Der von der Opposition unterstützte kroatische Präsident Zoran Milanović, ein Kritiker der Europäischen Union und der NATO, ist am Sonntag mit überwältigender Mehrheit für eine weitere fünfjährige Amtszeit wiedergewählt worden.
Der Amtsinhaber besiegte in einer Stichwahl einen Kandidaten der regierenden konservativen Partei. Milanović erhielt fast 74 % der Stimmen gegenüber seinem Herausforderer Dragan Primorac, der rund 26 % der Stimmen erhielt. Dies geht aus den Ergebnissen hervor, die von den kroatischen Wahlbehörden nach Auszählung von mehr als 70 % der Stimmzettel veröffentlicht wurden.
"Die Meinungsumfragen vor der zweiten Runde sagten den Sieg von Milanović bereits voraus, aber wie schon in der ersten Runde schätzten sie nicht richtig ein, wie überzeugend dieser Sieg sein würde. Milanović erhielt 16 Prozent mehr und Primorac sechs Prozent weniger Stimmen. Mit diesem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen ist Zoran Milanović der dritte kroatische Präsident in der Geschichte, der eine angestrebte Wiederwahl gewinnen konnte, nach Franjo Tuđman und Stjepan Mesić", so euronews-Reporter Dušan Ilić in Zagreb.
Amtsinaber mit Abstand vor Herausforderer
Der linksgerichtete Milanović hatte den ersten Wahlgang am 29. Dezember klar gewonnen und Primorac, einen Forensiker, der zuvor erfolglos für das Präsidentenamt kandidiert hatte, sowie sechs weitere Kandidaten weit hinter sich gelassen.
„Ich hoffe auf einen Sieg“, sagte Milanović nach der Wahl am Sonntag. „Ich glaube an einen Sieg, weil ich denke, dass ich es wert bin und weil es wichtig ist, vor allem weil es wichtig ist.“
Die Stichwahl zwischen den beiden Spitzenkandidaten war notwendig geworden, weil Milanović die 50 % der Stimmen nur um 5.000 Stimmen verfehlte, während Primorac mit 19 % weit abgeschlagen war.
Präsidentschaftswahl im Angesicht hoher Inflation
Die Wahl fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem das 3,8 Millionen Einwohner zählende Land, das Mitglied der Europäischen Union und der NATO ist, mit einer drastischen Inflation, Korruptionsskandalen und einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen hat.
Milanović, 58, ist ein unverblümter Kritiker der westlichen militärischen Unterstützung für die Ukraine in ihrem Krieg gegen Russland. Er ist der beliebteste Politiker Kroatiens und wird wegen seines kämpferischen Kommunikationsstils mit politischen Gegnern manchmal mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump verglichen.
Milanović harter Kritiker der EU
Am Sonntag kritisierte er Brüssel erneut als „in vielerlei Hinsicht undemokratisch“ und von nicht gewählten Beamten geleitet. Die Position der EU, dass „wenn du nicht so denkst wie ich, dann bist du der Feind“, komme „mentaler Gewalt“ gleich, sagte Milanović.
„Das ist nicht das moderne Europa, in dem ich leben und arbeiten möchte“, sagte er. „Ich werde daran arbeiten, es zu ändern, so gut ich das als Präsident einer kleinen Nation kann.“
Sein Triumph schafft auch die Voraussetzungen für eine weitere Konfrontation mit dem mächtigen kroatischen Ministerpräsident Andrej Plenković. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden während Milanovićs erster Amtszeit haben die kroatische Politik geprägt.
Die Präsidentschaft ist in Kroatien weitgehend zeremoniell, aber ein gewählter Präsident hat politische Autorität und ist der oberste militärische Befehlshaber.