Wohnungsnot: Wie EU-Länder versuchen, kurzzeitige Ferienvermietungen einzudämmen

Die eigene Wohnung an Tourist:innen zu vermieten, kann komplizierter sein, als es zunächst scheint.
Die eigene Wohnung an Tourist:innen zu vermieten, kann komplizierter sein, als es zunächst scheint. Copyright Pixabay
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Von Euronews
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Viele europäische Länder gehen gegen die Vermietung von Ferienwohnungen in ihren von Wohnungsnot geplagten Städten vor. Hier sind die Regeln einiger EU-Länder zusammengefasst:

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Kurzfristige Ferienvermietungen sind in vielen Reisezielen auf der ganzen Welt umstritten. Sie können eine einfache Investition oder eine zusätzliche Einnahmequelle für Immobilienbesitzer:innen in beliebten Touristenorten sein.

Sie können aber auch die Preise für die Einheimischen in die Höhe treiben, eine Wohnungsnot verursachen und die Menschen zwingen, aus gut besuchten Städten wegzuziehen. Für Vermieter:innen sind sie oft lukrativer als herkömmliche Langzeitvermietungen und können dazu führen, dass außerhalb der Saison Hunderte von Immobilien leer stehen.

Während die EU nach und nach Regeln und Vorschriften einführt, kämpfen einige Städte und Länder auf ihre eigene Weise gegen die steigende Anzahl an Ferienvermietungen.

Paris hat eine Sondereinheit, die gegen illegale Ferienvermietungen vorgeht

In den meisten französischen Städten gibt es ein Registrierungsverfahren für alle, die ein ganzes Haus oder eine Wohnung kurzfristig vermieten wollen. Nach der Registrierung erhalten Sie vom Rathaus eine Nummer, die mit Ihrem Online-Angebot verknüpft werden muss, damit Besucher:innen kommen und bleiben können.

In Paris sind die Regeln noch strenger. Die Stadt hat vor kurzem einen langwierigen Rechtsstreit mit Airbnb gewonnen, in dem die Online-Vermietungsplattform für die illegale Untervermietung einer Immobilie in der Stadt mitverantwortlich gemacht wurde - dies ist nur ein Teil der laufenden Strafverfolgung.

Mit der zunehmenden Beliebtheit solcher Websites hat Paris immer restriktivere Gesetze eingeführt, die festlegen, was vermietet werden darf und was nicht. Eine Person kann ihren Hauptwohnsitz auf einer Plattform wie Airbnb für 120 Tage im Jahr vermieten, muss aber bei der örtlichen Stadtverwaltung registriert sein.

Für Zweitwohnungen oder einen längeren Vermietungszeitraum, muss die Immobilie offiziell in eine möblierte Touristenunterkunft umgewandelt werden.

Das ist nicht einfach, und das ist auch so gewollt. Die Stadt hat mit einer Wohnungskrise zu kämpfen, und Zweitwohnungen und Ferienunterkünfte sind dabei keine Hilfe.

In Paris gibt es sogar eine eigene Einheit, die Jagd auf illegale Vermietungen macht. In vier Jahren hat die französische Hauptstadt 18 Millionen Euro an Bußgeldern eingenommen, weil sich Vermieter:innen nicht an die Regeln gehalten haben.

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Paris leidet unter Wohnungsnot, weshalb Ferienvermietungen ein Problem für die Stadt bedeuten.Pexels

Portugal geht landesweit gegen die Ferienvermietung vor

Der portugiesische Premierminister Antonio Costa hat kürzlich eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung von Kurzzeitvermietungen eingeführt. Die letzte Volkszählung des Landes im Jahr 2021 ergab, dass es in Portugal mehr als 720.000 leerstehende Wohnungen gibt.

Um den rasanten Anstieg der Mietpreise einzudämmen, wird das Land keine neuen Lizenzen für Airbnbs und ähnliche Ferienvermietungen erteilen. Ausnahmen gibt es nur in ländlichen Gebieten, die nicht unter dem Druck der Städte leiden.

Alle Lizenzen für Ferienvermietungen werden nun alle fünf Jahre überprüft. Außerdem wird auch ein neues System zur Kontrolle der Mietpreise eingeführt. Airbnb-Besitzer:innen wird des Weiteren eine Steuererleichterung angeboten, wenn sie ihre Immobilien wieder in normale Wohnungen umwandeln.

Das harte Durchgreifen erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem Portugal auch sein "Goldenes Visum" beendet. Es bot Ausländern die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft zu erlangen, wenn sie im Land eine Immobilie im Wert von mindestens 500.000 Euro kauften - eine attraktive Aussicht für diejenigen, die einen EU-Aufenthalt anstreben.

Es hat jedoch dazu geführt, dass 10 Prozent aller Immobilienkäufe in Portugal von Personen aus dem Ausland getätigt wurden.

Spanische Städte wehren sich gegen steigende Mietkosten

Mit dem Aufschwung des Tourismus nach der Pandemie hat auch Spanien einen Boom bei der Kurzzeitvermietung erlebt.

Daten des Nationalen Statistikinstituts zeigen, dass die Zahl der Ferienvermietungen im ganzen Land zunimmt. In manchen Gegenden ist sogar jede vierte Immobilie als Ferienvermietung registriert.

