Die umstrittene algerische Boxerin Imane Khelif erreicht das Halbfinale. Die schnellste Frau der Welt kommt von der Karibikinsel St. Lucia. Und Frankreich und China sammeln weiter eifrig Medaillen. Die Höhepunkte des achten Tags der Spiele von Paris.
Die algerische Boxerin Imane Khelif hätte sich nach Tagen der Online-Beschimpfungen und Missverständnisse, die durch ihren Sieg gegen die Italienerin Angela Carini ausgelöst wurden, kein besseres Comeback wünschen können.
Am Samstag besiegte Khelif die Ungarin Anna Luca Hamori im Viertelfinale der 66-Kilogramm-Klasse der Frauen mit 5:0. Aufgrund der olympischen Boxregeln wird Khelif mindestens eine Bronzemedaille gewinnen. Ein Kampf um den dritten Platz wird nicht ausgetragen, die Verlierer der Halbfinale erhalten Bronze.
Khelifs zweiter Sieg in Paris schien für die 25-jährige Boxerin aus einem Dorf im Nordwesten Algeriens eine emotionale Katharsis zu sein. Nachdem sie ihre Hand zum Sieger erhoben hatte, ging Khelif in die Mitte des Rings, winkte ihren Fans zu, kniete nieder und schlug dann mit der Handfläche auf die Matte, wobei ihr Lächeln in Tränen überging.
Sie verließ den Ring, um ihre Trainer zu umarmen, während ihre Fans brüllten. Khelif blieb kurz stehen, um mit einem algerischen Fernsehteam zu sprechen, und ging dann direkt in die Umkleidekabine, ohne für Dutzende wartender Reporter anzuhalten.
Sie steht im Mittelpunkt einer Kontroverse, nachdem der Internationale Boxverband IBA, der seit 2019 von den Olympischen Spielen ausgeschlossen ist, erklärt hatte, dass sie im vergangenen Jahr einen nicht näher bezeichneten Eignungstest wegen erhöhter Testosteronwerte nicht bestanden habe.
IOC-Präsident Thomas Bach verteidigte Khelif und ihre taiwanesische Kollegin Lin Yu-ting am Samstag. Auch Lin wurde während der letztjährigen IBA-Weltmeisterschaft disqualifiziert, nachdem sie die Eignungstests nicht bestanden hatten.
„Lassen Sie uns hier ganz klar sein: Wir sprechen über Frauenboxen“, sagte Bach am Samstag. „Wir haben zwei Boxerinnen, die als Frauen geboren wurden, die als Frauen erzogen wurden, die einen Pass als Frauen haben und die viele Jahre als Frauen an Wettkämpfen teilgenommen haben. Und das ist die klare Definition einer Frau. Es gab nie Zweifel daran, dass sie Frauen sind.“
Erste Goldmedaille für St. Lucia
St. Lucia feierte seine erste Goldmedaille bei den Olympischen Spielen mit einem fulminanten Sieg von Julien Alfred im 100-Meter-Finale der Frauen. Sie überquerte die Ziellinie in 10,72 Sekunden.
Alfred sagte, sie habe die jamaikanische Legende Usain Bolt studiert, um ihre Leistungen zu perfektionieren. Sie sei in St. Lucia aufgewachsen und zu arm gewesen, um sich Schuhe zu kaufen, und habe barfuß, in ihrer Schuluniform und unter schlechten Bedingungen laufen müssen. Sie hoffe, dass ihr Gold dazu führen werde, dass in St. Lucia ein neues Stadion gebaut wird.
In anderen Frauenfinals gab es weitere Erfolge für China, das an der Spitze des Medaillenspiegels bleibt, nachdem Zheng Qinwen das erste olympische Gold im Tenniseinzel für China beim Sieg gegen die Kroatin Donna Vekic (6:2, 6:3) gewonnen hat.
Frankreich sammelt Medaillen
Die Judo-Ikone des Landes, Teddy Riner, gewann am Samstag vor einem leidenschaftlichen Heimpublikum sein drittes olympisches Einzelgold und erhöhte damit die Goldbilanz der Gastgeber auf 12.
Riner besiegte den Südkoreaner Kim Min-jong im Finale der Männer über 100 kg in der Champ-de-Mars Arena.
Im Schwimmen schrieb Katie Ledecky vom US-Team Geschichte. Sie gewann bei ihren vierten Olympischen Spielen in Folge die 800 Meter Freistil. Dies ist bislang nur einer Schwimmerin vor ihr gelungen.