Indische Kunstbiennale im Strudel von Zeit und Geschichte

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Die Hafenstadt Kochi im Süden Indiens steht drei Monate lang im Zeichen zeitgenössischer Kunst. Für diese zweite Ausgabe der Biennale im Bundesstaat

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Die Hafenstadt Kochi im Süden Indiens steht drei Monate lang im Zeichen zeitgenössischer Kunst. Für diese zweite Ausgabe der Biennale im Bundesstaat Kerala wählte Kurator Jitish Kallat die Werke von rund 100 Künstlern aus 30 Ländern aus.

Ausgestellt werden sie u.a. in einer 150 Jahre alten Lagerhalle. Früher stapelten sich hier Gewürze, jetzt weht der Geist der Künstler durch die Räume. Sie laden die Besucher ein, die Welt aus ihrer Perspektive zu sehen. “Sie geben uns Hinweise auf unsere Auffassung von Zeit und Geschichte. Die Biennale macht etwas, was wir jeden Tag machen, wenn wir uns etwas ansehen oder verstehen wollen. Wir halten ein Objekt in unseren Händen. Wir nähern uns dem Objekt oder wir halten es weiter weg, um es zu verstehen oder um es zu sehen. Wir gehen in Gedanken ständig hin und her, um zu verstehen, wo wir uns befinden. Die Biennale treibt das auf die Spitze,” so Kallat.

Für den amerikanischen Dichter Aram Saroyan liegt die Würze in der Kürze. Sein Gedicht ist ein “m” mit vier Beinen. Sahej Rahal, aufsteigender Star der indischen Kunstszene, hat für die Biennale mythologische Kreaturen mit Stars Wars Motiven gekreuzt und in Ton modeliert.

Der indische Künstler Valsan Koorma Kolleri schuff seine Kunstwerke in einem verwilderten Gelände, mit all dem, was er vor Ort fand. An seinen Werke aus Schlamm und Ton arbeiten nach ihm Regen und Luftfeuchtigkeit weiter – vergängliche Kunst. Er erzählt, er wisse nicht, woher seine Inspiration komme: “Ich bekomme einen Hinweis, ein Gefühl. Ich bin sehr intuitiv. Ich bekomme meist einen Hinweis, den ich dann weiterverfolge. Wenn bei meiner Arbeit etwas schief geht, dann weiß ich, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich kann mich also verbessern. Meine Arbeit ist wie ein Spiegel für mich.”

Der in Mumbai geborene Kunststar Anish Kapoor geht mit seinem Werk in die Tiefe. Er hat einen endlosen Wasserstrudel gebaut. Der indische Künstler Nikhil Chopra begeisterte die Besucher bei der Eröffnung mit einer zweitägigen Performance. Er befreite sich malend von dem Gefängnis des Postkolonialismus.

Die norwegische Künstlerin und Duftforscherin Sissel Tolaas geht immer ihrer Nase nach. Sie lädt den Besucher dazu ein, ihre Werke zu riechen. Eine Biennale-Führerin erklärt: “Sissel Tolaas hat mit einer Gruppe Männer gearbeitet, die vor Körpern Angst hatten. Während sie eine Angtsattacke hatten, sammelte sie ihren Schweiß ein. Und dann stellte sie diesen Schweißgeruch mit chemischen Stoffen her.”

Die Installation des vietnamesischen Künstlers Dinh Q Le befasst sich mit der Verzweiflung von Menschen auf der Flucht. Ein Meer von Briefen von Flüchtlingen in tobender See. Für Riyas Komu, einem Sponsor, ist die Biennale einzigartig: “Es ist momentan das einzige nicht kommerzielle Kunstfestival im Land. Es ist ein Ort zum Experimentieren. Ein Ort des Engagements, wo die Künstler größere Projekte in Angriff nehmen können, ohne an den Verkauf zu denken. Wie ich bereits sagte, diese Biennale ist ein Katalysator für Wandel.”

Die Organisation der Kunstbiennale in Kochi war eine Herausforderung. Die staatliche Förderung fiel gering aus, nur dank privater Spenden, Sponsoren und den Künstlern konnte die Biennale doch noch eröffnet werden. Vergangenes Jahr zog die Ausstellung rund eine Million Besucher an. Um dies zu übertreffen haben die Veranstalter noch Zeit bis Ende März.

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