Der Drogenhandel in Frankreich komme in seiner Bedrohung dem des Terrorismus gleich, sagt der französische Justizminister Gérald Darmanin. Er und Innenminister Laurent Nuñez waren in Marseille, wo es kürzlich einen weiteren "Einschüchterungsmord" gab.
Die französische Regierung will den Kampf gegen den Drogenhandel intensivieren. Laut Justizminister Gérald Darmanin ist der Drogenhandel heute eine Bedrohung, die "mindestens genauso groß ist wie der Terrorismus".
Der Justizminister reiste am Donnerstag in Begleitung von Innenminister Laurent Nuñez nach Marseille, um sich nach dem Mord an Mehdi Kessaci mit Sicherheitskräften und hohen Richtern zu treffen. Medmi Kessaci wurde am 13. November in Marseille getötet und ist der Bruder des Umwelt- und Anit-Drogen-Aktivisten Amine Kessaci.
Der Mord, der sich am vergangenen Donnerstag am helllichten Tag ereignete, war der dritte seit Anfang Oktober in der zweitgrößten Stadt Frankreichs.
"Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass viel mehr getan werden muss"
Die kriminelle Gruppe DZ Mafia kontrolliert einen Großteil des Drogenhandels in Marseille. Gérald Darmanin sagte am Donnerstag dazu, dass die Behörden "schwer" einen "sehr, sehr harten Kampf gegen eine kriminelle Organisation, die zweifellos fünf bis sechs Milliarden Euro Bargeld macht", gewinnen würden.
Der Justizminister sagte außerdem, dass "das, was auf der Ebene der DZ Mafia passiert, mindestens ein Dutzend andere Departements auch betrifft, insbesondere in Südfrankreich".
"Wir haben andere kriminelle Netzwerke, die wir mit äußerster Kraft bekämpfen", so Darmanin. Er hoffe, dass dank der Mittel des Drogengesetzes eine Antwort auf diese Bedrohung möglich sein wird. Eine Bedrohung, die "enorm tötet" und auf im Land "mindestens so groß ist wie Terrorismus".
Gérald Darmanin versprach, dass in Kürze zusätzliche Richter und Gerichtsschreiber zur Verstärkung nach Marseille geschickt werden. Man müsse auch gegen die Korruption kämpfen, "die die Ermittlungsbehörden betrifft, die möglicherweise auch die Gerichte betrifft".
Es seien ein Dutzend Ermittlungen eigeleitet worden "wegen Beamten, die korrumpiert worden sein sollen und die Informationen an kriminelle Organisationen weitergegeben" haben sollen.
Laurent Nuñez erklärte seinerseits am Donnerstag, dass Frankreich "viel mehr tun" müsse, um den Drogenhandel zu bekämpfen. Der Mord an Mehdi Kessaci sei "ein Verbrechen, das Angst machen soll und darauf abzielt, irgendwo die Republik und den Staat zu treffen".
Die Polizei in Marseille geht von einem "Einschüchterungsmord" aus, der sich gegen seinen Bruder Amine Kessaci richtete. Der Aktivist setzt sich sehr für die Bekämpfung des Drogenhandels ein.
Vorschlag neuer Sanktionen gegen das organisierte Verbrechen
Außenminister Jean-Noël Barrot hatte zuvor am Donnerstag vorgeschlagen, auf europäischer Ebene ein übergreifendes System zur Bekämpfung der Akteure des organisierten Verbrechens einzuführen.
Laut Regierung soll dieser Vorschlag "verschiedene Arten von Verbrechen bestrafen", darunter den Drogenhandel, der "eine vorrangige Bedrohung für die europäische Sicherheit" darstellt, aber auch den Waffen-, Menschen- und Migrantenhandel sowie Umweltverbrechen.
Der Vorschlag ist Teil eines Aktionsplans zur Bekämpfung des Drogenhandels auf internationaler Ebene. Zwischen den nationalen Behördenist angesichts der Kriminalität eine verstärkte Zusammenarbeit erforderlich, die keine Grenzen mehr kennt.
So wurde am vergangenen Sonntag in Málaga in einer gemeinsamen Aktion der spanischen und ecuadorianischen Polizei der Drogenhändler "Pipo" Chavarría verhaftet, der sich bei einem Gefängnisaufstand im Jahr 2021 als tot dargestellt hatte.
Die ecuadorianische Regierung sagte, der Drogenhändler habe aus dem Ausland "Morde in Ecuador in Auftrag gegeben", illegale Goldschürfungen kontrolliert und in Zusammenarbeit mit dem mexikanischen Jalisco New Generation Kartell die Drogenrouten koordiniert.
Dealer aus Marseille weiten ihren Einfluss in Belgien aus
Anfang der Woche rief auch Laurent Nuñez zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Staaten auf, da die Behörden Drogenhändler aus dem Marseiller Stadtteil Castellane verdächtigen, ihre Aktivitäten in die belgische Gemeinde Anderlecht ausgeweitet zu haben.
Laut einer Reportage von France Télévisions ähneln Inschriften und Tags auf Mauern in der Peterbos-Siedlung in Anderlecht in jeder Hinsicht denen, die der Clan von La Castellane verwendet.
"Dort sieht man 13,17 Euro. 13 steht für Bouches-du-Rhône und 17 für das 17. Arrondissement von Marseille, das es nicht gibt, von dem man aber sagt, es sei der Peterbos", erklärt der Bürgermeister der Stadt, Fabrice Cumps, für den es keinen Zweifel an der Beteiligung der Marseiller Dealer gibt.
"Es handelt sich um eine sehr professionelle Logistik mit QR-Codes, die es ermöglichen, die Ware mit Hilfe von Rekrutierungen zu verteilen. All diese Feststellungen, die wir in Marseille getroffen haben, haben wir nach und nach auch hier wiedergefunden. Es hat sich eher eine Partnerschaft entwickelt", so der Bürgermeister..
Im Rahmen der Ermittlungen begab sich Fabrice Cumps in die Castellane, während der Staatsanwalt von Marseille, Nicolas Bessonne, nach Belgien reiste. Letzterer erklärte, dass die beiden Parteien "sich gegenseitig Material, aber auch Arbeitskräfte ausleihen".
Den Behörden zufolge wurde zwischen den Anführern der Clans von Castellane und der Siedlung Peterbos eine Partnerschaft geschlossen, weil sich die beiden Männer mehrmals in Marseille getroffen hatten.
Sie wurden festgenommen und inhaftiert, der eine in Algier und der andere in Belgien, sollen jedoch die kriminellen Operationen ihrer Bande weiterhin von ihren Zellen aus geleitet haben.