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Hat USAID 4 Millionen Dollar gezahlt, um Selenskyj zur "Person des Jahres" zu machen?

Der ukrainische Präsident Selensky bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Starmer.
Der ukrainische Präsident Selensky bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Starmer. Copyright  Peter Nicholls/2025 Getty Images
Copyright Peter Nicholls/2025 Getty Images
Von James Thomas mit AP
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Seit Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus ist USAID zur Zielscheibe für falsche Behauptungen geworden. Und die Unterstützung der USA für die Ukraine wird nun noch intensiver unter die Lupe genommen.

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In den sozialen Medien wird ein Video verbreitet, in dem fälschlicherweise behauptet wird, die USA hätten dem Time Magazine vier Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) gezahlt, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur "Person des Jahres" 2022 zu küren.

Das Video wird oft mit Untertiteln gepostet, die behaupten, dass die vorherige US-Regierung unter Präsident Joe Biden Steuergelder für die "Gehirnwäsche" von Bürgern und die "Bestechung der Medien" verwendet hat.

Andere erklären, dass man den "westlichen Medien" nicht trauen könne, weil es angeblich möglich sei, das Titelblatt von Time "für den richtigen Preis" zu kaufen.

Im Video selbst heißt es, dass die neue Abteilung für Regierungseffizienz von Präsident Donald Trump, die von Elon Musk geleitet wird, seit Beginn ihrer Arbeit "riesige Mengen an Geldverschwendung durch die Regierung" entdeckt hätte.

In manchen Fällen wurden die Fakes auch schon durch "Community Notes" enttarnt
In manchen Fällen wurden die Fakes auch schon durch "Community Notes" enttarnt Euronews

Zusätzlich zu den Behauptungen über Selenskyj wird in dem Video gesagt, dass USAID - die internationale Hilfsorganisation der USA - mehr als acht Millionen Dollar an Politico gespendet, tausende von Journalisten finanziert und Geld für die Demokratische Partei abgezweigt hat.

In dem Video wird das Logo der New York Post verwendet, um zu suggerieren, dass die Behauptungen von dort stammen, eine Suche auf der Website des amerikanischen Nachrichtenmagazins zeigt aber, dass es keine solche Meldung gibt.

EuroVerify hat sich an die New York Post gewandt, aber bis zum Zeitpunkt dieses Faktenchecks noch keine Antwort erhalten.

Man kann auch die passend benannte Website USAspending.gov überprüfen, die keine Details über Zahlungen an das Time Magazine oder Salesforce - das vom Time-Eigentümer Marc Benioff gegründete Unternehmen - enthält.

Time kürte Selenskyj und die "Widerstandskraft der Ukraine" zur Person des Jahres 2022, dem Jahr, in dem Russland seine umfassende Invasion im Land. Die Zeitschrift schrieb damals ausführlich über die Gründe für die Wahl.

Selenskyj wurde damals zur Person des Jahres gewählt
Selenskyj wurde damals zur Person des Jahres gewählt Time Magazine

USAID: eine Zielscheibe für Fehlinformationen

Seit Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus ist USAID zu einem häufigen Ziel für falsche Behauptungen geworden, die Unterstützung der Ukraine durch die USA wird ebenfalls immer stärker hinterfragt.

Die Behauptung, Politico habe acht Millionen Dollar erhalten, ist beispielsweise falsch, aus den Unterlagen geht hervor, dass USAID in den Jahren 2023 und 2024 nur 44.000 Dollar an Abonnementgebühren gezahlt hat, wobei weitere Zahlungen von anderen Regierungsstellen kamen.

Politico hatte zuvor in einer Erklärung von CEO Goli Sheikholeslami und Chefredakteur John Harris erklärt, dass es keine staatlichen Zuschüsse erhält.

Auch andere Medien wurden durch USAID-Fehlinformationen ins Visier genommen: Die BBC zum Beispiel soll im Haushaltsjahr 2023-2024 rund 3,2 Millionen Dollar erhalten haben.

