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"Ich hatte nicht einmal Turnschuhe": Ukrainische Athleten bei den Paralympics

Paralympics in Paris
Paralympics in Paris Copyright  Julien De Rosa/AP pool
Copyright Julien De Rosa/AP pool
Von Alessio Dell'Anna
Zuerst veröffentlicht am
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Der Krieg hat rund 500 paralympische Sporteinrichtungen in der Ukraine beschädigt und ukrainischen Sportler dazu gezwungen, sich unter schwersten Bedingungen auf die Spiele in Paris vorzubereiten. Dennoch könnte das Team am Ende sogar besser abschneiden als in Tokio 2020.

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Die Ukraine ist unter den Top 10 im Medaillenspiegel der Paralympics, obwohl zwei Jahre Krieg die Athleten gezwungen haben, unter brutalen Bedingungen zu trainieren.

Euronews hat mit einigen der Athleten darüber gesporchen, wie es ist, sich in einem vom Krieg zerrütteten Land auf die Spiele vorzubereiten.

In der Ukraine sind rund fünfhundert paralympische Sporteinrichtungen durch den Krieg im Land zerstört oder beschädigt worden. Moskaus Krieg hat viele ukrainische Athleten dazu gezwungen, das Land zu verlassen, andere sind geblieben.

Dennoch schlägt sich das Team in Paris gut - und es könnte sogar die gleiche Platzierung im Medaillenspiegel wie in Tokio 2020 erreichen. Zum ersten Mal tragen ihre Trikots neben den üblichen Farben Gelb und Blau auch Grün, die Farbe soll den Soldaten an der Front Tribut zollen.

Der ständige Lärm der Bomben

Weitspringer Oleksandr Lytvynenko hat eine Bronzemedaille geholt. Er hatte seine Stadt Odessa unmittelbar nach Ausbruch des Krieges verlassen, aus Angst vor einer Besatzung. Zuflucht hat er in einem Dorf in der Region gesucht, ohne jegliche Ausrüstung, nicht einmal Turnschuhe.

Es gab dort außer einer Klimmzugstange auf dem Spielplatz nichts zum Trainieren. „Es gab überhaupt keine Infrastruktur“, sagte er Euronews. „Ich trainierte auf einem örtlichen Spielplatz. Die Kinder sahen mich an, als wäre ich ein Außerirdischer und lachten.“

Er hielt durch und verfolgte sein Ziel - bei sengender Hitze, ohne Strom und ohrenbetäubendem Lärm der einschlagenden Bomben in der Nacht.

Trotz zwei Jahren Training unter höllischen Bedingungen ist es Lytvynenko gelungen, bei den Paralympics in Paris eine Bronzemedaille zu gewinnen. Dennoch sei er ein wenig enttäuscht, sagt er. Bei dem Wettbewerb ist er hinter dem russischen Athleten Evgenii Torsunov gelandet.

Lytvynenko erklärt, dass es im paralympischen Dorf zu Spannungen zwischen ukrainischen und russischen Athleten kommt. Russland und Belarus sind aufgrund des Krieges in der Ukraine sowohl von den Olympischen als auch von den Paralympischen Spielen ausgeschlossen. Berechtigte Athleten, die einen russischen oder Belarussischen Pass besitzen, dürfen jedoch unter neutraler Flagge antreten.

"Russische Sportler nennen uns Nazis"

„Sie nennen uns Nazis, wenn wir uns treffen“, sagt Lytvynenko über die russischen Athleten. „Sie provozieren uns und hoffen, dass sie vor der Kamera Reaktionen bekommen. Sie sind überhaupt nicht neutral“.

Euronews hat das Internationale Paralympische Komitee um eine Stellungnahme zu den Anschuldigungen gebeten. Das Komitee teilte mit, dass es bisher noch keine Beschwerden vom NPC Ukraine - dem paralympischen Komitee des Landes - mit entsprechenden Beweisen erhalten habe.

Der Schwimmer Anton Kol hat eine Bronze- und eine Silbermedaille gewonnen. Er stammt aus Dnipro, einer Region, die ebenfalls von schwerem Beschuss betroffen ist.

Als Russland die beiden paralympischen Einrichtungen in der Stadt angegriffen hat, war er gerade mit seinem Sohn auf der Straße unterwegs.

Das Leben geht weiter für Kriegsamputierte

Er hat versprochen, zurückzukommen, sobald die Spiele in Paris zu Ende sind. "Ich liebe meine Stadt, ich muss dort sein", sagt er.

Zurück in der Ukraine wird er wieder bei der Rehabilitation von Kriegsversehrten helfen. "Ich möchte ihnen zeigen, dass das Leben weitergeht - auch danach", sag er.

Die Ukraine hat insgesamt 141 Athleten zu den Paralympics nach Paris geschickt. Die Mannschaft tritt in 17 von 22 Sportarten an.

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