Europa ist die Heimat von über zwei Millionen Forschenden – und die EU will noch viele weitere anziehen, insbesondere seit die US-Regierung der Wissenschaft zunehmend Beschränkungen auferlegt.
Die Europäische Kommission hat in diesem Monat ein neues Paket von 500 Millionen Euro für den Zeitraum 2025-2027 vorgestellt, wovon ein Teil speziell für Forschungsprojekte mit industriellen Anwendungen vorgesehen ist.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte in einer Rede an der Pariser Sorbonne-Universität, die EU müsse "für die Wissenschaft einstehen". Sie betonte, Forschung sei "der Treibstoff für Wachstum und Fortschritt", werde aber "in der heutigen Welt zunehmend infrage gestellt".
Die Haushaltskürzungen der US-Regierung werden als Chance gesehen, Talente nach Europa zu holen, wie Ekaterina Zaharieva, EU-Kommissarin für Start-ups, Forschung und Innovation, bestätigte.
"In Europa machen wir die Dinge anders. Wir schreiben den Forschenden nicht vor, wie und was sie forschen sollen. Wir respektieren ihre Freiheit zu forschen und sie sind in Europa willkommen", bekräftigte Zaharieva gegenüber Euronews.
Ein neues Gesetz zum Europäischen Forschungsraum soll die Freiheit der Wissenschaft gesetzlich absichern.
"In Deutschland beispielsweise gilt die Freiheit von Wissenschaft und Forschung als Grundrecht und ist bereits in der deutschen Verfassung verankert", erklärt Amandine Hess, die für Euronews über die Ankündigung berichtete.
Das Geld ist knapp und das Paket reicht vielleicht nicht aus
Ein neues Stipendium mit einer Laufzeit von sieben Jahren bietet den Forschenden langfristige Karriereperspektiven, und Forschende, die nach Europa ziehen, erhalten zusätzlich zum Stipendium einen Zuschuss (der Betrag wird in diesem Jahr verdoppelt).
Doch die Bürokratie, mit der Forschende bei der Beantragung von Fördermitteln konfrontiert sind, sowie die Herausforderungen für Institutionen mit knappen Budgets zeigen, dass die EU ihren Ankündigungen bislang nicht gerecht wird.
"Wir konzentrieren uns sehr darauf, die Bürokratie abzubauen, den Berichtsaufwand zu reduzieren und das Programm insbesondere für kleinere Forschungseinrichtungen und Unternehmen zugänglicher zu machen, damit die Antragstellenden Zeit und Geld sparen", so die EU-Kommissarin in Bezug auf Horizont Europa, das wichtigste Finanzierungsprogramm der EU für Forschung und Innovation.
Horizont Europa verfügt über ein Budget von 93 Milliarden Euro im Rahmen des siebenjährigen Finanzrahmens der EU. Aber die Mitgliedstaaten sind für die nationalen Investitionen verantwortlich, bei denen es erhebliche Unterschiede gibt: Belgien gibt 3,4 % seines BIP aus, Rumänien dagegen nur 0,4 %.
Insgesamt gibt die EU 2,2 % ihres BIP für die Forschung aus, und die Kommission hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 3 % zu erreichen. Aber selbst dieser Wert liegt deutlich unter dem anderer fortgeschrittener Regionen, wie den Vereinigten Staaten mit 3,5 % und Japan mit 3,3 %.
Forschende befürchten, dass die Mittel für Forschung im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen der EU nicht ausreichen werden.
"Öffentliche Mittel werden niemals ausreichen. Die Kommission konzentriert sich daher darauf, wie man mehr Investitionen aus dem Privatsektor für Forschung und Innovation erzielen kann", so Zaharieva.
"Aber wir hinken hinterher, wenn es darum geht, neues Wissen an den Markt weiterzugeben, und genau darum geht es beim Wettbewerbsfähigkeitsfonds. Der Forschungsrahmen ist in unseren Verträgen, doch die Verbindung zur Wettbewerbsfähigkeit ist für die praktische Umsetzung entscheidend", erklärte sie.
Sehen Sie sich das Video hier an!
Journalistin: Isabel Marques da Silva
Inhaltsproduktion: Pilar Montero López
Videoproduktion: Zacharia Vigneron
Grafiken: Loredana Dumitru
Redaktionelle Koordination: Ana Lázaro Bosch und Jeremy Fleming-Jones