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Milliardenprojekt FCAS: Droht Europas-Mega-Kampfjet zu scheitern?

Ein Rafale-Kampfflugzeug fliegt auf der Paris Air Show am Montag, 16. Juni 2025, in Le Bourget nördlich von Paris
Ein Rafale-Kampfflugzeug fliegt auf der Paris Air Show am Montag, 16. Juni 2025, in Le Bourget nördlich von Paris Copyright  Thibault Camus/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.
Copyright Thibault Camus/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.
Von Johanna Urbancik
Zuerst veröffentlicht am
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Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich um Führung, Design und Arbeitsteilung verzögern das FCAS-Milliardenprojekt. Wer baut Europas Kampflugzeug der Zukunft?

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist auf Einladung seiner neuen französischen Amtskollegin Catherine Vautrin kurzfristig nach Paris gereist. Vautrin ist erst seit Oktober im Amt und hat ihren Vorgänger, Sébastien Lecornu, ersetzt.

Auf der Agenda soll unter anderem das gemeinsame Kampfjet-Projekt FCAS stehen.

Das Future Combat Air System (FCAS) ist ein gemeinsames Rüstungsprojekt von Deutschland, Frankreich und Spanien, das den "Luftkampf der Zukunft" neu definieren soll und zugleich Unabhängigkeit von außereuropäischen Partnern wahren soll.

Pistorius und die französische Verteidigungsministerin Catherine Vautrin am 15. Oktober 2025 im NATO-Hauptquartier in Brüssel
Pistorius und die französische Verteidigungsministerin Catherine Vautrin am 15. Oktober 2025 im NATO-Hauptquartier in Brüssel Omar Havana/Copyright 2025 The AP. All rights reserved

Endet die deutsch-französische Freundschaft beim Kampfjet?

Im Mittelpunkt steht das Next Generation Weapon System (NGWS): ein neuer bemannter oder optional unbemannter Kampfjet, der von Begleitdrohnen – den sogenannten Remote Carrier – unterstützt wird. Alle Elemente sollen über eine digitale Air Combat Cloud vernetzt werden, die einen schnellen Austausch von Sensordaten ermöglicht und gemeinsame Lagebilder erstellt.

Mit FCAS sollten künftige militärische Operationen durch hohe Stealth-Eigenschaften effektiver und widerstandsfähiger werden. Das bedeutet, dass das Kampfflugzeug schwer von Radar, Infrarot, akustischen oder visuellen Sensoren erkannt wird. Zusätzlich soll das System im elektronischen Kampf leistungsfähig sein und präzise, weitreichende Waffen einsetzen können.

Insgesamt handelt es sich um ein vernetztes "System of Systems", das über die Fähigkeiten heutiger Kampfjets wie den Eurofighter und den Rafale hinausgeht und die europäische Lufthoheit langfristig sichern soll.

Die Entwicklungskosten des Projekts wurden auf 80 bis 100 Milliarden Euro geschätzt.

Das Projekt steht jedoch aufgrund von Streitigkeiten zwischen den beteiligten Rüstungskonzernen Dassault (Frankreich) und Airbus (Deutschland/Spanien) über Zulieferer, Design und Arbeitsteilung auf der Kippe. Dassault pocht auf die Führungsrolle beim Kampfjet, während Deutschland alternative Partner oder einen nationalen Ansatz erwägt.

Frankreich hat vorgeschlagen, das Arbeitsteilungsmodell neu zu gestalten, um Dassault eine stärkere "industrielle Führungsrolle" zu geben. Die zweite Phase von FCAS, in der ein Demonstratorflugzeug entstehen sollte, ist aufgrund von Verzögerungen jedoch noch nicht gestartet, obwohl die offiziellen Pläne einen Demonstrator bereits für 2027 vorsehen.

Eine Entscheidung wird heute womöglich nicht von den beiden Verteidigungsministern in Paris getroffen. Berichten zufolge sollen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Präsident Emmanuel Macron das FCAS-Projekt am Dienstag in Berlin besprechen. Eine endgültige Lösung soll bis Ende des Jahres gefunden werden. Dennoch prüfen beide Länder offenbar ein Ende oder eine Neuaufstellung des gemeinsamen milliardenschweren Kampfjetprojekts und wollen stattdessen die "Combat Cloud" ins Zentrum stellen.

Die "Combat Cloud" ist bereits Bestandteil von FCAS und soll künftige Flugzeuge, Drohnen und Kommandozentralen vernetzen.

Spanien hingegen bekräftigt weiterhin sein Engagement im FCAS und investiert in die Technologie.

Doch eher eine nationale Lösung?

Berlin hat bereits einen Nachfolger für FCAS: das "Combat Fighter System Nucleus" (CFSN). Im Fokus steht auch hier der Aufbau einer "Combat Cloud", sowie die Entwicklung einer Reihe unbemannter europäischer Kampfflugzeuge. Die "Combat Cloud" verbindet alle Flugzeuge und Drohnen und sorgt dafür, dass sie miteinander und mit Systemen der NATO zusammenarbeiten können.

In der zweiten Phase sollen zwei Drohnen hergestellt werden: eine vier bis fünf Tonnen schwere Drohne für Aufklärung und elektronische Kriegsführung sowie eine 10 Tonnen schwere Version für Luft-Boden- und Luft-Luft-Einsätze. Mit den ersten Prototypen soll 2029 geübt werden. Die operative Einführung wird vermutlich später erfolgen.

Anschließend ist geplant, bestehende Kampfflugzeuge wie den Eurofighter Typhoon und das Tarnkappenflugzeug F‑35A in die Combat Cloud zu integrieren. Die letzte Phase sieht die Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs vor, das idealerweise gemeinsam mit Spanien und/oder Schweden entsteht.

Datei – Deutsche Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeuge bei der NATO-Luftraumüberwachungsmission im Baltikum, 25. April 2017
Datei – Deutsche Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeuge bei der NATO-Luftraumüberwachungsmission im Baltikum, 25. April 2017 Mindaugas Kulbis/AP

Paris hingegen plant die Entwicklung eines modernen Kampfjets (NGF) der nächsten Generation auf Basis des Rafale F5.

Dassault Aviation baut den F5 zu einem neuen Flugzeug weiter, jedoch mit verbessertem Radar, einem neuen Triebwerk und der Möglichkeit, mit Drohnen zusammenzuarbeiten.

In Frankreich wird das als eine kosteneffiziente Evolution gesehen, die zudem die industrielle Souveränität des Landes wahrt. Ausländische Partner werden weitgehend ausgeschlossen.

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