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Außenministerin Joly: Kanada "geht voran" gegen Trumps Zölle

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Von Shona Murray
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Kanada ist bereit, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen und in einem sich abzeichnenden Handelskrieg die Führung gegen die Vereinigten Staaten zu übernehmen, und möchte Europa und den Rest der Welt mit ins Boot holen, so Außenministerin Mélanie Joly in einem exklusiven Interview mit Euronews.

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Kanada "geht voran" gegen Trumps Handelskrieg und hat Gegenzölle auf amerikanische Waren im Wert von 60 Milliarden Dollar verhängt. Das Land ruft auch Europa dazu auf, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wie aus einem Exklusivinterview der kanadischen Außenministerin Mélanie Joly mit Euronews hervorgeht.

Joly möchte, dass der Rest der Welt Gegenmaßnahmen gegen Trumps Zölle ergreift, und sagte, dass auch die amerikanische Bevölkerung ihre Stimme erheben müsse, da auch ihre Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden.

Obwohl Kanada bei Trumps Ankündigung von Zöllen gegen mehr als 180 Länder am vergangenen Mittwoch nicht erwähnt wurde, gehörte es zu den ersten Ländern, die Wochen zuvor in die Schusslinie gerieten, als das Weiße Haus drastische Steuern auf wichtige kanadische Exporte wie Stahl und Aluminium ankündigte.

"Wir waren der Kanarienvogel in der Kohlemine. Wir unterliegen drei Präsidialerlassen aus dem Weißen Haus. Einer betrifft unsere ganze Wirtschaft und sieht Zölle in Höhe von 25 % vor, die wir teilweise pausieren konnten, aber 40 % aller Waren, die in die USA verschickt werden, unterliegen noch dem Zollsatz von 25 %. Unsere Stahl- und Aluminiumexporte in die USA unterliegen auch 25 % Zöllen und wir haben auch 25 % Zölle auf unseren Automobilsektor", erklärte Joly gegenüber Euronews.

Als Reaktion darauf kündigte Kanada Zölle in Höhe von 60 Milliarden Dollar auf amerikanische Waren an, die nach Kanada eingeführt werden. Für Joly sind Gegenzölle die einzige Möglichkeit, Trumps Pläne zu durchkreuzen und ihn zum Einlenken zu zwingen, auch wenn das Weiße Haus vor Vergeltungsmaßnahmen gewarnt hat.

"Wir verteidigen uns. Wir haben diesen Handelskrieg nicht angezettelt, und da wir das amerikanische Volk so gut kennen, ist uns klar, dass die Amerikaner die Maßnahmen des Weißen Hauses nicht gutheißen", sagte sie.  "Millionen von Arbeitsplätzen in den USA können durch einen Handelskrieg mit Kanada wegfallen."  

Joly hofft, dass sich andere diesem Kampf anschließen werden. "Wir sind nicht nur führend, sondern auch das Land, das derzeit die meisten Gegenzölle auf US-Waren verhängt hat. Wir arbeiten mit der EU zusammen. Ich hatte gerade erst ein Gespräch mit dem EU-Handelskommissar Šefčovič. Wir arbeiten auch mit asiatischen Partnern zusammen und werden weiterhin maximalen Druck ausüben."

Sie appelliert auch an die Bürgerinnen und Bürger Amerikas, eine entscheidende Rolle im Handelskrieg zu übernehmen. "Die einzige Möglichkeit, Präsident Trump von seinem Handelskrieg abzubringen, besteht darin, dass die Amerikaner selbst sagen, dass es genug ist. Es liegt an ihnen, politischen Druck in ihrem eigenen System zu erzeugen, um eine Veränderung herbeizuführen", so Joly.  

Trumps Angriffe auf Kanada

Zusätzlich zur Erhebung von Zöllen hat Präsident Trump seine Aggressionen gegen Kanada weiter verstärkt und sogar angeregt, dass Kanada der 51. Bundesstaat der USA werden könnte – eine Äußerung, die Joly ernst nimmt.  

"Wenn Präsident Trump spricht, hören wir zu und wir nehmen ihn beim Wort. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass er die mächtigste Person der Welt ist und als solche über zahlreiche Instrumente verfügt", macht Joly deutlich.  

Sie zweifelt nicht daran, dass Trumps Sticheleien und Drohungen gegen die Souveränität Kanadas die kanadische Öffentlichkeit geeint haben und dass sich die Bürger gegen diesen Gedanken auflehnen. "Die Leute sagen ganz klar, dass das niemals passieren wird. Wir werden niemals die Vereinigten Staaten sein. Wir können eure besten Freunde, eure besten Nachbarn und eure besten Verbündeten sein, aber vergesst es – wir werden niemals euer 51. Staat sein", bekräftigte Joly.  

Koalition der Willigen

Nach drei Jahren voller Unterstützung für die Ukraine hat sich Kanada der sogenannten "Koalition der Willigen" angeschlossen und Joly schließt die Entsendung von Bodentruppen nach dem Vorbild anderer NATO-Mitglieder wie Frankreich und Großbritannien nicht aus.  

"Vor Beginn des Krieges hatte Kanada bereits 30.000 ukrainische Soldaten ausgebildet. Wir verfügen über Erfahrung in der Ausbildung und bilden Ukrainer weiterhin sowohl im Land als auch außerhalb des Landes aus", so Joly.  

Die Ministerin ist der Ansicht, dass die Ukraine für Kanada ebenso wie Europa eine Frage der persönlichen Sicherheit darstellt. "Wenn wir die Ukraine nicht unterstützen, leben wir neben einem sehr gefährlichen Russland, was sowohl für die Europäer als auch für uns in der Arktis ein Problem darstellt. Präsident Putin kennt keine roten Linien", fügte Joly hinzu. Sie warnte davor, dass der Westen einem möglichen russischen Angriff auf die NATO ausgeliefert sein könnte, wenn es nicht gelinge, eine gute Einigung in der Ukraine zu erzielen.  

Druck in der Arktis

Ein weiteres wichtiges Thema für Joly ist die Sicherheit in der Arktis, insbesondere angesichts der Drohungen von Präsident Trump, Grönland zu annektieren – ein Angriff auf die Souveränität des autonomen dänischen Territoriums. Joly ist weiterhin offen für eine Stärkung der Sicherheit in der Arktis innerhalb der NATO, um der militärischen Zusammenarbeit zwischen China und Russland entgegenzuwirken, betont jedoch, dass solche Bemühungen die Souveränität nicht untergraben dürfen.  

"Ich teile die Bedenken der Vereinigten Staaten. Wir können daran arbeiten, diese Bedenken gemeinsam anzugehen, aber nicht auf Kosten unserer Souveränität oder der unserer Verbündeten. Die Souveränität Kanadas und Dänemarks muss respektiert werden, Punkt", stellte Joly klar.

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