Dieses Geld ging jedoch nicht an den Nachrichtenbetrieb der BBC, sondern an BBC Media Action, eine internationale Wohltätigkeitsorganisation, die "Teil der BBC-Familie" ist, aber redaktionell und finanziell von BBC News getrennt ist, so die Wohltätigkeitsorganisation in einer Erklärung. Der Betrag machte in diesem Jahr etwa acht Prozent des Budgets von BBC Media Action aus.

"Wir folgen den redaktionellen Standards und Werten der BBC bei unserer Unterstützung für Medien von öffentlichem Interesse", heißt es in der Erklärung. "Allerdings fließen alle unsere Mittel in unsere eigenen Projekte. Diese sind völlig unabhängig vom Journalismus von BBC News. Wir haben keinen Einfluss auf die redaktionellen Entscheidungen. Die BBC in Großbritannien wird größtenteils durch die TV-Lizenzgebühr finanziert."

Die BBC - mit Ausnahme von BBC Media Action, das eine separate Einheit ist - erzielt auch Einnahmen aus den kommerziellen Tochtergesellschaften der Organisation.

Die Associated Press gehört ebenfalls zu den Medien, die angeblich von USAID finanziert werden. Obwohl der Nachrichtendienst seit 2008 37,5 Millionen Dollar von anderen Regierungsbehörden erhalten hat, kam nichts davon von USAID, wie aus Statistiken der Bundesregierung hervorgeht.

Die Sprecherin von AP, Lauren Easton, erklärte, dass "die US-Regierung seit langem Kunde von AP ist - sowohl unter demokratischen als auch unter republikanischen Regierungen. Sie lizenziert den unparteiischen Journalismus von AP, genau wie tausende von Nachrichtenagenturen und Kunden in aller Welt. Es ist durchaus üblich, dass Regierungen Verträge mit Nachrichtenorganisationen für deren Inhalte abschließen."

Es sind nicht nur Medien, die ins Visier genommen werden: Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte im Februar gegenüber Reportern, dass USAID "1,5 Millionen Dollar für die Förderung von DEI am Arbeitsplatz in Serbien, 70.000 Dollar für die Produktion eines DEI-Musicals in Irland, 47.000 Dollar für eine Transgender-Oper in Kolumbien und 32.000 Dollar für ein Transgender-Comicbuch in Peru" ausgegeben habe.

Die Behauptungen verbreiteten sich im Laufe der Woche schnell in den sozialen Medien, aber tatsächlich wurde nur der Zuschuss für eine serbische Organisation namens Grupa Izadji von USAID gewährt. Ihr erklärtes Ziel ist es, "Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion am Arbeitsplatz und in der Geschäftswelt Serbiens zu fördern".

Der Rest wurde vom Büro des Staatssekretärs für öffentliche Diplomatie und öffentliche Angelegenheiten des Außenministeriums vergeben.

Im Jahr 2022 gewährte es einem irischen Unternehmen 70.884 Dollar für "eine musikalische Live-Veranstaltung zur Förderung der gemeinsamen Werte der USA und Irlands in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung, Integration und Zugänglichkeit".

Ein Zuschuss in Höhe von 25.000 Dollar wurde 2021 einer Universität in Kolumbien gewährt, um durch die Produktion einer Oper "das Bewusstsein für Transgender zu schärfen und die Repräsentation von Transgender zu erhöhen", wobei weitere 22.020 Dollar aus nicht-bundesstaatlichen Mitteln stammen.

Mit weiteren 32 000 Dollar, die 2022 an eine peruanische Organisation vergeben wurden, wurde "ein maßgeschneiderter Comic mit einem LGBTQ+-Helden finanziert, um soziale und psychische Gesundheitsprobleme anzusprechen".

Experten erklärten gegenüber AP, es sei sinnvoll, dass diese Programme vom Büro des Staatssekretärs finanziert werden, da sie die Werte der USA, wie Vielfalt und Demokratie, und die Freundschaft zwischen den Ländern widerspiegeln sollen.

Da die jüngsten globalen Ereignisse den Blick darauf lenken würden, wie viel Geld Europa und die USA ins Ausland schicken, sei es wichtig, dass die Öffentlichkeit richtig informiert wird.

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