Warum wegen der Energiekrise das Klopapier wieder knapp werden könnte

Leere Regale, in denen zuvor Toilettenpapier aufbewahrt wurde, in einem Supermarkt in Cleckheaton, West Yorkshire, während der COVID-19-Pandemie.
Leere Regale, in denen zuvor Toilettenpapier aufbewahrt wurde, in einem Supermarkt in Cleckheaton, West Yorkshire, während der COVID-19-Pandemie. Copyright AP Photo
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Von Rosie Frost
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Für so manchen weckt es vielleicht unangenehme Erinnerungen: Als die Welt in die ersten Corona-bedingten Lockdowns steuerte, war vielerorts zuerst das Toilettenpapier ausverkauft. Wer nicht vorgesorgt hatte, schaute in die Röhre... ist es wieder so weit?

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Weil Energiepreise in Europa in die Höhe geschnellt sind, warnen Branchenexperten nun, dass dies zu Engpässen bei Produkten führen könnte, deren Herstellung viel Energie erfordert - darunter auch Toilettenpapier.

So mancher erinnert sich zurück an den Anfang der Covid-Pandemie, als viele Menschen weltweit Toilettenpapier horteten. Grund war wohl, dass zuvor Gerüchte aufgekommen waren, dass es bald ganz ausgehen könnte.

Warum ist ausgerechnet das Toilettenpapier von Krisen betroffen?

Die Herstellung des unverzichtbaren Klopapiers ist unglaublich energieintensiv. Für eine Tonne des Produkts werden durchschnittlich 11,5 Gigajoule an Energie benötigt. Das ist genug, um etwa 11.500 Kannen Kaffee zu kochen.

Seit Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine ist der Erdgaspreis rapide auf fast 120 € pro Megawattstunde angestiegen. Das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Gleichzeitig ist Europa für seine Energieversorgung in hohem Maße auf diesen fossilen Brennstoff angewiesen.

Als drittgrößter industrieller Energieverbraucher in der EU ist die Papierindustrie bereits von den steigenden Strompreisen betroffen.

Italienische Papierfabriken stellen Produktion ein

In Italien haben die Papierfabriken ihre Produktion aufgrund der durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise eingestellt. Diese hat sich auf die gesamte Produktionskette ausgewirkt, vom Toilettenpapier über das Verpackungsmaterial bis hin zum Recycling.

"Im Dezember letzten Jahres zahlten die italienischen Papierfabriken das Fünffache für Erdgas, mit dem sie den Strom für den Betrieb ihrer Anlagen erzeugen", erklärt Lorenzo Poli, Chef von Assocarta, der Handelsgruppe der italienischen Papierindustrie. "Heute sind die Kosten um das Zehnfache gestiegen, mit Spitzenwerten von fünfzehn Mal mehr".

Er fügt hinzu, dass die Papierfabriken dem Anstieg der Energiepreise Ende letzten Jahres standgehalten haben und sogar mit Verlust produzierten, aber jetzt kommen immer mehr Papierfabriken zum Stillstand.

"Die Pandemie hat uns nicht aufgehalten, aber auf die aktuelle Krisensituation zwischen der Ukraine und Russland wird eine Energiekrise folgen", sagt Poli.

Für die Fabriken, die offen bleiben können, werden die Energiepreise noch einmal steigen, da Russland droht, die Gaslieferungen nach Europa zu unterbrechen - und Europa mit dieser Option spielt.

AFP
Klopapier soweit das Auge reicht: Foto vom 20. März 2020 bei Aldi-Süd in Bingen, Deutschland.AFP

Blitzschneller Umstieg auf erneuerbare Energien

Um die Abhängigkeit der Papierindustrie von fossilen Brennstoffen zu beenden, müssten die Energienetze umgestellt werden.

Die EU will die Nachfrage nach russischem Gas noch in diesem Jahr um zwei Drittel senken und plant, Europa weit vor 2030 von diesen Energiequellen unabhängig zu machen.

Es ist an der Zeit, "unsere Schwachstellen in Angriff zu nehmen und in unseren Energieentscheidungen rasch unabhängiger zu werden", so Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den Europäischen Green Deal.

"Lassen Sie uns schnell auf erneuerbare Energien umsteigen", sagte er am Dienstag, als die EU ihre Entscheidung bekannt gab, sich von russischen fossilen Brennstoffen zu verabschieden.

"Erneuerbare Energien sind eine billige, saubere und potenziell unendliche Energiequelle, und statt die fossile Brennstoffindustrie anderswo zu finanzieren, schaffen sie hier Arbeitsplätze."

Er fügte hinzu, dass der Krieg in der Ukraine gezeigt habe, wie dringend notwendig es sei, den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen.

Papierhersteller haben die Entscheidung begrüßt, sind aber immer noch besorgt darüber, wie energieintensive Industrien wie sie kurzfristig zurechtkommen sollen.

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