Belgische Kleinstadt leidet unter "ewigen" chemischen Schadstoffen

3M-Fabrik im belgischen Zwijndrecht bei Antwerpen
3M-Fabrik im belgischen Zwijndrecht bei Antwerpen Copyright DAVID PINTENS/fotodp.be
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Von Stefan GrobeGrégoire Lory
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Auf diesen Ruf würde die kleine Stadt Zwijndrecht gerne verzichten. Die belgische Gemeinde in der Nähe von Antwerpen ist einer der "Hot Spots" in Europa, die mit PFAS, auch bekannt als "ewige Schadstoffe", kontaminiert sind. PFAS sind unzerstörbar und werden nicht abgebaut.

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Auf diesen Ruf würde die kleine Stadt Zwijndrecht gerne verzichten. Die belgische Gemeinde in der Nähe von Antwerpen ist einer der "Hot Spots" in Europa, die mit PFAS, auch bekannt als "ewige Schadstoffe", kontaminiert sind.

PFAS sind unzerstörbar und werden nicht abgebaut. (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen,  englisch per- and polyfluoroalkyl substances, abgekürzt PFAS)

Für die Anwohner ist die Kontamination der nahe gelegenen Fabrik ein echter Albtraum.

Man rät ihnen, das dort produzierte Obst, Gemüse und die Eier nicht mehr zu essen. Doch diese Vorsicht geht über den Verzehr von Lebensmitteln hinaus.

Vincent Deleu, Einwohner von Zwijndrecht: "Wir werden zum Beispiel aufgefordert, nicht mit bloßen Händen in der Erde zu arbeiten. Es gibt Leute wie meine Frau, die den Boden mit Handschuhen bearbeiten. Wir werden auch gebeten, vorsichtig zu sein, wenn die Enkelkinder, im Gras spielen oder auf Bäume klettern. Letztendlich können wir nichts anderes tun."

Vincent verkauft seine Eier nicht mehr. Aber er will seine 300 Obstbäume und drei Gemüsegärten nicht opfern.

Und das, obwohl PFAS, die im Wasser und im Boden vorkommen, zu einem erhöhten Risiko für Krebs und Schilddrüsenerkrankungen führen können. Außerdem können sie bei Kindern zu einer verminderten Immunreaktion auf Impfstoffe führen.

Für die Einwohner ist diese unsichtbare Verschmutzung jedoch allgegenwärtig und daher besorgniserregend.

Deleu: "Leute, die einen schönen Garten haben, sagen: 'Ich gehe nicht mehr in meinen Garten hinaus. Ich gehe überhaupt nicht mehr raus, ganz und gar nicht. Es gibt Leute, die ein Burn-out hatten, es gibt Leute, die manchmal das Wort Selbstmord benutzt haben. Es gab noch keinen Fall von Selbstmord, seien wir mal ehrlich. Aber es gibt Menschen, die wirklich Angst haben."

PFAS werden in der Textil-, Automobil- und Elektronikindustrie für Antihaftbeschichtungen für Öfen, Feuerlöschschäume und Regenkleidung verwendet. Für die Einwohner ist die Firma 3M für diese Kontamination verantwortlich.

Toon Penen, Einwohner von Zwijndrecht: "Der Standort von 3M ist in der Tat der am stärksten verschmutzte, ich denke sogar in Europa. Sogar weltweit hat er die höchste PFAS-Konzentration. Und diese Konzentration hier ist so hoch wie nie zuvor. Es ist dasselbe wie die Konzentration im Blut der Menschen in Zwijndrecht, es ist auch die höchste, die die Wissenschaftler je bei einem Menschen gesehen haben."

Von Euronews kontaktiert, erklärt das Unternehmen per E-Mail, es werde "daran arbeiten, die Verwendung von PFAS in seinem gesamten Produktportfolio bis Ende 2025 einzustellen". Dies ändere nichts an der langjährigen Position von 3M, dass das Unternehmen verantwortungsbewusst gehandelt habe und weiterhin handele". 

Der US-Konzern einigte sich im vergangenen Jahr mit der flämischen Regierung auf ein Zahlung von 571 Millionen Euro zugunsten der Anwohner.

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