Am Sonntag findet im Kosovo eine Parlamentswahl statt, die ein entscheidender Test für Ministerpräsident Albin Kurti werden dürfte. Vor vier Jahren hatte seine Regierungspartei einen Erdrutschsieg errungen.
Die Albaner sind aufgerufen 120 Abgeordnete zu wählen. 26 politischen Gruppierungen und ein unabhängiger Kandidaten treten bei der neunten Parlamentswahl seit dem Ende des Krieges zwischen 1998 und 1999 zwischen serbischen Regierungstruppen und ethnisch-albanischen Separatisten an.
Der serbischen Minderheit stehen 10 Sitze zu, 10 weitere sind für andere Minderheiten bestimmt.
Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit im Jahr 2008 hat das Parlament des Kosovo eine volle vierjährige Legislaturperiode absolviert.
Kurtis linke Vetevendosje! (Partei der Selbstbestimmungsbewegung) gilt als Favorit, wird aber voraussichtlich nicht die absolute Mehrheit erhalten.
Die anderen bedeutenden Parteien sind die Demokratische Partei des Kosovo (PDK), deren wichtigste Führer vor dem Haager Tribunal wegen Kriegsverbrechen angeklagt sind, und die Demokratische Liga des Kosovo (LDK), die älteste Partei des Landes, die nach dem Tod ihres Führers Ibrahim Rugova im Jahr 2006 viel von ihrer Unterstützung eingebüßt hat.
Während des Wahlkampfs versprachen die Parteien, die Gehälter und Renten im öffentlichen Dienst zu erhöhen, die Bildungs- und Gesundheitsdienste zu verbessern und die Armut zu bekämpfen. Sie erklärten jedoch nicht, woher das Geld kommen soll und wie sie mehr ausländische Investitionen anziehen würden.
„Wir haben einen Plan für jede Stadt, jede Familie, jeden Menschen“, sagte Bedri Hamza von der PDK.
„Wir haben eine Alternative, um ein besseres Leben im Kosovo zu garantieren“, sagte Lumir Abdixhiku von der LDK.
Der Kosovo mit 1,6 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder Europas mit einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von weniger als 6.000 Euro pro Person.
Der Urnengang wird auch bestimmen, wer die festgefahrenen Normalisierungsgespräche des Kosovo mit dem benachbarten Serbien anführen wird, die von der Europäischen Union unterstützt werden, um beide Seiten einem Beitritt zum Block näher zu bringen.
„Die neue Regierung muss entscheidende Schritte unternehmen, um die Glaubwürdigkeit und Partnerschaft mit der EU und den Vereinigten Staaten wiederherzustellen, einschließlich der Erfüllung aller Verpflichtungen, die sich aus dem Dialog mit Serbien ergeben“, meint Kosovo-Experte Analyst Ilir Deda.
Die von der EU vermittelten Normalisierungsgespräche mit Serbien fanden während des Wahlkampfs wenig Beachtung.
„Die EU erwartet von der neuen Regierung des Kosovo, dass sie sich konstruktiv am Normalisierungsdialog mit Serbien beteiligt. Dies ist für den Integrationsweg sowohl Serbiens als auch des Kosovo von zentraler Bedeutung“, sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press.
Sowohl die EU als auch die Vereinigten Staaten haben beide Seiten aufgefordert, die vor zwei Jahren erzielten Vereinbarungen umzusetzen, die eine Verpflichtung des Kosovo zur Gründung eines Verbands serbisch geprägter Gemeinden beinhalten. Von Serbien wurde außerdem erwartet, dass es die faktische Anerkennung des Kosovo umsetzt.
Ein Team aus 100 Beobachtern der Europäischen Union, 18 vom Europarat und zahlreichen weiteren Beobachtern internationaler oder lokaler Organisationen wird die Wahl überwachen.