Spanischer Erdbeeranbau nahe empfindlicher Feuchtgebiete löst Kontroverse über Wasser aus

Ausgetrocknete Erdbeerpflanzen in der Nähe des Donana-Nationalparks in Almonte, Spanien. 25. April 2023.
Ausgetrocknete Erdbeerpflanzen in der Nähe des Donana-Nationalparks in Almonte, Spanien. 25. April 2023. Copyright REUTERS/Marcelo del Pozo/File Photo
Copyright REUTERS/Marcelo del Pozo/File Photo
Von Angela Symons mit Reuters
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Im März verabschiedete die Regionalregierung ein Gesetz, das die informelle Landbesetzung für den intensiven bewässerten Erdbeeranbau legalisiert.

WERBUNG

Der Erdbeeranbau in der Nähe des empfindlichen spanischen Feuchtgebiets Donana sorgt weiter für heftige Kontroversen.

Ein neuer Gesetzentwurf legalisiert nun die informelle Landbesetzung durch Erdbeerbauern.

Umweltwissenschaftler warnen davor, dass dies der Todesstoß für das bereits gefährdete nahe gelegene Naturschutzgebiet sein wird.

Anfang dieses Monats rief eine deutsche Verbraucherkampagne die Supermärkte des Landes dazu auf, die in der Nähe des Sumpfgebiets angebauten Beeren zu boykottieren.

Anhaltende Trockenheit und illegale Bewässerung haben das Naturschutzgebiet im Südwesten des Landes ausgtrocknen lassen. Wissenschaftler:innen sagen, dass der Wasserbedarf der Beerenbauern das Problem noch verschlimmert.

Die Kampagne auf der deutschen Online-Petitionsseite Campact wurde bis Mittwoch von 150.000 Menschen unterzeichnet.

Der spanische Erdbeeranbauerverband Interfresa bezeichnete die Kampagne als "heimtückisch und schädlich für die Erdbeer- und Rotobstindustrie".

Was geschieht im Donana-Nationalpark?

Der Donana-Nationalpark liegt auf einem 2 700 Quadratkilometer großen unterirdischen Wasserreservat, einem der größten seiner Art in Europa mit einer Fläche fast doppelt so groß wie London.

Die Dürre und das untypisch heiße Wetter beeinträchtigen die Lagunen und die Artenvielfalt des Parks immer mehr.

In diesem Jahr verzeichnete Spanien den trockensten und wärmsten April seit Beginn der Aufzeichnungen, und auch der Mai war in vielen Gebieten rekordverdächtig heiß. In weiten Teilen des Landes herrscht Dürrealarm, und in einigen Gebieten droht ein Wassernotstand.

Die Legalisierung des Erdbeeranbaus wird das Donana-Feuchtgebiet "zerstören”

Seit den 1960er Jahren ist das Feuchtgebiet auch durch die intensive Landwirtschaft in der Umgebung gefährdet, da Gewächshäuser Wasser aus zum Teil illegal gebohrten Brunnen entnehmen.

Dies führt zu "tiefgreifender Verknappung und Verschmutzung des Oberflächenwassers, Übernutzung des Grundwassers, Überweidung und wiederkehrenden Waldbränden", schreiben die Wissenschaftler:innen Luis Santamaría und Julia Martin-Ortega in einem Artikel in Nature Water.

Das Ergebnis: die permanenten Gewässer im Schutzgebiet schrumpfen und die Sumpfvegetation stirbt ab.

"Dieses Muster der unerbittlichen Degradation kann einen Punkt erreichen, an dem es kein Zurück mehr gibt", fügen die Wissenschaftler:innen hinzu.

Im März verabschiedete die Regionalregierung ein Gesetz, das die informelle Landnutzung für den intensiven bewässerten Erdbeeranbau legalisiert.

Wenige Wochen später veröffentlichte sie außerdem eine positive Umweltverträglichkeitsprüfung für ein großes Wohngebiet und einen Golfplatz, die das Wasser in Donana noch weiter verbrauchen würden.

Wissenschaftler:innen, Naturschützer und die spanische Zentralregierung haben das Landwirtschaftsgesetz scharf kritisiert.

"[Das Gesetz] versäumt es nicht nur, die dringend notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation umzukehren, sondern gefährdet in Kombination mit anderen fehlerhaften politischen Maßnahmen die bisherigen und aktuellen Bemühungen, das langfristige Überleben von Donana zu sichern", schreiben Santamaría und Martin-Ortega.

WERBUNG

Warum rufen deutsche Aktivisten zum Boykott spanischer Erdbeeren auf?

Der wasserverschlingende Erdbeeranbau hat auch in Deutschland eine Kampagne ausgelöst.

Darin wird auf die riesigen Mengen spanischer Erdbeeren hingewiesen, die im Land verkauft werden, und Edeka, Lidl und andere Supermärkte werden aufgefordert, keine importierten Beeren mehr zu verkaufen, die in der Nähe des bedrohten Naturschutzgebiets angebaut werden.

Die Provinz Huelva, in der sich der Park befindet, produziert 98 Prozent der roten Früchte Spaniens und 30 Prozent der EU-Produktion. Sie ist der weltweit größte Exporteur von Erdbeeren.

Die Petition kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Spaniens rechtsgerichtete Oppositionspartei am Wochenende bei den Regionalwahlen, unter anderem in Andalusien, Siege errungen hat.

Die Volkspartei plant eine Amnestie, die trotz des Aufschreis von Umweltschützern weitere Bewässerungsmaßnahmen in der Umgebung von Donana legalisieren würde.

WERBUNG

Die Verringerung der entnommenen Wassermenge ist nach Ansicht von Wissenschaftlern eine der wichtigsten Lösungen zur Rettung des Feuchtgebiets.

Erdbeerbauern streiten illegale Bewässerung ab

Interfresa bestreitet, dass die Landwirte Wasser aus illegalen Quellen im Nationalpark verwenden, oder dass riesige Wassermengen abgepumpt werden, wie in der Petition behauptet wird. Der Verband fügt hinzu, dass man modernste Techniken einsetzen, um eine effiziente Wassernutzung zu gewährleisten.

Die nächstgelegenen landwirtschaftlichen Betriebe in Donana sind 35 km entfernt, und die meisten Unternehmen des Beerensektors sind 100 km oder mehr von dem Gebiet entfernt. Dies bedeute, dass nur ein kleiner Teil der Betriebe das Bewässerungssystem nutzen würde, das im Falle der Verabschiedung des Gesetzes legalisiert würde, heißt es weiter.

Im vergangenen Monat wurden 26 Personen verhaftet, weil sie illegale Brunnen angezapft hatten, um tropische Früchte in der von Dürre geplagten Axarquia-Region in Andalusien, 260 km östlich von Donana, anzubauen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Streit um spanische "Dürrebeeren": MdB sagen Reise in die Donana-Feuchtgebiete ab

Spaniens Donana-Feuchtgebiet schrumpft und gefährdet Wildtiere und Ernten

Streit über spanischen Naturpark schwappt ins Europäische Parlament