Waldbrände: Auch eine unterirdische Gefahr

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Von Jeremy Wilks
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Klimaforschung und Feuerwehr arbeiten gemeinsam an Vorgehensweisen, um Feuer nicht nur zu bekämpfen, sondern sie auch besser vorhersagen zu können.

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Waldbrände waren in Teilen Südeuropas schon immer Problem und Herausforderung zugleich. Aber wie wirken sich Klima- und Umweltveränderungen auf das Feuer, seine Ausbreitung, seine Kraft und seine Form aus? Der Spanier Marc Castellnou beschäftigt sich beruflich mit Feuer in der Natur, mit dessen Bekämpfung und Vorhersagen, wann, wo und in welcher Form es entsteht sowie sich entwickelt. „Eine Art unterirdisches Feuer, das vor 20 Jahren undenkbar war, ist nun Wirklichkeit geworden“, so Castellnou.

Temperaturen im März: Kühler und doch wärmer

Waldbrände haben auch etwas mit dem Klimawandel zu tun. Um die Entwicklung der weltweiten Temperaturen einordnen zu können, sind die Daten des Klimawandeldienstes Copernicus hilfreich.

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Die Durchschnittstemperatur im März 2021 lag 0,2 Grad Celsius über dem Mitteleuronews

Der März war weltweit kälter als in den vergangenen fünf Jahren, obwohl die Werte immer noch 0,2 Grad Celsius über dem Durchschnitt lagen, der zwischen 1991 und 2020 gemessen wurde. Anders als in Europa gab es anderswo Auffälligkeiten: In der westlichen Antarktis und in Nordsibirien war es sechs Grad kälter als der Durchschnitt. Wärmer als sonst war es in einem Streifen, der von der arabischen Halbinsel, die Mongolei und China bis ins östliche Russland verlief. Wärmer war es auch auf Spitzbergen.

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Die Temperaturen im März 2021euronews

Betrachtet man die Erde vom Weltraum aus, zeigen die von einem Sentinel-3-Satelliten aufgenommenen Bilder: Das Meer nördlich von Spitzbergen ist im März normalerweise vereist.

Im März 2021 war zu erkennen, wie sich die Eiswerte vom März in die Daten seit 1979 einfügen und einen Rückgang des Eises in der Arktis aufzeigen.

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Die Entwicklung der Eismengen in der Arktiseuronews

Vorhersagen als Hilfsmittel im Kampf gegen Waldbrände

Die Erde erwärmt sich, die Gefahr von Waldbränden steigt in manchen Gegenden, Menschen kommen ums Leben, Besitz wird zerstört. Um besser mit der Gefahr umzugehen, arbeiten Feuerwehr und Klimaforschung an einem Frühwarnsystem.

Das Feuer, das diese Gegend nahe Tarragona heimgesucht hat, ist ein Beispiel für Waldbrände, die hohe Temperaturen entwickeln, sich schnell ausbreiten und auch unter der Erdoberfläche fackeln.

„Das Feuer brennt unterirdisch weiter und kann erneut ausbrechen. Das ist hier in den vergangenen drei Wochen elfmal geschehen. Das ist ein eindrückliches Beispiel für die Entwicklung, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat", so Castellnou.

Dieser Wandel steht unter anderem mit zunehmender Wärme in Zusammenhang. Die Winter sind nicht mehr so kalt, es gibt ausgedehnte Trockenzeiten. Und auch die Forstwirtschaft spielt eine Rolle. Hilfreiche Dienste soll ein Frühwarnsystem leisten, das gemeinsam mit Fachleuten ausgetüftelt wird, die sich mit dem Klimawandel befassen.

Forschung und Feuerwehr ziehen an einem Strang

Laia Romero leitet in Barcelona ein Unternehmen, das unter anderem Klimadaten auswertet, auf diese Weise Vorhersagen erstellt und auf Gefahren hinweist. „Mit den Feuerwehrleuten zusammenzuarbeiten, die damit täglich zu tun haben, und das Brandverhalten aus ihrer Sicht zu sehen, verschafft uns ein Grundwissen für unsere Arbeit, um über ein theoretisches Modell hinauszugehen und wirklich alle verfügbaren Datenquellen zu nutzen", sagt Romero.

Das in Barcelona ansässige Unternehmen setzt auch künstliche Intelligenz ein, um große Datenmenge in das neue Waldbrand-Frühwarnsystem einzuspeisen. Dazu gehören Einzelheiten über die Pflanzendecke, Topografie, Niederschlag, Temperaturen und Langzeitberechnungen. Und es gibt einen weiteren Trumpf: Karten, die die Bodenfeuchte anzeigen.

Diese Rolle spielen Dürre und Bodenfeuchte

Nur weil es heute aufhört zu regnen, heißt das aber nicht, dass es eine Dürre gibt
Laia Romero
wertet mit ihrem Unternehmen Klimadaten aus

„Dürre ist eine anhaltende Gefahr. Sie weist Trägheit auf und häuft sich an", so Romero. „Nur weil es heute aufhört zu regnen, heißt das aber nicht, dass es eine Dürre gibt. Man muss sich ansehen, was in der Vergangenheit passiert ist. Die Bodenfeuchte ist ein hervorragendes Hinweismittel, um zu erkennen, ob in ein, zwei oder drei Monaten die Wahrscheinlichkeit eines Feuers gegeben ist", erläutert sie.

Einschätzen zu können, in welchen Gebieten in den folgenden Monaten eine hohe Waldbrandgefahr besteht, hilft der Feuerwehr, im Vorwege Maßnahmen einzuleiten. Das wird die Brände nicht verhindern, kann aber den Schaden begrenzen. „Wir müssen klüger sein und verstehen, dass der Klimawandel stattfinden wird. Und wir müssen am Ende dieser Vorgänge über so viel Artenvielfalt wie möglich verfügen, ohne alles verloren zu haben", betont Castellnou.

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