Die Annäherung der Vereinigten Staaten an Russland veranlasst die europäischen Mächte, ihre Verteidigungsstrategie zu überdenken.
Nach dem sich die USA Russland angenähert hatte, wollen die Europäer nun einen neuen Sicherheitsrahmen für die Ukraine erörtern. Dafür haben sich die Verteidigungsminister der fünf größten europäischen Militärnationen - Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Polen - am Mittwoch in Paris getroffen.
Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu begrüßte die diplomatischen Fortschritte, die Washington und Kyjiw in Saudi-Arabien erzielt haben, nun sei Russland "am Zug". Es liege jetzt am russischen Präsidenten Wladimir Putin, ob er den Vorschlag für ein 30-tägiges Waffenstillstandsabkommen annimmt.
Das Treffen der fünf europäischen Verteidigungsminister fand nur einen Tag nach einem seltenen Treffen von 34 Militärchefs aus NATO-Ländern sowie Japan und Australien in Paris ohne die Anwesenheit amerikanischer Vertreter statt.
Frankreich und Großbritannien haben an vorderster Front um Unterstützung für die Ukraine geworben, da die USA ihre Haltung gegenüber Kyjiw stetig zu ändern scheinen.
Frankreichs Verteidigungsminister Lecornu bestätigte, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt 15 Länder an einer Fortsetzung des Prozesses "zur Stärkung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine" interessiert sind.
Ein weiteres Treffen mit allen Verteidigungsministern, die an der Ausarbeitung konkreterer Vorschläge interessiert sind, ist in zwei Wochen geplant - ebenfalls ohne die USA.
Europa "kann es sich nicht leisten, Zeit mit unnötiger Bürokratie zu verschwenden"
Die europäischen Verteidigungsminister betonten auch, dass sie der Ukraine weiterhin helfen werden. Das Vereinigte Königreich hat 4,5 Milliarden Pfund (5,3 Milliarden Euro) an Hilfe für 2025 zugesagt. Polen, Frankreich und andere Länder werden zusätzliche militärische Ausrüstung bereitstellen.
In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Minister die Notwendigkeit, durch eine Aufstockung der Verteidigungshaushalte und eine Steigerung der Rüstungsproduktionskapazitäten auf dem gesamten Kontinent stärkere europäische Fähigkeiten zu gewährleisten.
Die Verwirklichung einer kohärenten europäischen Verteidigungsstrategie ist jedoch nach wie vor mit Hindernissen verbunden.
Jedes nationale Militär arbeitet mit seiner eigenen Ausrüstung, was die Interoperabilität und gemeinsame Ausbildungsbemühungen einschränkt.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte die Notwendigkeit eines koordinierteren Ansatzes bei der militärischen Beschaffung und warnte, der Kontinent könne es sich nicht leisten, "Zeit mit unnötiger Bürokratie zu verschwenden".
Dass europäische Friedenstruppen in die Ukraine entsandt werden sollen, wird jedoch immer unwahrscheinlicher.
"Wir sind noch nicht so weit", sagte Lecornu und nannte stattdessen zwei unmittelbare Sicherheitsprioritäten: die Sicherung des Schwarzen Meeres und den Schutz der ukrainischen Atomkraftwerke.
Lecornu ging auch auf die Bedenken hinsichtlich der langfristigen Sicherheit der Ukraine ein und wies Vorstellungen über eine entmilitarisierte Zukunft des Landes zurück.
Sein italienischer Amtskollege, Guido Crosetto, schloss sich dieser Meinung an und erklärte: "Es gibt keine Zukunft für die Ukraine ohne die Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen; eine entmilitarisierte Ukraine gibt es nicht."