Die europäischen Länder wenden unterschiedliche Steuerpolitiken auf die Verbraucherpreise für Energie an. Dies führt zu erheblichen Unterschieden beim Anteil der Energiesteuern und der Mehrwertsteuer an den Strom- und Gasrechnungen.
Der Anstieg der Energiepreise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Haushalte hart getroffen, insbesondere Familien mit geringem Einkommen. Obwohl sich die Preise etwas stabilisiert haben, sind die Energierechnungen für viele immer noch eine Belastung.
Wie viel von Ihrer Energierechnung entfällt also auf Steuern - einschließlich Energiesteuern, Abgaben und Mehrwertsteuer? In welchen Ländern zahlt man die höchsten Steuern? Wo greifen die Regierungen mit Subventionen oder Förderprogrammen ein?
Der Household Energy Price Index (HEPI), der von Energie-Control Austria, MEKH und VaasaETT erstellt wird, erfasst die Strom- und Gaspreise für Haushalte in europäischen Hauptstädten. Neben den Energie- und Vertriebskosten werden auch die Energiesteuern und die Mehrwertsteuer ausgewiesen.
Im April 2024 lag der durchschnittliche Anteil der Gesamtsteuern an den Strompreisen für Haushalte in den Hauptstädten der EU bei 22 % - bestehend aus 8 % Energiesteuern und 14 % Mehrwertsteuer. Dieser Anteil reichte von -26 % in Amsterdam bis 49 % in Kopenhagen, gefolgt von 41 % in Stockholm. Der Durchschnitt für die EU-Hauptstädte liegt bei 22 %.
Negativsteuer in Amsterdam und Luxemburg-Stadt
In Amsterdam betrugen die Energiesteuern -43 % und die Mehrwertsteuer 17 %, was zu einem erheblichen negativen Steueranteil führte. Lässt man diesen Effekt außer Acht, so macht die Mehrwertsteuer 17 % der Preisaufteilung aus.
Dem HEPI-Bericht zufolge zahlt ein typischer Verbraucher in Amsterdam ab Januar 2020 aufgrund der erhöhten Steuergutschrift, die den angegebenen Energiesteuerbetrag übersteigt, keine Energiesteuer.
Im Gegenteil, man erhält eine Rückerstattung für den übersteigenden Betrag der Steuergutschrift. Ziel ist es, die Elektrifizierung und die Abkehr von Gasheizungen und -geräten zu fördern.
Ein ähnlicher Fall liegt in Luxemburg-Stadt vor, wo die Energiesteuer -13 % und die Mehrwertsteuer 7 % beträgt. Die dortige Politik zielt darauf ab, die Preise auf dem Niveau von 2022 zu stabilisieren.
In Valletta, Nikosia und Dublin ist der Anteil der Steuern an den Stromrechnungen ebenfalls relativ niedrig - 11 % oder weniger.
Neben den beiden nordischen Hauptstädten liegt der Anteil der Gesamtsteuern in mehreren anderen Städten über 30 %, darunter Brüssel (37 %), Berlin (34 %), Oslo (33 %) und sowohl Madrid als auch Helsinki (32 %).
Gassteuern übersteigen Stromsteuern in EU-Hauptstädten
Bei den Gaspreisen für private Endverbraucher liegt der durchschnittliche Anteil der Steuern in den EU-Hauptstädten bei 28 % und damit höher als bei der Stromsteuer. Er reicht von 5 % in Zagreb bis 49 % in Amsterdam.
In der niederländischen Hauptstadt macht die Energiesteuer für einen privaten Erdgasverbraucher etwa 32 % des Endverbraucherpreises aus.
Die Einwohner von Berlin (40 %), Wien (32 %), Rom und Stockholm (beide 31 %) und Paris (30 %) müssen nach Amsterdam die höchsten Gesamtsteuern auf Gas zahlen.
Dagegen verzeichneten nach der kroatischen Hauptstadt Athen (9 %), Belgrad (9 %) und London (11 %) die niedrigsten Gesamtsteueranteile an den Gaspreisen für Haushalte.
Steueranteile vs. nominale Kosten
Beim Vergleich von Städten oder Ländern ist es wichtig, zwischen dem Anteil der Steuern an den Energierechnungen und dem tatsächlich gezahlten Betrag zu unterscheiden. Dies sind unterschiedliche Indikatoren, da der Steuerbetrag vom zugrunde liegenden Energiepreis abhängt.
So beträgt der Steueranteil für Strom in Rom und Budapest jeweils 21 %. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Verbraucher in absoluten Zahlen das Gleiche zahlen. In Budapest entsprechen 21 % 1,92 c€/kWh, während sie in Rom 6,8 c€/kWh betragen - ein erheblicher Unterschied.
Elektrizitäts- und Gaspreise in Europa
Die Strom- und Gaspreise für private Endverbraucher unterscheiden sich in Europa erheblich.
Nach Angaben von HEPI lagen die Strompreise im April 2025 zwischen 9,1 c€/kWh in Budapest und 40,4 c€/kWh in Berlin. Die Gaspreise reichten von 2,5 c€/kWh in Budapest bis 34,1 c€/kWh in Stockholm.
Beim Vergleich der Energiepreise ist es auch wichtig, die Kaufkraftstandards (KKS) zu berücksichtigen. In unserem Artikel "Strom- und Gaspreise in Europa" sehen wir uns die Preise sowohl in nominalen als auch in KKS-bereinigten Werten genauer an und erklären, warum diese von Land zu Land sehr unterschiedlich sein können.