Bis 2050 könnte es in Paris 50 Grad heiß werden: Wie kann die Stadt sich vorbereiten?

Menschen kühlen sich in Paris unter Wasserfontänen ab.
Menschen kühlen sich in Paris unter Wasserfontänen ab. Copyright AP
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Von Charlotte Elton
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Laut einem neuen Bericht könnte Paris bis 2050 mit Höchsttemperaturen von bis zu 50 Grad Celsius zu kämpfen haben. Aktuell ist die Stadt darauf in keinster Weise ausgelegt.

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Einem neuen Bericht zufolge könnte Paris in Zukunft mit extremen Sommertemperaturen von mehr als 50 Grad Celsius konfrontiert werden.

Die französische Hauptstadt ist für ihre ikonische Architektur bekannt - aber ihre beliebten breiten Boulevards und Zinkdächer wirken bei extremem Wetter als "Wärmesenke".

Ohne rasche Anpassungen könnte es in der Stadt bis 2050 unerträglich heiß werden, heißt es in einem Bericht, der am Donnerstag im Pariser Rathaus erörtert werden soll.

Extreme Hitze sei bereits eine Realität, warnte der Abgeordnete der Grünen Alexandre Florentin, als die Untersuchungen für den Bericht letztes Jahr begannen.

"Dies ist weder eine Prophezeiung, noch eine Intuition, noch eine Hypothese. Wir befinden uns in einer neuen Klimasituation, unter der einige Menschen bereits leiden und die noch schlimmer werden wird", sagte er.

Die ernüchternde Studie wurde von einer parteiübergreifenden Gruppe von Kommunalpolitikern und dem Ingenieur Franck Lirzin, Autor des Buches "Paris face au changement climatique" (Paris im Angesicht des Klimawandels), erstellt.

Wie also wird das Leben in Paris bei 50 Grad Celsius aussehen - und wie kann sich die Stadt an die Hitze anpassen?

Wann wird es in Paris 50 Grad heiß?

Der aktuelle Temperaturrekord der Stadt liegt bei 42,6 Grad Celsius im Schatten und wurde 2019 aufgestellt.

Dieser Rekord könnte bis 2050 um acht Grad geschlagen werden, so der Klimatologe Robert Vautard gegenüber der französischen Zeitung Libération.

"Es ist schwer zu sagen, wann, aber [...] diese Möglichkeit kann nicht mehr ausgeschlossen werden", sagte er.

Städte sind besonders anfällig für lang anhaltende Hitzeperioden. In Paris ist es im Durchschnitt 2 bis 3 Grad Celsius wärmer als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Während Hitzewellen kann dieser Unterschied um bis zu 10 Grad wachsen.

Lewis Joly/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Ein Mann kühlt sich während einer Pariser Hitzewelle im vergangenen Sommer an einer Nebelmaschine ab.Lewis Joly/Copyright 2022 The AP. All rights reserved

Dem Bericht zufolge wird es in Paris im Jahr 2030 durchschnittlich 34 Hitzetage pro Jahr geben, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2008 - da waren es 14.

Die Nächte werden den schwitzenden Einwohner:innen der Stadt kaum Erleichterung bringen. Im Jahr 2030 werden die Pariser 35 "tropische Nächte" - also Nächte, in denen die Temperatur über 20 Grad liegt - pro Jahr ertragen müssen, 2008 waren es noch fünf.

Wie wird das Leben in Paris bei 50 Grad Celsius aussehen?

Hohe Temperaturen haben immer wieder Todesopfer zur Folge, da sie die internen Regulierungssysteme des Körpers durcheinander bringen.

Um mit der extremen Hitze fertig zu werden, schwitzen wir - doch das führt zu einem Verlust von Flüssigkeit und Salzen. Hohe Temperaturen weiten die Blutgefäße, was zu einem plötzlichen Blutdruckabfall führt. Im Jahr 2003 starben 15.000 Französ:innen während eines sehr heißen Sommers.

Im Jahr 2019 verzeichnete das Land 10.000 Hitzetote, im Jahr 2022 waren es rund 3.000.

Die Temperaturen werden auch die Infrastruktur von Paris in Mitleidenschaft ziehen. Die Hitze würde wohl zu Stromausfällen führen, schmelzender Asphalt könnte Straßensperrungen erzwingen.

Die berühmten Pariser Wohnungen, die mit Zinkdächern versehen sind, könnten unbewohnbar werden. Das liegt daran, dass Zink ein stark leitendes Metall ist, das Wärme absorbiert.

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Wie muss sich Paris auf neue Rekordtemperaturen vorbereiten?

Der Bericht fordert die Stadtplaner:innen auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um ein "Albtraumszenario" zu verhindern. Ohne Anpassungen würde die Stadt völlig abhängig von umweltschädlichen Klimaanlagen werden.

Paris muss in Grünflächen investieren. Neben der Anpflanzung von Bäumen und der Entfernung von Asphalt sollten die Gebäudefassaden begrünt werden. Bäume und Grünflächen spenden Schatten und geben kühlende Feuchtigkeit an die Luft ab.

Die ikonischen Zinkdächer von Paris müssen möglicherweise durch ein wärmefreundlicheres Material ersetzt oder weiß gestrichen werden. Wo immer möglich, sollten Verdunkelungsrollos und natürliche Belüftung eingesetzt werden.

Neue Gebäude sollten nicht mit riesigen Fensterscheiben versehen werden.

Möglicherweise muss auch der Arbeitstag angepasst werden, um die Arbeitnehmer:innen nicht in der größten Hitze nach draußen in die Sonne zu zwingen. Pariser Arbeitgeber:innen könnten dem Beispiel ihrer südeuropäischen Nachbarn folgen und ein "Siesta"-Modell einführen. Der Beginn von Abendveranstaltungen könnte ebenfalls nach hinten verlegt werden, wenn sich die Temperaturen abgekühlt haben. Gemeinschaftliche Kühlräume könnten eine Zuflucht vor der brütenden Hitze bieten.

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