"Ringen um die richtige Balance": Jens Spahn zur Corona-Lage in Deutschland

Lothar Wieler, links, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, rechts, bei einer Pressekonferenz in Berlin
Lothar Wieler, links, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, rechts, bei einer Pressekonferenz in Berlin Copyright Michael Kappeler/DPA via AP, Pool
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Von Euronews mit dpa
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Für den deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn und Chef des RKI, Lothar Wieler, ist die Corona-Lage in Deutschland weiterhin kritisch.

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Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Prof. Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), haben in der Bundespressekonferenz über den Stand der Corona-Lage in Deutschland informiert. Für Spahn ist die Corona-Lage in Deutschland weiterhin kritisch. So stagnierten die Inzidenzzahlen, in einigen Regionen steigen sie wieder. Zudem breiten sich die Virus-Varianten weiter aus.

"Wir öffnen, aber umsichtig"

Dennoch verteidigte Spahn die auf der Bund-Länder-Konferenz beschlossenen Lockerungen. Sie seien ein "Ringen um die richtige Balance". Mit den Lockerungen sei man an die Grenze dessen gegangen, was "unter dem Gesichtspunkt des Gesundheitsschutzes verantwortbar" sei. So sollen die Bundesbürger:innen ihre Freiheit zurückgewinnen, aber gleichzeitig soll das Erreichte nicht verspielt werden. "Keine Öffnungsschritte zu wagen, war auch kaum verantwortbar." Er halte aber die beschlossene Bremse für wichtig. "Wir öffnen, aber umsichtig."

Anteil der britischen Variante bereits bei 40 Prozent

Prof. Wieler warnte gleichzeitig vor einer Trendwende im Hinblick auf die Corona-Infektionen. Seit zwei Wochen beobachte man, dass die Inzidenzwerte in der Altersgruppe der unter 80-Jährigen wieder ansteige. Auch breiten sich die noch ansteckenderen Virusvarianten immer weiter aus. Der Anteil der britischen Variante B1.1.7 liegt laut Wieler inzwischen bei 40 Prozent, vor zwei Wochen lag ihr Anteil noch bei 20 Prozent. Die Mutation werde bald die dominierende in Deutschland sein - es werde dann noch schwieriger “das Virus im Zaum” zu halten. Die Variante aus Südafrika sei bei etwa einem Prozent der Neuinfektionen entdeckt worden. Er betonte, dass alle zugelassenen Impfstoffe sehr gut vor der Krankheit schützen: "Lassen Sie sich bitte impfen. Die Impfstoffe sind zugelassen, sie sind sicher und wirksam." Geimpft sind in Deutschland etwa fünf Prozent der Bevölkerung, drei Prozent haben bislang beide Impfungen erhalten. Dennoch geht die Zahl der Intensivpatienten und Todesfälle nur langsam zurück.

"Genug Schnelltests verfügbar"

Im Hinblick auf Schnelltests, die der Gesundheitsminister ab Anfang März für alle Bundesbürger:innen versprochen hatte gab Spahn sich zuversichtlich. Ab kommenden Montag könnten sich alle einmal pro Woche kostenlos testen lassen. Die Hersteller hätten versichert, dass genug Selbst-Schnelltests verfügbar seien und Millionen Tests auf Lager seien. Bezüglich der Bereitstellung von Tests erwarte Spahn keine Probleme “Das wird sich schnell einspielen können”, so Spahn. Der Bund habe mindestens 50 Millionen Schnelltests pro Monat abgesichert, von denen gerade mal 10 Millionen abgerufen würden, so Spahn. Geht es nach den Plänen des Gesundheitsministers, sollen Arztpraxen von April an routinemäßig in die Impfungen mit einbezogen werden. Impfstoff sollte dann über die Apotheken an die Hausärzte weitergegeben werden.

An diesem Freitag haben die deutschen Gesundheitsämter insgesamt 10.580 Corona-Neuinfektionen und 264 Todesfälle gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz liegt damit im bundesweiten Schnitt bei 65,4. Vor einer Woche belief sich die Zahl der Neuinfektionen auf 9.997 und Zahl der Todesfälle auf 394.

Ab März: Alle Kinder sollen wieder Präsenzunterricht bekommen

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, hat unterdessen angekündigt, dass alle Schüler:innen in Deutschland noch im März wieder in die Schule können. "Auch wenn wir durch die Virusmutation eine veränderte Situation haben, können wir nicht noch mal mehrere Wochen warten. Dafür haben die Schulschließungen einen zu hohen sozialen Preis", erklärte die SPD-Politikerin gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

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