Zoran Milanović hat in der ersten Runde der kroatischen Präsidentschaftswahlen die meisten Stimmen erhalten, muss sich aber voraussichtlich im Januar einer Stichwahl stellen.
Der amtierende kroatische Präsident Zoran Milanović hat in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag die meisten Stimmen erhalten. Ein klarer Sieg blieb jedoch aus, weshalb er sich in einer Stichwahl einem Kandidaten der Regierungspartei stellen muss, um sich eine weitere fünfjährige Amtszeit zu sichern.
Nach der Auszählung fast aller Stimmen kam der linksgerichtete Milanović auf 49 % der Stimmen, während sein Hauptkonkurrent Dragan Primorac, ein Kandidat der regierenden konservativen HDZ-Partei, mit 19 % weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz landete.
Bereits vor den Wahlen hatten Umfragen vorausgesagt, dass keiner der acht Kandidaten die für einen direkten Sieg erforderliche Mehrheit von über 50 Prozent der Stimmen erreichen würde. Die beiden Favoriten, Milanović und Primorac, werden nun am 12. Januar in der Stichwahl aufeinandertreffen.
Milanović bedankte sich nach der ersten Runde bei seinen Unterstützern, betonte jedoch, dass dies nur der Auftakt sei: "Wir sollten nicht triumphieren, sondern realistisch bleiben und auf dem Boden der Tatsachen stehen“, sagte er. „Wir müssen wieder von vorne anfangen. Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist."
Der linksgerichtete Milanović ist ein scharfer Kritiker der westlichen militärischen Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland. Wegen seines oft kämpferischen Kommunikationsstils gegenüber politischen Gegnern wird er in der kroatischen Öffentlichkeit gelegentlich mit Donald Trump verglichen.
Der 58-Jährige, der bereits in der Vergangenheit als Premierminister Kroatiens tätig war, gilt als der populärste Politiker des Landes. Gleichzeitig ist er ein entschiedener Gegner des amtierenden Premierministers Andrej Plenković, was zu einer anhaltenden Rivalität zwischen den beiden geführt hat und die politische Landschaft Kroatiens in den vergangenen Jahren stark geprägt hat.
Premierminister Plenković versuchte, die Wahl zu einem Richtungsentscheid über die Zukunft Kroatiens in der EU und der NATO zu stilisieren. Milanović bezeichnete er als "pro-russisch" und eine Bedrohung für das internationale Ansehen Kroatiens.
"Der Unterschied zwischen ihm und Milanović ist ganz einfach: Milanović führt uns nach Osten, Primorac führt uns nach Westen", sagte Plenković.
Obwohl das Präsidentenamt in Kroatien überwiegend repräsentative Aufgaben umfasst, besitzt der Präsident politische Autorität und fungiert als oberster Befehlshaber der Streitkräfte.
Milanović hat die Unterstützung der NATO und der EU für die Ukraine wiederholt kritisiert und betont, dass Kroatien sich aus internationalen Konflikten heraushalten sollte, obwohl das Land Mitglied beider Bündnisse ist. Er blockierte auch die Teilnahme Kroatiens an einer NATO-geführten Ausbildungsmission für die Ukraine mit der Begründung: "Kein kroatischer Soldat wird an einem fremden Krieg teilnehmen."
Sein Herausforderer Dragan Primorac betont hingegen, dass "Kroatiens Platz im Westen ist, nicht im Osten".
Primoracs Kampagne wurde jedoch durch einen Korruptionsskandal in der kroatischen Regierung belastet, der zur Inhaftierung des Gesundheitsministers führte. Dieser Fall spielte in den Debatten vor den Wahlen eine zentrale Rolle.
Im Wahlkampf bemühte sich Primorac, sich selbst als einigende Figur und Milanović als spaltend darzustellen.
"Heute ist ein äußerst wichtiger Tag", erklärte Primorac nach seiner Stimmabgabe. "Kroatien geht vorwärts in die Zukunft. Kroatien braucht Einheit, Kroatien braucht seine globale Positionierung, und vor allem braucht Kroatien ein friedliches Leben."
Die konservative, unabhängige Kandidatin Marija Selak Raspudić, die in den Umfragen weit abgeschlagen auf Platz drei rangierte, konzentrierte sich im Wahlkampf auf wirtschaftliche Themen, Korruption und den Bevölkerungsrückgang in Kroatien, das nur noch etwa 3,8 Millionen Einwohner zählt.
Die Präsidentschaftswahlen am Sonntag sind bereits die dritte nationale Abstimmung in Kroatien in diesem Jahr, nach den Parlamentswahlen im April und den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni.