600 Musiker und Sänger gleichzeitig auf einer Bühne: Es ist kein Zufall, dass Mahlers 8. Sinfonie auch als “Sinfonie der Tausend” bekannt ist. Das venezolanische Simón Bolívar Orchester eröffnete mit dem Mammutwerk eine Konzertreihe auf den weltberühmten Salzburger Festspielen.
Am Dirigentenpult: Maestro Gustavo Dudamel. “Für einen Dirigenten ist es einzigartig, diese große Zahl von Musikern vor sich zu haben, die diese unglaubliche Musik spielen und sich von dir führen lassen. Das ist ein magischer Moment.”
Das Orchester wird weltweit für seinen einzigartigen Klang gefeiert. Das klassische Repertoire, wie Mahler, wird mit feurigem Temperament gespielt, wie Dudamel erklärt: “Wir haben die europäische Kultur natürlich aufgesogen, denn das gehört dazu, wenn man klassische Musik spielt. Aber wir machen das auf unsere Art.”
Schlagzeuger Luis Trejo über seine Wahrnehmung des Orchesters: “Ich sitze im Orchester am Schlagzeug und alles was ich höre, ist ein gewaltiger, kraftvoller Klang, perfektes Zusammenspiel und natürlich auch die Leidenschaft. Wenn ich den Streichern zusehe, erinnert mich das an eine Welle.”
Das Orchester ist Teil eines legendären Bildungsprojektes, auch bekannt als “El Sistema”. Kinder erhalten eine kostenlose Musikausbildung. Damit sollen sie von der Straße ferngehalten werden. Fast 400.000 Kinder und Jugendliche sind es momentan. Viele von ihnen leben unterhalb der Armutsgrenze.
Nur die Besten schaffen es bis in das prestigeträchtige Orchester, einer von ihnen ist Kenneth Jones Madrid. “Wenn man El Sistema beitritt, wird man Teil einer wunderbaren Familie. Man spielt nicht nur schöne Musik zusammen, sondern macht jede Menge gemeinsame Erfahrungen.”
Die meisten Mitglieder spielen schon seit fast zwanzig Jahren zusammen. Die Bindung ist eng zwischen dem Orchester und dem 32-jährigen Dirigenten. Dudamel: “Wir sind wie Geschwister. Einige sind für mich wie eigene Kinder. Das Orchester hat eine besonderes Charisma. Man spürt die engen Beziehungen untereinander und das ist einzigartig. In den anderen Orchestern kommt man von einer Hochschule oder aus einem anderen Land. Das Simón Bolívar Orchester ist anders. Wir haben den gleichen Musikunterricht erhalten, bei den gleichen Lehrern mit genau der gleichen Technik. Uns einen diese persönlichen Beziehungen, die Liebe und Leidenschaft zur Musik und dadurch, ensteht diese Art Erdbeben. Ich bin nur einer von vielen. Ich bin Teil der Gruppe. Wir sind eine Einheit und miteinander verschmolzen.”