Papst Franziskus hat viele Dinge anders gemacht als sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI. Wer könnte ihn nach dem diesjährigen Konklave ersetzen?
Papst Franziskus ist tot, wie der Vatikan mitteilte. Er starb in den frühen Morgenstunden des Ostermontags. Noch am Vortag hatte er an der Osterpredigt auf dem Petersplatz teilgenommen, die von Tausenden Gläubigen in Rom verfolgt wurde.
Für viele galt Franziskus – der erste nicht-europäische Papst seit mehr als 1.200 Jahren – als Reformer. Ein Etikett, das auf seinen Vorgänger Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Josef Ratzinger, nicht zutraf.
Ratzinger wurde am 19. April 2005 der erste deutsche Papst seit Jahrhunderten und ging in die Geschichte ein, als er spektakulär und freiwillig zurücktrat. Nach seinem Rücktritt lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 2022 zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.
Franziskus bezeichnete Ratzinger als einen „edlen, sanften Menschen“, als dieser zehn Jahre nach seinem Rücktritt starb. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte ihn eine „prägende Figur“ der Kirche, eine „kämpferische Persönlichkeit und einen klugen Theologen“.
Ratzingers Pontifikat war jedoch nicht unumstritten. Im Gegensatz zu Franziskus sprach er sich gegen eine Modernisierung der Kirche aus und folgte damit dem Kurs seines Vorgängers – was ihm viel Kritik einbrachte.
Seine Amtszeit wurde zudem von einem weitreichenden Missbrauchsskandal überschattet. Ihm wurde vorgeworfen, während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising Missbrauchsfälle nicht angemessen behandelt zu haben. Die katholische Kirche stürzte dadurch in eine tiefe Krise.
Was folgt nach dem Tod von Papst Franziskus – und könnte der nächste Papst ein Deutscher sein?
Wie wird der nächste Papst gewählt?
Nach einer neuntägigen Trauerzeit und dem Begräbnis von Franziskus, bekannt als Novendiale, wird die katholische Kirche das nächste Konklave einberufen. Der streng abgeschirmte Wahlprozess findet traditionsgemäß in der Sixtinischen Kapelle in Rom statt.
Dort kommt das Kardinalskollegium zusammen, um das neue Kirchenoberhaupt zu bestimmen. Nach den Regeln vom 22. Januar 2025 gibt es 138 wahlberechtigte Kardinäle unter insgesamt 252. Wahlberechtigt sind nur Kardinäle unter 80 Jahren.
Täglich finden bis zu vier Wahlgänge statt, bis ein Kandidat die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht. Das Verfahren dauert in der Regel 15 bis 20 Tage. Eine zeitliche Begrenzung gibt es jedoch nicht: 1939 dauerte das Konklave, in dem Papst Pius XII. gewählt wurde, nur einen Tag. Das längste bekannte Konklave begann 1268 in Viterbo und dauerte neun Jahre.
Papst Franziskus wurde nach fünf Wahlgängen in zwei Tagen gewählt, Benedikt XVI. nach vier Wahlgängen ebenfalls in zwei Tagen.
Die katholische Kirche bleibt bis zur Wahl eines neuen Papstes ohne Oberhaupt. In dieser Zeit übernimmt das Kardinalskollegium gemeinsam die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten.
Wer könnte der nächste Papst werden?
Diese deutschen Kardinäle werden am Konklave in Rom teilnehmen: Gerhard Ludwig Müller, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.
Alle drei gelten derzeit jedoch nicht als papabile, also als aussichtsreiche Papstkandidaten. Dennoch, das Verfahren ist offen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, ein Theologe mit enger Verbindung zu Papst Franziskus, galt noch vor wenigen Jahren als ernsthafter Anwärter.
Der 71-Jährige Marx war einst einer der einflussreichsten Geistlichen Europas. Sein Umgang mit Missbrauchsfällen stieß jedoch auf Kritik – auch seitens Fachleuten. Im Jahr 2021 bot er Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising an, der jedoch abgelehnt wurde.
Papst Franziskus berief ihn 2013 in den Kardinalsrat, sein zentrales Beratergremium. 2023 jedoch endete dieses Mandat – Franziskus berief ihn nicht erneut. Trotz seiner weitreichenden internationalen Vernetzung innerhalb der Weltkirche gilt eine Wahl zum Papst als eher unwahrscheinlich.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ein gebürtiger Mainzer, war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg und ist seit 2021 Richter an der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht der römischen Kirche. Er ist der Lieblingsgegner aller deutschen Katholiken, die ihre Kirche derzeit mit dem sogenannten Synodalen Weg auf Reformkurs bringen wollen.
Wäre Benedikt nicht ein Jahr später zurückgetreten, hätte Müller sein Amt vermutlich weiterhin inne. Doch Papst Franziskus entschied sich dagegen, seine Amtszeit zu verlängern – und teilte ihm dies erst eine Woche vor Ablauf bei ihrer letzten gemeinsamen Sitzung mit.
Kardinal Rainer Maria Woelki steht an der Spitze des Erzbistums Köln, das unter seiner Leitung seinen langjährigen Status als größtes deutsches Bistum – gemessen an der Zahl der Katholikinnen und Katholiken – an das benachbarte Münster verlor. Zum Rückgang beigetragen hat unter anderem Woelkis umstrittene Kommunikation bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt – selbst vom Papst wurde sie kritisiert. In der Folge traten zwischen 2021 und 2023 über 130.000 Menschen im Erzbistum Köln aus der katholischen Kirche aus.
Wer hat gute Aussichten auf den Papst-Thron?
Realistischere Optionen sind Kardinal Pietro Parolin, seit 2013 Staatssekretär des Vatikans. Der 70-jährige Italiener gilt seit Langem als gemäßigte Stimme innerhalb der Kirche und vermeidet klare Zuordnungen zum „linken“ oder „rechten“ Lager.
Auch der Ungar Péter Erdő wird als möglicher Kandidat gehandelt. Der 72-Jährige ist ein überzeugter Marienverehrer und widmet seine spirituelle Praxis der Gottesmutter Maria. Erdő hat sich als konservative Stimme profiliert – so lehnt er etwa den Empfang der Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete ab.
Würde Kardinal Luis Antonio Tagle gewählt, wäre er der erste asiatische Papst der Geschichte. Der 67-Jährige von den Philippinen ist derzeit Pro-Präfekt im Dikasterium für Evangelisierung. Tagle wird dem eher progressiven Flügel zugerechnet. Er kritisierte wiederholt die Haltung und Sprache der Kirche gegenüber Homosexuellen, alleinerziehenden Müttern und geschiedenen Katholiken.