Die Woche in Europa - Promis in China und ein allgegenwärtiger Blinken in Brüssel

US-Außenminister Antony Blinken und EU-Außenbeauftragter Josep Borrell in Brüssel
US-Außenminister Antony Blinken und EU-Außenbeauftragter Josep Borrell in Brüssel Copyright Olivier Matthys/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Stefan Grobe
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Es war eine hektische Woche für die europäische Diplomatie trotz der vorösterlichen Entspanntheit. Allen voran war da der Besuch von Emmanuel Macron und Ursula von der Leyen in Peking - und US-Außenminister Antony Blinken war in Brüssel praktisch allgegenwärtig.

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Es war eine hektische Woche für die europäische Diplomatie trotz der vorösterlichen Entspanntheit.

Allen voran war da der Besuch von Emmanuel Macron und Ursula von der Leyen in Peking, die versuchten China von einer aktiveren Rollen in der ukrainischen Friedensdiplomatie zu bewegen.

Oder, wie er der französische Präsident gegenüber Xi Jinping ausdrückte, “Russland zur Vernuft zu bringen”.

Ein weiteres Highlight hier in Brüssel war das NATO-Ministertreffen, bei dem Finnland offiziell ins Bündnis aufgenommen wurde.

Alle waren in ausgelassener Stimmung - nur Schweden nicht. Das Land sieht sich noch immer einem kleinlichen Widerstand der schmollenden Ungarn und Türken gegenüber.

Ist Schweden isoliert? Nein, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

"Wir sollten nicht den Eindruck haben, dass Schweden allein gelassen wird. Schweden ist bereits sehr stark in die NATO eingebunden und in militärische und zivile Strukturen integriert. Die Verbündeten sind bereit zu handeln, und es sind keine militärische Drohungen gegen Schweden vorstellbar, ohne dass die NATO reagiert."

Ein Mann war praktisch allgegenwärtig in Brüssel diese Woche, US-Außenminister Antony Blinken.

Er führte Gespräche mit EU-Außenbeauftragtem Josep Borrell, nahm am europäisch-amerikanischem Energierat und dem NATO-Treffen teil und gab Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta ein weit reichendes Interview über Schweden und China bis zu Taiwan.

Zuvor hatte Blinken Washingtons Engagement erneuert, gemeinsam mit der EU für mehr Energiesicherheit zu arbeiten, damit Europa von russischem Öl und Gas unabhängig werden kann:

"Russland benutzt seine Energie als Waffe, was die Dringlichkeit dieser Aufgabe unterstrichen und unsere Fortschritte beschleunigt hat. Und so haben die USA und Europa die Zusammenarbeit bei der Energiesicherheit noch weiter intensiviert."

Zum Thema der Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA im Energiebereich ein Interview mit einem der führenden Experten in Brüssel, Simone Tagliapietra von der Wirtschaftsdenkfabrik Bruegel.

Euronews: Diese Woche vor einem Jahr haben die EU und die USA die gemeinsame Task Force für Energiesicherheit geschaffen, die auf der transatlantischen Zusammenarbeit im Rahmen des 2009 gegründeten Energierats aufbaut. Was sind die wichtigsten Errungenschaften bis jetzt?

Tagliapietra: Nun, ich denke, die größte Errungenschaft war bisher die großartige Zusammenarbeit bei Flüssiggas zwischen der EU und den USA. 2021 exportierten die USA rund 20 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas nach Europa - im vergangenen Jahr, mitten in der Energiekrise, sind diese Exporte nach Europa auf über 56 Milliarden Kubikmeter in die Höhe geschnellt. Das US-Flüssiggas ist heute ein wichtiger Pfeiler der europäischen Energiesicherheitsinfrastruktur.

Euronews: Washington und Brüssel haben sich verpflichtet, bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen - gefährdet der anhaltende Krieg in der Ukraine dieses Ziel?

Tagliapietra: Nun, was Europa betrifft, so denke ich, dass der Krieg in der Ukraine ein Katalysator für die grüne Transformation war und ist. Wir haben zum Beispiel in ganz Europa einen erheblichen Anstieg bei der Installation von Sonnenkollektoren erlebt. Der Einsatz von Wärmepumpen, die es Familien ermöglichen, den Gasheizkessel zu Hause abzuschaffen, hat sich stark beschleunigt. Wir erleben also wirklich beispiellose Schritte, um die Abhängigkeit Europas von Gas zu verringern, und diese Art von Maßnahmen werden von der Industrie und den Familien selbst ergriffen. Ich denke also, dass Europa nach diesem Krieg sicherlich viel umweltfreundlicher leben wird als vorher. Was Putin in der Ukraine getan hat, hat die Energiepartnerschaft zwischen der EU und den USA auf jeden Fall deutlich gestärkt.

Euronews: Und schließlich, und das muss ich Sie fragen, da Donald Trump diese Woche angeklagt wurde, ist diese enge Zusammenarbeit in Gefahr, sollte ein Republikaner die US-Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr gewinnen?

Tagliapietra: Nun, als Trump ins Weiße Haus kam, behandelte er erneuerbare Energien als Fake News. Er wollte, dass Kohle wieder in den amerikanischen Energiemix aufgenommen wird. Aber wir haben gesehen, dass während seiner Präsidentschaft die erneuerbaren Energien in den USA weiter zugenommen haben. Zugleich ging der Kohleverbrauch weiter zurück. Dies war auch in anderen Bereichen der Energiewirtschaft der Fall. Das heißt, es gibt Marktrealitäten, die viel wichtiger sind als das, was ein Präsident sagt. Und ich denke, selbst wenn Trump oder die Republikaner wieder an der Macht sind, wird dies die neuen Beziehungen zwischen den USA und der EU im Energiebereich nicht wesentlich beeinflussen. Auch weil es im Interesse der Industrie in den USA liegt, weiterhin Energie nach Europa zu exportieren.

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