Es gibt zwar noch kein landesweites Gesetz, aber einige spanische Reiseziele wehren sich gegen Airbnb-Wohnungen, da die Mietpreise in die Höhe geschossen sind.

Im Jahr 2021 wurde Barcelona zur ersten europäischen Stadt, die die kurzfristige Vermietung von Privatzimmern verbot. Die Stadt verfügt über ein spezielles Team, das auf illegale Angebote achtet und sie entfernen lässt.

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Die Vermietung ganzer Häuser oder Wohnungen ist weiterhin erlaubt - allerdings muss man als Eigentümer:in der Immobilie über eine entsprechende Lizenz verfügen. Und die Stadt hat seit geraumer Zeit keine neuen Lizenzen mehr erteilt.

Im Februar kündigte Valencia Pläne an, die Verwendung von Häusern zur gelegentlichen touristischen Nutzung im historischen Zentrum zu verbieten. Dieses Verbot wurde zunächst von den Gerichten gekippt, aber das Rathaus sagt, dass es weiterhin gegen die kurzfristige Ferienvermietung kämpfen wird.

Palma, die beliebte mallorquinische Hauptstadt, war mit ihrer Klage gegen das Verbot der touristischen Vermietung in Apartmenthäusern erfolgreich. Das bedeutet, dass Besucher:innen nur für Aufenthalte in Einfamilienhäusern zahlen dürfen, bei denen es sich um abgelegene Häuser oder Villen handeln muss, Wohnungen oder Apartments sind tabu.

In ganz Spanien sind die Vorschriften unterschiedlich, aber da die Zahl der Ferienunterkünfte weiter zunimmt, werden die Beschränkungen wahrscheinlich noch strenger werden.

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Viele sind aufgrund der hohen Mietpreise gezwungen, Venedig zu verlassen.Pixabay

Italienische Touristenhochburgen begrenzen Kurzzeitvermietungen

Auch in Italiens beliebten Touristenhochburgen schränken die lokalen Behörden die Möglichkeiten der Kurzzeitvermietung ein. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, erklärte im März gegenüber der Lokalpresse, dass das Stadtzentrum unter Entvölkerung leide und nun darum kämpfen müsse, seine Seele zu bewahren.

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Er plant die Einführung eines Systems, das die Vermietung von Wohnungen an Touristen nur für 120 Tage im Jahr erlaubt. Brugnaro verkündete, dass jeder, der diese Grenze überschreite, die Polizei "vor der Tür" haben werde.

Italiens Regeln zur Besteuerung von Mieteinnahmen legen auch fest, dass Plattformen wie Airbnb eine 21-prozentige Abgabe erheben und Informationen mit den Steuerbehörden teilen müssen.

Die Vorschriften für Immobilienbesitzer:innen sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. In den meisten Orten müssen die Behörden darüber informiert werden, dass eine Immobilie kurzfristig vermietet werden soll.

Daraufhin erhalten Vermieter:innen eine Nummer, die sie ihrem Angebot hinzufügen müssen. Vielerorts wird außerdem verlangt, dass die Besitzer:innen Buch darüber führen, wie viele Gäst:innen sie wie lange beherbergt haben.

Es ist auch üblich, dass Gastgeber:innen verpflichtet sind, jedem Gast einen schriftlichen Kurzzeitmietvertrag auszuhändigen, den beide Parteien beim Einchecken unterschreiben.

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Die Niederlande haben mit die strengsten Regeln für Ferienunterkünfte

Es ist gar nicht so einfach, eine Kurzzeitmiete auf Airbnb, Booking.com oder Expedia in Amsterdam zu buchen. Das liegt an einigen der strengsten Regeln für Ferienhäuser in Europa.

Um zum Beispiel eine Wohnung oder ein Hausboot in Amsterdam zu vermieten, ist eine Genehmigung erforderlich. Es muss sich um den ständigen Wohnsitz handeln, die Genehmigung kostet 48,10 € und ist nur vorübergehend.

Nach dieser Regelung darf das Haus nur für maximal 30 Nächte pro Jahr und an maximal vier Personen vermietet werden. Außerdem darf kein Frühstück angeboten werden. Vor Anreise der Gäst:innen muss die Gemeinde über den Zeitraum der Vermietung informiert werden.

Es gibt noch mehr Formulare auszufüllen und Vorschriften zu beachten, um eine Frühstückspension oder eine andere kurzfristige Ferienvermietung zu betreiben. Um ein ganzes Haus für mehr als 30 Nächte zu vermieten, wird eine spezielle Genehmigung, zum Beispiel eine Kurzzeitlizenz, benötigt.

Der Vorgang ist kompliziert, und das aus gutem Grund. Da die Stadt hofft, ihren Ruf als Magnet für Tourist:innen mit schlechtem Benehmen loszuwerden, ist dies nur eine weitere Maßnahme in einer Reihe von Regelungen zur Förderung von touristischer Qualität statt Quantität.

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Angesichts der Wohnungsnot in den Niederlanden möchte Amsterdam außerdem, dass die Wohnungen, die gebaut werden, auch bewohnt werden und nicht zu Anlageobjekten für die Vermietung an Tourist:innen umfunktioniert werden.

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