"Dann muss man sie auch schießen können" - Debatte um Wölfe auch in Belgien

Die Debatte um Wölfe in Europa hat nun auch Belgien erreicht
Die Debatte um Wölfe in Europa hat nun auch Belgien erreicht Copyright Gary Kramer/AP
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Von Stefan GrobeSandor Zsiros
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Wölfe sind zurück in Belgien und ihre wachsende Präsenz führt zu Spannungen mit Landwirten.

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Wölfe sind zurück in Belgien und ihre wachsende Präsenz führt zu Spannungen mit Landwirten.

Diese Bilder wurden vom Institut für Natur- und Waldforschung mit Wildtierkameras auf einem Militärstützpunkt aufgenommen.

Im östlichen Teil des Landes ist nicht jeder über die Anwesenheit der Wölfe erfreut.

Der Landwirt Ludwig Heinen besitzt 320 Kühe und hat, quasi als Nachbarn, in unmittelbarer Nähe seines Betriebs drei Wolfsrudel.

Bislang waren seine Tiere nicht in Gefahr, aber er ist besorgt.

"Wenn die Tiere von Wölfen zerrissen werden, ist das eine Sache. Aber wenn Wölfe die Tiere, die frei auf dem Feld sind, nervös machen, kann man diese Tiere nicht so leicht wieder beruhigen", sagt er.

"Meine Meinung ist klar: Wenn ein Wolf Ärger macht, dann sollte man ihn auch abschießen können."

In diesem Gebiet Ostbelgiens wurden dieses Jahr ein Kalb und mehrere Schafe von Wölfen getötet.

Die Vorsitzende des örtlichen Bauernverbands sagt, Wölfe gehörten nicht auf ihre Felder.

Sie spricht sich dafür aus, die europäische Debatte über die Wolfsjagd neu zu eröffnen.

Kürzlich forderte die EU-Kommission, den Schutzstatus der Wölfe zu überprüfen, da die wachsende Population eine Gefahr für die Viehbestände darstelle.

"Die Landwirte wollen so viele Wölfe haben, wie in einem der Natur leben und sich dort ernähren können", sagt Ingrid Merdes vom Bauerbund von Ostbelgien.

"Wenn die Wölfe ihren Lebensraum verlassen, um in der Landwirtschaft Tiere anzugreifen, dann haben wir zu viele von ihnen. Deshalb wollen wir eine Grenze setzen."

Ein Wildtierexperte, der das Leben der Wölfe in Belgien verfolgt, spricht von nur minimalen wirtschaftlichen Schäden, die die Wölfe verursachten.

Aber die Menschen seien Wölfe nicht mehr gewohnt.

"Es geht nicht um die Wirtschaft. Es geht darum, wie ich mich als Landwirt, als Akteur im ländlichen Raum, durch die Anwesenheit der Wölfe fühle", sagt Joachim Mergeay, Forscher am Institut für Natur- und Waldforschung.

Kontakte zwischen Nutztieren und Wölfen könnten etwa durch Zäune vermieden werden.

Aber selbst wenn die EU den Schutzstatus der Wölfe herabsetzte, würde dies kein grünes Licht für die Jagd bedeuten - und die Probleme der Landwirte würden bestehen bleiben.

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"Unter diesem reduzierten Schutzniveau kann man nur jagen, wenn sich die Populationen in einer gesunden Situation befinden, in einem günstigen Erhaltungszustand. So weit sind wir noch nicht", sagt Mergeay.

"Eine Änderung dieses Schutzniveaus würde nicht bedeuten, dass man jagen kann. Die Wolfspopulationen müssen sich erst noch entwickeln. Und es würde auch nicht den Konflikt lösen, der diesen Fragen zugrunde liegt."

Während die Debatte über Wölfe anhält, wird die belgische Wolfspopulation - etwa zwei Dutzend - durch den Straßenverkehr dezimiert.

Dieser junge Wolf lebte nur sechs Monate, bevor ihn ein Auto erfasste.

In diesem Jahr war er bereits der fünfte Wolf, der auf den Straßen Belgiens getötet wurde.

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