstützung Kyjiws voranzugehen. "Die Ukraine kann sich weiterhin auf uns verlassen", sagte er.
Die sogenannte "Group of Five" kam heute im Verteidigungsministerium in Berlin zusammen. Das Format tagte erstmals vor einem Jahr, ebenfalls in Berlin, und verfolgt seither das Ziel, die europäische Sicherheitspolitik enger abzustimmen und die Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren.
Pistorius verkündete, dass Deutschland auch weiterhin in die ukrainische Rüstungsindustrie investiere.
Hybride Kriegsführung und Drohnenabwehr
Neben der ukrainischen Selbstverteidigung war die hybride Kriegsführung ein weiteres Thema der Gespräche. Russland versuche, "unsere Gesellschaften zu verunsichern und zu beängstigen", so Pistorius, der auf die Drohnenvorfälle der vergangenen Wochen verwies. Mehrmals mussten Flughäfen in Europa bereits wegen Drohnenüberflügen evakuiert und geschlossen werden.
Pistorius sagte, dass es demnach auch bei der Drohnenabwehr gelte, dass "wir im Team handeln" und bis zum nächsten Group of Five-Treffen in Warschau Anfang nächstes Jahres eine gemeinsame Beschaffung kostengünstiger Drohnenabwehr vorgelegt werden soll.
Bislang gibt es jedoch keine handfesten Beweise, ob die Drohnenüberflüge von russischen Akteuren durchgeführt werden. Pistorius stimmt dem zu, ergänzte jedoch, dass man "kein Sherlock Holmes sein muss", um herauszufinden, wem die Drohneüberflüge nutzen würden. Gemeint hat er damit Russland.
Bezüglich der Drohnenüberflüge bestätigte auch der britische Verteidigungsminister John Healy, dass die Mission der britischen Drohnenexperten, die nach Belgien geschickt worden waren, weitergeführt wird.
Zudem bestätigte er auch, dass Mitglieder des 12. Regiments der Royal Artillery nach Finnland entsant werden, um Drohnenabwehrmaßnahmen in Finnland durchzuführen.