State of the Union: Warum Afrika bei Covid besser da steht als Europa

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel beim EU-Gipfel in Brüssel
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel beim EU-Gipfel in Brüssel Copyright OLIVIER HOSLET/AFP or licensors
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Von Stefan Grobe
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Experten haben seit Monaten vor ihr gewarnt, jetzt ist sie Wirklichkeit in Europa geworden. Die zweite Coronavirus-Welle ist da, und sie breitet sich rasch aus. Afrika aber, das erheblich unter den Aids- und Ebola-Epidemien gelitten hat, hat offentliche aus dieser Erfahrung gelernt.

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Experten haben seit Monaten vor ihr gewarnt, jetzt ist sie Wirklichkeit in Europa geworden.

Die zweite Coronavirus-Welle ist da, und sie breitet sich rasch aus.

Die täglichen Infektionszahlen haben Niveaus erreicht, wie wir sie seit dem Frühjahr nicht mehr gesehen haben.

Krankenhäuser müssen eine wachsende Zahl von Patienten auf der Intensivstation betreuen.

In dieser Woche zogen einige Regierungen die Notbremse und ordneten schärfere Zwangsmaßnahmen an - dazu die Warnung, dass es noch schlimmer werden könnte.

Dagegen schneidet Afrika erstaunlich gut bei der Pandemie ab.

Der Kontinent, der erheblich unter den Aids- und Ebola-Epidemien gelitten hat, hat offentliche aus dieser Erfahrung gelernt.

Dazu das folgende Interview mit Dr. Ngoy Nsenga, vom Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation in Afrika in Brazzaville.

Euronews: Dr. Nsenga, bevor wir in die Analyse der Lage gehen, wie ist die aktuelle Situation der Pandemie und welche Länder sind am stärksten bertroffen?

Nsenga: Alle 47 Staaten in Afrika sind betroffen, es gibt überall ernste Fälle. Derzeit sind 1,2 Millionen Fälle gemeldet, und leider hatten wir den Tod von 26.000 Menschen zu beklagen.

Natürlich haben wir auch eine Rangliste, und an dieser steht Südafrika ganz oben. Südafrika meldete die höchsten Fallzahlen und repräsentiert derzeit mehr als die Hälfte aller täglichen Neuinfektionen. Aber auch Algerien, Äthiopien und Kenia haben hohe Fallzahlen.

Euronews: Zu Beginn der Pandemie befürchteten Experten in Afrika Millionen von Toten und den Zusammenbruch der ohnehin schwachen Gesundheitssysteme. Doch ein halbes Jahr später ist nichts von dieser Horrorvorstellung wahr geworden. Woran liegt das?

Nsenga: Das stimmt, jeder hatte am Anfang geglaubt - und wir auch -, dass Afrika am stärksten betroffen sein würde. Gott sei dank haben wir bis heute, und ich sage ausdrücklich bis heute, nichts von alldem gesehen. Wir sind nicht über dem Damm, aber wir haben nicht die Zahlen gesehen, die wir am Anfang erwarten hatten. Warum ist das so?

Wir glauben, wie bei früheren Epidemien auch, dass viele Faktoren eine Rolle spielen. Einer ist sicher der, dass die meisten afrikanischen Länder die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt getroffen haben, vorbeugende Maßnahmen, soziale Beschränkungen. Einige Länder handelten bereits, als sie praktisch noch keine Fälle hatten. Das hatte dann eine gewisse Dynamik zur Folge. Denn der Ausbruch des Virus begann in den Metropolen und städtischen Ballungsräumen. Wegen der frühen Maßnahmen wurde die weitere Ausbreitung des Virus gebremst und verschonte andere Regionen.

Euronews: Was sagen Sie zu dem Alters-Argument, das immer wieder vorgebracht wird, dass Afrika mit einem Durchschnittsalter von 19, 20 Jahren ein so junger Kontinent ist, dass es deswegen so widerstandsfähig geworden ist?

Nsenga: Das stimmt. Gleichzeitig finden wir aber die gleiche Dynamik des Virus wie in anderen Weltregionen. Das Alter könnte also eine Rolle spielen, aber wir sind nicht sicher, in welchem Ausmaß es zu der milden Situation beigetragen hat, die wir derzeit in Afrika vorfinden.

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