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Affäre mit italiens Kulturminister Sangiuliano ermöglicht Einsicht in geheime Unterlagen

Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat eine Affäre mit einer Modeberaterin zugegeben, verneint aber, ihr geheime Unterlagen gezeigt zu haben.
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat eine Affäre mit einer Modeberaterin zugegeben, verneint aber, ihr geheime Unterlagen gezeigt zu haben. Copyright Andrew Medichini/Copyright 2022/AP. Alle Rechte vorbehalten.
Copyright Andrew Medichini/Copyright 2022/AP. Alle Rechte vorbehalten.
Von Heilika LeinusGiorgia Orlandi
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Die Regierung der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni steht wegen eines Skandals um den Kulturminister Gennaro Sangiuliano in Kritik. Seine Liebhaberin Maria Rosaria Boccia soll Einsicht in geheime Regierungsunterlagen erhalten haben.

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Ende August 2023 hat die italienische Modeberaterin und Influencerin Maria Rosaria Boccia auf Instagram geschrieben, dass das italienische Kulturministerium sie als Beraterin eingestellt hätte. In ihrem Instagram-Beitrag dankte sie dem Ministerium dafür. Das Ministerium verneinte jedoch, sie eingestellt zu haben.

Ein wenig später gab der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano bekannt, dass Boccia ihn auf einigen hochrangigen Treffen begleitet hatte. Die Kosten, die dabei entstanden sind, habe er aus eigener Tasche gezahlt.

Affäre ermöglichte wohl Einsicht in geheime Unterlagen der Regierung

Darüber hinaus schrieb Boccia in den sozialen Medien, dass sie Einsicht in geheime Regierungsunterlagen bekommen habe. Sangiuliano hat zwar inzwischen zugegeben, eine Affäre mit Boccia gehabt zu haben, sagt aber, dass er ihr nie den Zugriff zu den Unterlagen seines Ministeriums ermöglicht habe.

In einem etwa zwanzigminütigen Interview mit dem Fernsehkanal Rai 1 erklärte der Minister, wie seine Beziehung zu Boccia ausgesehen hat. Sangiuliano erzählte, dass er eine sentimentale Beziehung zu ihr hatte. Der Minister entschuldigte sich bei den Regierungsmitgliedern, seinen Mitarbeitern und seiner Frau.

Unter anderem sollte Boccia das G7-Kulturministertreffens in Neapel und Pompeji mitorganisieren.

Das sagte Sangiuliano über Boccia

"Ich bin bereit, in dem Moment zurückzutreten, in dem Meloni mich darum bittet", sagte der Minister. Er habe jedoch der Ministerpräsidentin beweisen können, "dass das alles eine Klatschgeschichte ist". Man habe die Ernennung von Boccia zur Beraterin des Ministeriums zurückgezogen, um Probleme zu vermeiden.

Sangiuliano sagte auch, dass er alle Tickets für die Reisen, an denen Boccia teilnahm, mit seiner privaten Kreditkarte bezahlt habe: "Für sie habe ich nie öffentliche Gelder ausgegeben, ich habe alles bezahlt, ich bin nicht erpressbar", sagte der Minister und fügte hinzu, dass Ministerpräsidentin Meloni seinen Rücktritt abgelehnt habe.

Während die Opposition den Rücktritt des italienischen Kulturministers fordert, hat der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini öffentlich bekanntgegeben, dass er Sangiuliano unterstützt. „Ich vertraue den Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite“, sagte Salvini.

Boccia lässt jedoch nicht locker. Unterdessen postete sie in den sozialen Medien Aufnahmen von Innenräumen des Amtssitzes des italienischen Ministerpräsidenten, Palazzo Chigi. Diese wurden mit einer Brille mit eingebauter Kamera aufgenommen.

Boccia: "Heute werde ich beschuldigt, eine Erpresserin zu sein"

Im Laufe des Donnerstags veröffentlichte Boccia einen neue Post auf Instagram. Dort legte sie ihre Sicht der Dinge dar. "Heute werde ich beschuldigt, eine Erpresserin zu sein, aber in der Tat habe ich niemanden erpresst. Es sind diejenigen, die in den Palästen der Macht sitzen, die sie ausüben", schrieb sie auf Instagram. Die Mächtigen des Landes hätten den Kulturminister zunächst zum Rücktritt drängen wollen, dann aber anders entschieden. Dabei hätten sie "die italienische Kultur in einer Zeit der internationalen Sichtbarkeit geiselgenommen". “Andere haben mit einer kleinlichen Mentalität eine menschliche Angelegenheit ausgenutzt, die schmerzhafte Auswirkungen auf mich hat", fügte sie hinzu.

Meloni: "Fehler und Fehltritte sind nicht erlaubt"

Ministerpräsidentin Meloni hatte sich bereits in den vergangenen Tagen in einem Interview auf Rete 4 in der Sendung "4 di Sera" zu dem Fall geäußert und sich zuversichtlich und gelassen über die Zukunft der Regierung geäußert. Am Mittwoch sprach Meloni jedoch während der Vorstandssitzung von Fratelli d'Italia den Skandal indirekt an. "Fehler und Fehltritte sind nicht erlaubt", betonte sie. "Wir schreiben Geschichte", sagte Meloni, "wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass uns nichts verziehen wird und dass uns nichts verziehen werden kann."

Der Parteivorstand, der seit 2022 nicht mehr getagt hatte, versammelte sich zu einem für die Regierung entscheidenden Zeitpunkt. Zu den zahlreichen Themen, die diskutiert wurden, gehörte das Haushaltsgesetz, ein sehr heikles Thema für die künftigen Beziehungen mit Brüssel. Am 20. September wird Italien seinen mittelfristigen strukturellen Haushaltsplan vorlegen. Nachdem die EU-Kommission ein Defizitverfahren gegen Italien eröffnet hat, sind die Augen der europäischen Institutionen mehr denn je auf Rom gerichtet.

Derzeit weiß man noch nicht, wie der Staatshaushalt Italiens für das Jahr 2025 genau aussehen wird. Wie Meloni bereits bekanntgegeben hat, werden im Mittelpunkt des Haushaltes Steuersenkungen stehen. Außerdem will sie die Lebensbedingungen der italienischen Familien und Arbeitnehmer verbessern.

Meloni und ihre Partei sind allerdings optimistisch über die Zukunft ihres Landes. "Giorgia Meloni erläuterte die bisher erzielten Fortschritte und stellte fest, dass Italien eine der niedrigsten Inflationsraten unter den G7-Ländern hat", sagte Senator Lucio Malan nach der Vorstandssitzung seiner Partei. "Außerdem erreicht die Beschäftigungsquote Rekordhöhen und steigt stärker als im europäischen Durchschnitt. Italien gewinnt zunehmend an internationaler Anerkennung. Wir werden diesen Erfolg mit einem Plan zur Umsetzung von Maßnahmen, die Unternehmen, Familien und Arbeitnehmer unterstützen, fortsetzen", fuhr er fort.  

Laut einer vor kurzem veröffentlichten Umfrage unterstützt die Mehrheit der Italiener derzeit Melonis Regierung. Melonis Umgang mit den Staatsfinanzen wird die entscheidende Rolle dabei spielen, ob sie für weitere drei Jahre als Regierungschefin in Amt bleibt.  

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