Rom rechnet dank des Jubiläums 2025 mit wirtschaftlichem Aufschwung und erwartet um die 30 Millionen Pilger. Manche Ökonomen warnen jedoch vor übertriebenen Schätzungen und steigenden Wohnkosten.
Veranstalter und Kommunalveranwortliche erwarten, dass die Ausgaben für das Jubiläum 2025 und der Tourismus die Wirtschaft der italienischen Hauptstadt ankurbeln werden. Jedoch könnten die Schätzungen zu optimistisch gewesen sein.
Mehr als 30 Millionen Pilger werden in diesem Jahr in Rom erwartet. Nach fast einem Monat haben bereits eine halbe Million Besucher die Heilige Pforte des Petersdoms durchschritten.
Aber einige haben vom verheißenen massiven Zustrom und großen Einnahmen noch nicht gespürt.
Alessandro Galardo besitzt eine Frühstückspension in Rom und ist Immobilienmakler. Er kennt den Markt gut und erklärt, warum sowohl die Langzeit- als auch die Kurzzeitvermietung zu kämpfen haben. Zum ersten Mal verzeichnet sein Unternehmen einen starken Rückgang der Buchungen:
"Pilger übernachten normalerweise nicht in Ferienwohnungen. Sie wählen eher Orte, an denen sie mit anderen Pilgern zusammen untergebracht werden können und viel weniger Geld ausgeben", so Galardo. "Außerdem haben sich viele Besucher, die sich nicht in Menschenmassen drängen wollen und die Stadt lieber so genießen, wie sie ist, dafür entschieden, ihren Besuch um ein oder zwei Jahre aufzuschieben. In diesem Januar 2025, dem ersten Monat des Jubiläums, sind die Buchungen im Vergleich zum vergangenen Jahr und zu den Vorjahren um 60 bis 75 % zurückgegangen."
Prognosen verfrüht
Der prognostizierte Umsatz für die italienische Hauptstadt liegt zwischen 4 und 4,5 Milliarden Euro, und auch andere Städte dürften davon profitieren. Nach Angaben des italienischen Tourismusministeriums wird das Jubiläum allein in Rom voraussichtlich Ausgaben in Höhe von 17 Milliarden Euro verursachen.
Filippo Celata, Professor für Wirtschaftsgeografie an der Universität La Sapienza in Rom, hält es für verfrüht, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Jubiläums vorherzusagen - und die Prognosen seien oft übertrieben.
"Im Allgemeinen", so Celata gegenüber Euronews, "geht es beim Jubiläum darum, Investitionen zu fördern und Besucher anzuziehen. Rom nutzt diese Situationen normalerweise, um den Mangel an gewöhnlichen Ressourcen zu kompensieren, in die man investieren kann".
"Trotz seines religiösen Charakters ist das ganze Ereignis Teil eines touristischen Prozesses, der sich hauptsächlich um Besucher dreht", macht Celata deutlich. Großereignisse gingen oft mit überschätzten Prognosen über Besucher und wirtschaftliche Auswirkungen einher. Man könne Lehren aus früheren Jubiläen ziehen, in diesem Fall aus einem Bericht der italienischen Zentralbank über die Auswirkungen des Jubiläums 2000. "Wir können die strukturellen Auswirkungen des Jubiläums 2000 betrachten, das dem diesjährigen ähnlich ist in der Art, wie die Stadt Rom diese Gelegenheit nutzt. Neue, dauerhafte Jobmöglichkeiten werden geschaffen - aber in den ärmeren Sektoren. Andererseits steigen die Wohnkosten."
Jubiläum für den Vatikan, Erneuerung für Rom?
Eine kürzlich von IZILab und SoloAffitti durchgeführte Studie über die möglichen Auswirkungen des touristischen Konsums während des Heiligen Jahres bestätigt diese Einschätzung, wie einer der Autoren erklärt: Martino Bellincampi, der Geschäftsführer von IZILab, bekräftigt gegenüber Euronews, dass die Mietkosten bereits steigen.
"Im Jahr 2023 haben wir schon einen Anstieg von 13% im Vergleich zu 2022 verzeichnet. Für dieses Jahr wird ein Anstieg von bis zu 17 % prognostiziert. Und dies in einem bereits angespannten Wohnungsmarkt. In Rom gibt es nur ein begrenztes Angebot an Mietwohnungen, und die Interventionen der öffentlichen Hand reichen nicht aus, um das Problem zu lösen".
Trotz steigender Preise ist die Lage aber noch nicht aussichtslos. Zwar ist das Angebot an Immobilien für langfristige Vermietungen begrenzt, da viele als Ferienwohnungen genutzt werden, doch stehen die meisten leer.
Das Gleiche gilt für Hotels. Der Präsident des italienischen Hotelverbandes Federalberghi, Bernabò Bocca, erklärte kürzlich in einem Interview, dass die Zahl der Touristen im März wieder steigen dürfe, er aber damit rechne, dass die Gesamtzahl der Ankünfte auf dem Niveau von 2024 bleiben wird.
Für Rom, das seit langem mit einem Überanstrom von Touristen und schlechter lokaler Verwaltung zu kämpfen hat, stellt sich am Ende die Frage, ob das Jubiläum 2025 als verpasste Gelegenheit zur Erneuerung der italienischen Hauptstadt in Erinnerung bleiben wird.